Bernhard Schlink zur US-Wahl

"Das Ende des Westens, wie wir ihn kannten "

Bestseller-Autor Bernhard Schlink
Bestseller-Autor Bernhard Schlink © Deutschlandradio / Manfred Hilling
Bernhard Schlink im Gespräch mit Anke Schaefer · 09.11.2016
Die tieferen Gründe für Donald Trumps Wahlsieg sind dem Schriftsteller Bernhard Schlink zufolge weißer Rassismus und Frauenfeindlichkeit. Für die deutsch-amerikanischen Beziehungen erwartet der in New York lehrende Jurist eine Verschlechterung.
Der Schriftsteller und Jurist Bernhard Schlink verbringt jedes Jahr mehrere Monate in den USA. Auch am Wahltag war er dort - als Wahlhelfer für die Demokraten.
Von der Niederlage Hillary Clintons und dem Sieg des republikanischen Gegenkandidaten Donald Trumps zeigte sich Schlink fassungslos.

Mit Trump drohen außenpolitische Abenteuer

"Nach dem Brexit-Desaster jetzt das Trump-Desaster", sagte Schlink im Deutschlandradio Kultur. Dies wird nach Ansicht des Schriftstellers eine deutliche Verschlechterung der deutsch-amerikanischen Beziehungen und der Beziehungen Amerikas zum Westen mit sich bringen: "Ich denke, die Wahl von Trump, das ist das Ende des Westens, wie wir ihn kannten und – bei allen Problemen – mochten."
Noch sei nicht absehbar, wie Trump gegenüber den westlichen Alliierten oder etwa gegenüber Putin auftreten werde. "Aber das kann alles ganz abenteuerlich werden."

Weißer Rassismus und Sexismus brachten Trump den Sieg

Trumps erklärte Schlink zum Teil mit Versuchen der Republikaner, Anhänger der Demokraten durch Veränderung der Öffnungszeiten der Wahllokale am Wählen zu hindern, zum Teil mit dem "Spiel, das der FBI gespielt hat: mit der Enthüllung, die dann gar keine war, aber die natürlich die Wähler verstört und von Hillary Trump zugetrieben hat".
Die tiefere Ursache sei jedoch "das Ausmaß an Hass, das es in der weißen Bevölkerung schon gegen Obama gab", betonte Schlink. "Das ist einfach Rassismus, und Obama hat trotzdem gewonnen, weil er die Schwarzen und die Latinos in einer Weise mobilisieren konnte, in der Hillary das nicht mehr konnte."
Auch gebe es in den USA eine Frauenfeindlichkeit, "die es bei uns so nicht gibt".
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