Bildende Kunst

"Diese ganze Verunsicherung"

Moderation: Sigrid Brinkmann  · 25.04.2014
Mit nur 28 Jahren starb 1931 der Jazzmusiker Bix Beiderbecke. Seine Lebensgeschichte hat die Künstlerin Michaela Melián zu einer Collage inspiriert, die seit heute in den Räumen des Badischen Kunstvereins zu sehen ist. Auch ein Theaterstück hat bei dem Werk eine Rolle gespielt.
Sigrid Brinkmann: "Mist", das ist der feine Dunst, Nebel, der sich leicht verziehen kann. Bewegt man sich wie im Schleier, wenn man die von Ihnen gestalteten Räume betritt?
Michaela Melián: Eher weniger, also ich habe da jetzt keine Nebelmaschine angeworfen, sondern es geht eher um diese ganze Verunsicherung, die ich in diesem Tableau eigentlich ausbreite, dass es für mich selber oder auch natürlich wahrscheinlich für viele andere auch sozusagen so eine Problematik gibt, wie man mit solchen Kontexten, die ich jetzt in der Ausstellung verhandele, umgeht. Und gleichzeitig ist es natürlich auch eine Referenz an ein Musikstück, das 'In a Mist' heißt, was aus der selben Periode eigentlich der zweiten Hälfte der 20er-Jahre ist, wie dieses Theaterstück, das ich in Moskau gefunden habe und das sozusagen der ganzen Ausstellung zugrunde liegt als Thematik.
Brinkmann: Sie hatten, Frau Melián, erwähnt, dass Sie in Moskau ein Theaterstück gefunden haben. Haben Sie das vorsätzlich gesucht oder ist Ihnen das zufällig unter die Hand gekommen?
Melián: Also ich würde jetzt wirklich sagen, das Theaterstück hat mich gefunden. Es war ein absoluter Zufall. Ich war einfach im Museum und habe von einem ... ganz, ganz zufällig eine kleine Ausstellung angeschaut von einem Architekten, der beim Palast der Sowjets, bei diesem ganzen Wettbewerb, beteiligt war. Und der hatte gerade so eine kleine Show, weil sein Nachlass an das Museum gegeben worden war, und er hatte eben in den 20er-Jahren davon gelebt, dass er auch für, sagen wir mal, so postrevolutionäre Zusammenhänge Bühnenbilder entwickelt hat.
Und da habe ich zwei kleine Aquarelle gesehen. Und ich kann jetzt kein Russisch, aber man versucht ja immer dann das Kyrillisch zu entziffern, und dann stand da: 'Fritz Bauer'. Und das hat mich so irritiert, dass ich dann die ganzen Untertitel da fotografiert habe. Und dann Moskauer Künstler, die eben Englisch können, haben mir das dann übersetzt, und da hab ich eben dann rausgefunden, dass es da ein Theaterstück gab, 1929, was in Moskau geschrieben wurde, von einem Künstlerkollektiv.
Und in Deutschland beziehungsweise Bayern unserer Tage steht im Untertitel: "Handelt". Und der Protagonist ist ein Junge, ein Zwölfjähriger, der heißt eben Fritz Bauer. Und dann habe ich mich auf die Suche gemacht nach dem Theatertext, und mithilfe von vielen Leuten in Moskau habe ich irgendwann nach einem Jahr dieses Typoskript dann gefunden und später dann auch noch ein paar Abbildungen von Aufführungen und auch noch einen Text der Autorin und Regisseurin Natalya Sats. Und das ist jetzt alles sozusagen nach langer Reise irgendwie in diese Ausstellung eingeflossen, dieses ganze Material.
Das vollständige Gespräch mit Michaela Melián können Sie mindestens bis 25. September in unserem Audio-on-demand-Player nachhören.
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