Bildung mit Rendite

Von Jacqueline Boysen · 27.05.2008
Kleine Klassen, individuelle Förderung, bilingualer Unterricht und Ganztagsbetreuung: Die private Schule Phorms bietet ihren Schülern schon einiges. Das besondere daran ist jedoch, dass die Schule eine Aktiengesellschaft ist und mit der Bildung irgendwann Geld verdienen will.
In der Grundschule von Phorms tollen Kinder über die Gänge, eine Klasse sammelt sich zum Sportunterricht und Lehrer drucken noch rasch Unterrichtsmaterial aus. Äußerlich unterscheidet sich eine Phorms-Schule kaum von anderen modernen Bildungseinrichtungen.

Das Konzept des Privatschulnetzwerks aber ist einmalig in Deutschland: Phorms ist eine Aktiengesellschaft. Die einzelnen Schulen in Berlin, Frankfurt, München und Köln sind Töchter dieser AG und selbst gemeinnützige GmbHs. Die Schulen erhalten von der Konzernmutter Kredite und überlassen ihr das Personalmanagement. Das war die Idee der Investoren, die Phorms mit einem Grundkapital von 11 Millionen Euro ausgestattet haben.

Sie verstehen sich als social entrepreneurs, als Unternehmer im Sozialsektor wie auch mit sozialem Engagement, meint Bea Beste, Vorstandsvorsitzende der Phorms Management AG
"Wir haben bewusst geguckt, wir investieren Geld in eine Sache, die sich auch rentiert, aber nicht für die schnelle Rendite, ja, wir investieren, aber das ganze ist für Bildung."

Die gemeinnützigen Ganztagsschulen von Phorms erheben selbstverständlich Schulgeld: zwischen 230 und 890 Euro pro Monat zahlen die Eltern für den bilingualen Unterricht - je nach Einkommen gestaffelt. In der Grundschule in Berlin rangieren die meisten Schüler mit 300 Euro pro Monat im unteren Drittel der Schulgeldstaffel - für Bea Beste Beleg dafür, dass Phorms keine Schule für Millionärskinder ist.

Die Schule verspricht kleine Klassen, deutsch-englischen Unterricht, individuelle Förderung und Betreuung der Schüler und dies wohlgemerkt bis 18 Uhr. Einem speziellen pädagogischen Konzept seien die Lehrer bei Phorms nicht verpflichtet, wohl aber einer Idee:

"Wir verfolgen eine unternehmerische Pädagogik. Wir wollen das Unternehmertum in Kindern fördern. Das heißt nicht Wirtschaft, das heißt sie sollen eigene Ideen entwickeln und sie später in die Realität umsetzen. Diesem Gedanken folgt bei uns die Pädagogik."

Wer Phorms den Vorwurf macht, hier würden Gewinne maximiert, der täusche sich, denn das erwirtschaftete Geld werde reinvestiert, verteidigt Vorstandschefin Beste das Prinzip der Phorms AG

"Der Investor und wir erwarten ganz andere Dinge, die viel wichtiger sind: Top-Qualität in den Schulen, eine Unternehmensstruktur, die sich messen kann mit Top- Unternehmen, dann können wir über einen Börsengang nachdenken, aber wir müssen erstmal laufen können, bevor wir fliegen."

Sie können zu dem Thema auch ein Gespräch mit Enja Riegel hören. Sie war Schulleiterin der vielfach ausgezeichneten Helene-Lange-Schule in Wiesbaden und hat aus Frust über die Unbeweglichkeit staatlicher Schulpolitik selber eine Privatschule gegründet. MP3-Audio