Bericht zur Religionsfreiheit von Christen weltweit

"Ganze Regionen, wo keine Christen mehr leben"

Ein Wächter patrouilliert im Roten Kloster bei Sohag unter dem Kreuz der Kopten (Aufnahme vom 29.1.2010). Christen werden in Ägypten häufig Opfer von Gewalt.
Die Situation habe sich seit dem letzten Bericht 2013 dramatisch verschärft, so Bischöfin Petra Bosse-Huber. © picture alliance / dpa
Petra Bosse-Huber im Gespräch mit Nicole Dittmer und Julius Stucke · 15.12.2017
Welche Probleme haben Christen in der Welt? Damit beschäftigt sich ein Bericht, den die katholische und die evangelische Kirche gemeinsam vorlegen. Die Lage habe sich vor allem im Nahen Osten und in Nordafrika dramatisch verschlechtert, so die Bischöfin Petra Bosse-Huber.
Der "Ökumenische Bericht zur Religionsfreiheit von Christen weltweit" ist heute unter anderem von Petra Bosse-Huber, Vizepräsidentin und Bischöfin der Evangelischen Kirche, vorgestellt worden. Besonders im Nahen Osten und in Nordafrika litten nicht nur Christen, sondern alle religiösen Minderheiten unter staatlichen Repressionen, betonte sie im Deutschlandfunk Kultur:
"Nirgendwo finden so viele gezielte terroristische Attentate auf Glaubensgemeinschaften statt – darunter auch besonders auf christliche Gemeinschaften, die zu einer dieser Minderheiten gehören. Das finde ich besonders dramatisch, weil das ja die Heimatregion aller drei monotheistischen Religionen ist – also Judentum, Christentum und Islam. Und die Vorstellung, dass immer mehr Menschen gerade der christlichen Konfessionen von dort fliehen müssen, weil sie kein Existenzrecht mehr finden, ist außerordentlich bedrohlich."
Die Situation habe sich seit dem letzten Bericht 2013 dramatisch verschärft, sagt Bosse-Huber. Es seien vor allem jüngere Menschen, die deshalb in andere Länder emigrieren. Im Irak seien es beispielsweise zwei Drittel der chaldäischen Christen, die seit 2013 geflohen seien. "Es gibt inzwischen schon ganze Regionen, wo keine Christen mehr leben", erklärte die Bischöfin.

Verbesserte Lage in Nigeria

In Nigeria, wo es zuvor viele Tötungen gegeben habe, habe sich die Lage allerdings verbessert. Dort sei es dem aktuellen Präsidenten gelungen, dass er entschiedene Schritte gegen die Terrororganisation Boko Haram eingeleitet habe – das gelte sowohl in Bezug auf muslimische Minderheiten als auch auf Christen.
Bosse-Huber erwähnte noch ein positives Beispiel aus Europa:
"Wenn Muslime sich gegen Antisemitismus in Europa aussprechen und symbolisch eine Synagoge in Oslo mit einem menschlichen Schutzzirkel umgeben, dann lässt das aufhorchen."
(cosa)
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