"Bild" versus Drosten

Wichtig ist, dass die Medien sorgsam arbeiten

07:07 Minuten
13.02.2020, Berlin: Christian Drosten, Direktor des Instituts für Virologie, informiert über das neuartige Coronavirus.
Dass Christian Drosten sich gegen die "Bild"-Berichterstattung wehrt, sei gut, meint Medizinethikerin Alena Buyx. © picture alliance / Britta Pedersen / dpa-Zentralbild
Alena Buyx im Gespräch mit Sigrid Brinkmann · 26.05.2020
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Die Methoden der "Bild"-Zeitung müsse sich der Virologe Christian Drosten nicht gefallen lassen, meint Ethikrat-Mitglied Alena Buyx. Gerade im Zusammenhang mit Corona sei die Arbeitsweise des Boulevardblatts "besonders problematisch".
"Methoden, bei denen man Zitate bringt, die man aus dem Zusammenhang reißt oder mit den Quellen gar nicht mehr spricht, sind immer problematisch. Sie sind auch in diesem Fall sehr problematisch und natürlich ganz besonders problematisch, wenn es um Fragen geht, die uns im Moment alle so umtreiben", erklärt Alena Buyx, die Mitglied im Ethikrat ist.

Für Politikberatung nicht ausgebildet

Journalisten müssten da einfach noch lernen, dass sie sich so nicht verhalten dürften, meint die Professorin für Medizinethik. Aber auch Wissenschaftler durchliefen gerade einen Lernprozess: "Wir sind in der Wissenschaft nicht ausgebildet für diese Art von Wissenschaftskommunikation und letztlich auch nicht wirklich für diese Art von Politikberatung."
Alena Buyx ist Professorin für Medizinethik. Sie leitet ein Institut in München und ist Mitglied im Ethikrat.
Es wäre schade, wenn Wissenschaftler, die "skrupulös" arbeiteten, aufhören würden, ihre Ergebnisse zu kommunizieren, sagt Alena Buyx.© imago images / Jürgen Heinrich
Für viele Wissenschaftler sei es herausfordernd, dass ihre Ergebnisse "in ganz anderer Art und Weise, als das normalerweise in der wissenschaftlichen Community passiert, in die Öffentlichkeit geraten". Dabei seien die Wissenschaftler aber nicht in der Pflicht, ihre Erkenntnisse zu "dosieren":
"Wissenschaft ist immer in einem Vergewisserungsprozess. Wissenschaft setzt sich Kritik aus. Wissenschaft arbeitet mit Vorergebnissen. Das gehört einfach zum Prozess der Wissenschaft dazu."

Sorgsamer Umgang mit Wissenschaftskommunikation

Allein beim "wie" könnten Wissenschaftler an ihrer Kommunikation arbeiten: "Es ist notwendig, ein Bewusstsein dafür zu haben, dass man einfach einmal mehr darüber nachdenkt, wie und wann man etwas kommuniziert."
Dennoch wäre es sehr schade, wenn Kollegen aufhören würden, Wissenschaftskommunikation in dieser Art und Weise zu betreiben.
Dass diejenigen Wissenschaftler, die "eine Prominenz erfahren, die wirklich in den Schatten stellt, was ansonsten an medialer Aufmerksamkeit der Wissenschaft zukommt", irgendwann genug hätten, könne Buyx gut verstehen. Genau deswegen sei es ganz wichtig, "dass die Medien damit auch sorgsam umgehen".
(kpa)
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