Manifesta statt Mafia

Kann die Kunst Palermo retten?

Arbeit des Künstler-Duos Cooking Sections auf der Manifesta 12 in Palermo.
Arbeit des Künstler-Duos Cooking Sections auf der Manifesta 12 in Palermo. © Lena Klimkeit/dpa
Claudia Wheeler im Gespräch mit Marietta Schwarz · 14.06.2018
Palermo verbinden viele mit Mafia und Misswirtschaft. Die Manifesta, die europäische Biennale für zeitgenössische Kunst, soll nun einen Wandel in die Stadt bringen, hofft Bürgermeister Leoluca Orlando. Kann das gelingen?
Sizilien gilt seit Jahrzehnten als der verlorene Posten Italiens. Nun soll Kunst und Kultur retten, was bisher nicht zu retten war. Der Titel Kulturhauptstadt Europas 2018 und die diesjährige Manifesta in Palermo sollen zu einer Renaissance der Stadt beitragen. Das hofft zumindest Bürgermeister Leoluca Orlando, der der Mafia den Kampf angesagt hat.
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Unser Reporter Vladimir Balzer im Gespräch mit Palermos Bürgermeister Leoluca Orlando.© Foto: Deutschlandradio / Vladimir Balzer

Kunst in Ruinen

"Es gibt keine Stadt in Europa, die sich kulturell so verändert hat wie Palermo in den letzten 40 Jahren", sagte Orlando im Deutschlandfunk Kultur. Früher sei Palermo die Hauptstadt der Mafia gewesen, heute sei es die Hauptstadt der Kultur. "Das ist ein großer Erfolg."

Das Interview mit Leoluca Orlando können Sie hier nachhören: Audio Player

Ein Aufschwung durch Kultur? - Damit der Wandel auch wirklich gelingt, hat die Stadt das Büro des niederländischen Architekten Rem Koolhaas (OMA) mit dem Konzept der Manifesta beauftragt: Damit hätten sie sich "wirkliche Profis ins Haus geholt", sagt Claudia Wheeler, die für Deutschlandfunk Kultur aus Palermo berichtet.
Für unsere Sendung "Fazit" in Palermo: Vladimir Balzer, Claudia Wheeler, Thomas Schütt, Susanne Burkhardt (v.l.n.r.)
Unser "Fazit"-Team in Palermo: Vladimir Balzer, Claudia Wheeler, Thomas Schütt und Susanne Burkhardt © Deutschlandradio / Vladimir Balzer
Man habe "sich entschieden, die historische Altstadt zu bespielen". Vor allem die vielen alten, nicht mehr genutzten Paläste und Kirchen. Prunkvolle Bauten aus dem 19. und 18. Jahrhundert, die seit Jahrzehnten verfallen – und jetzt teilweise restauriert werden oder wurden. In diesen halben Ruinen stellen nun die Künstler aus, beschäftigen sich dabei mit aktuellen Themen wie Migration oder dem Umgang mit Flüchtlingen. "Und dabei treten die Werke leider manchmal in Konkurrenz mit den Bauwerken, die wirklich sehr beeindruckend sind."

Gemeinsam in der Vielfalt

Mit dabei sind beispielsweise das "Peng Collective" mit "Werde Fluchthelfer" (von 2015) oder eine Arbeit von "Forensic Architecture", die einen Fall rekonstruieren, in dem die italienischen Behörden die Organisation "Jugend rettet" angeklagt hat, "die Flüchtlinge im Mittelmeer gerettet und nach Italien gebracht hatte".
Das Motto der Manifesta gebe aber der botanische Garten vor, sagt Wheeler: Dieser wurde im 18. Jahrhundert als eine Art Laboratorium angelegt, "um verschiedene Pflanzenarten aufzuziehen und zu kreuzen". Eine Metapher für die Gesellschaft und insbesondere für Palermao, "weil hier schon immer verschiedene Kulturen zusammengelebt haben". (lk/uk)
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