Benedikt fordert mehr Liebe

Von Moritz Behrendt · 26.01.2006
"Deus caritas est" - Gott ist Liebe - mit diesen Worten beginnt die Enzyklika des neuen Papstes. Benedikt der Sechzehnte hebt darin einen umfassenden christlichen Liebesbegriff hervor, der die Liebe Gottes zu den Menschen, die Liebe der Menschen zu Gott und die Liebe der Menschen zueinander vereint. Die Nächstenliebe, so Joseph Ratzinger, sei auch die vornehmste Aufgabe der Kirche.
""Liebe ist nicht nur Gefühl. Sie kann eine große Initialzündung sein, aber das Ganze ist die Liebe nicht. Sie ruft auch unseren Willen und unseren Verstand auf den Plan"."

Schreibt der neue Papst. Mit seinen Äußerungen über die göttliche und die menschliche Liebe zielt Benedikt nach Innen: er fordert die Menschen und die Kirche auf, sich der Nächstenliebe als Kern des christlichen Glaubens zu widmen.

Sein Vorgänger war stärker auf die Außenwirkung seiner grundsätzlichen Stellungnahmen bedacht: Johannes Paul der Zweite hatte in seiner ersten Enzyklika das Unheil von Kriegen gegeißelt und die Würde des Menschen hervorgehoben. Dies wurde als Zeichen seines Einsatzes für die Menschenrechte gesehen. Redemptor Hominis - "Der Erlöser des Menschen" hieß diese Enzyklika. Sie ist, wie alle diese päpstlichen Rundschreiben, nach ihren Anfangsworten benannt.

Die Stellungnahmen zu Grundfragen der Zeit und des Glaubens werden in der Regel auf Latein veröffentlicht. Eine Ausnahme machte Papst Pius der Elfte: 1937 sprach er "Mit brennender Sorge" - so der Titel - auf deutsch direkt die Christen im Dritten Reich an.

Seit dem 19. Jahrhundert wenden sich die Päpste in unregelmäßigen Abständen mit Enzykliken an Christen in aller Welt. Johannes Paul der Zweite zum Beispiel verfasste während seines über 26 Jahre währenden Pontifikats vierzehn solcher Lehrschreiben.

Die Aussagen der Rundschreiben gelten zwar nicht als unfehlbar, werden aber doch als offizielle Lehrmeinung der katholischen Kirche angesehen. So bestätigte Papst Paul der Sechste 1967 die kirchliche Ablehnung künstlicher Mittel zur Geburtenregelung. Sein Rundschreiben wurde damals auch als Pillenenzyklika bekannt.

Gerüchte über den Inhalt der ersten Enzyklika des deutschen Papstes kursierten im und um den Vatikan schon seit Monaten. Benedikt schrieb den Text jedoch vorerst auf Deutsch. Dann ließ er ihn noch ins Lateinische übersetzen und von der Glaubenskongregation überprüfen.
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