Berliner Filmfestspiele 2017

Diese Berlinale-Momente werden bleiben

Schauspieler Sakari Kuosmanen auf der Berlinale 2017
Überzeugte auch mit seinem Gesang auf einer Pressekonferenz: Schauspieler Sakari Kuosmanen bei der Berlinale 2017 © picture alliance / dpa / Britta Pedersen
Von Anna Wollner · 18.02.2017
Regisseur Aki Kaurismäki dachte laut über die "Islandisierung" Europas nach, sein Hauptdarsteller Sakari Kuosmanen sang einen finnischen Tango: zwei der unvergesslichen Momente der Berlinale 2017.
Es ist dieser eine Moment, der immer wiederkommt. Jedes Jahr, jeden Tag, vor jedem Film. Ein Berlinale- Déjà-vu. Jener Moment, wenn – kurz nachdem sich der Vorhang öffnet – erst ein paar große goldene Bären umeinander tanzen, sie zu einer Kugel werden, in die Tiefe der Leinwand verschwinden, um dann mit einem leisen Knall zu explodieren.
Ein goldenes Feuerwerk füllt die Leinwand. Die Umrisse eines großen Bären als Silhouette bleibt zurück bis auch diese verglüht ist. Der Moment, in dem jeder weiß, jetzt geht es los und eine wohlige Gänsehaut aufkommt.

Keine Angst vor der "Islandisierung" Europas

Für Gänsehaut sorgte auch Regisseur Aki Kaurismäki. Nicht nur mit seinem Bärenfavoriten "Die andere Seite der Hoffnung", sondern auch mit seinem Auftritt auf der Pressekonferenz. Seine Antworten kurz und voller Humor, auf die Frage nach dem Soundtrack sagte er fast patzig:
"Very normal. Some Dialogue and then some music over it."
Die Frage nach der Islamisierung Europas hat er absichtlich falsch verstanden.
"What do you think of the Islamisierung of Europe?" "Could you repeat your question?"
Nein, vor einer Islandisierung Europas habe er keine Angst. Nur weil Island einmal gut Fußball gespielt habe und bei der Europameisterschaft Achter geworden wäre, würden sie jetzt nicht Europa angreifen.
"Icelandisation? Because Iceland is a bit cool in football once it doesn't mean it is an icelandisation of Europe. It is okay, but they were eighth in the championship. That doesn't mean it will conquer Europe…"
Und dann motivierte er noch seinen Hauptdarsteller Sakari Kuosmanen zu singen.
"Do you want to hear a part of a finish tango solo?
Einen finnischen Tango. Ein Pressekonferenz-Moment, der einfach nicht zu toppen ist.

"Oh Gott, ich bin so glücklich. Ich könnt gerade sterben, sorry"

Das Geschehen auf dem roten Teppich wiederum war in diesem Jahr überschaubar, zeichnete sich eher durch eine Abwesenheit von denkwürdigen Momenten aus. Denn viele Stars kamen erst gar nicht. Ewan McGregor nicht zu "Trainspotting 2", Penelope Cruz nicht zu "The Queen of Spain" und Ethan Hawke nicht zu "Maudie". Aber die, die da waren, Richard Gere, Hugh Jackman oder Teenie-Schwarm Robert Pattinson sorgten für Begeisterung. Nicht unbedingt auf, aber allemal neben dem Teppich – bei den weiblichen Fans, die seit den frühen Morgenstunden auf ihren Star lauerten. Und die ganz aus dem Häuschen waren, als Pattinson nach der Pressekonferenz Autogramme schrieb und Selfies machte:
"Wir sind ja heute nicht zur Schule gegangen und so. Es ist so krass, dass Robert uns auch so umarmt hat und wir ein Foto mit ihm haben. Oh Gott, ich bin so aufgeregt, meine Freundin kommt gar nicht mehr klar, oh mein Gott es ist so… Ich bin so glücklich. Ich bin einfach total glücklich, todesglücklich einfach gerade. Er sah so gut aus. Oh mein Gott. Also ich bin echt lange Fan von Robert Pattinson, oh Gott, ich kann gar nicht reden und jetzt hat es einfach geklappt und ich könnt einfach gerade sterben, sorry."
Gestorben ist zum Glück keiner, aber vergessen werden sie diesen Moment wohl nie.

Patrick Stewart gibt sich "very british"

Und dann kam doch noch eine lebende Legende, auf den letzten Drücker sozusagen. Gestern Abend zur Premiere der Comicverfilmung "Logan: The Wolverine". Nein, nicht Hugh Jackman, der arbeitet noch am Legendenstatus, sondern Sir Patrick Stewart. Beim Interview mopst er sich den letzten Keks auf dem Teller und bestellt mit vollem Mund erstmal einen Tee. Very british.
"I've ordered a tea. Mhm. Of course", so Stewart.
Seit über fünfzig Jahren steht er auf der Bühne, seit über vierzig Jahren vor der Kamera. Seine größten Rollen: Shakespeare und Captain Picard in Star Trek. Beide mit einer großen Gemeinsamkeit.
Die Strumpfhosen bei Shakespeare hätten keine Hosentaschen, sagt Stewart, und die Raumanzüge bei Star Trek hätten auch keine. Deswegen habe er gelernt aufrecht zu stehen ohne seine Hände zu verstecken. Selbst als Professor X in den X-Men-Filmen habe er das anwenden können. Denn da sitzt er im Rollstuhl.
Er sei der einzige gewesen, der nach dem "Cut"-Ruf des Regisseurs aufstehen und sich bewegen wollte, sagt er mit einem Lachen, trinkt einen Schluck Tee und verabschiedet sich gemeinsam mit seinem Regisseur James Mangold. Ein Moment, fast so schön, wie das Explodieren der Bären
(tmk)
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