Benedict Neuenfels

Der die Bilder macht

Der Kameramann Benedict Neuenfels, Preisträger Kamera Kinospielfilm für «Das Wochenende», posiert am 22.06.2013 bei der Verleihung des Deutschen Kamerapreis 2013 in Köln.
Benedict Neuenfels bei der Verleihung des Deutschen Kamerapreis 2013 in Köln © picture alliance / dpa / Horst Galuschka
Moderation: Katrin Heise · 21.02.2018
Die Bezeichnung Kameramann lehnt er ab: Benedict Neuenfels versteht sich eher als Autor, der entscheidend an der Dramaturgie eines Films mitwirkt. Ein Ergebnis seiner Arbeit als Bildgestalter ist aktuell mit dem Fluchtdrama "Styx" von Wolfgang Fischer auf der Berlinale zu sehen.
Benedict Neuenfels hat an vielen Film- und Fernsehproduktionen mitgewirkt – als Director of Photography, Cinematographer, Bildgestalter, oder wie auch immer man die normalerweise in Deutschland verwendete Berufsbezeichnung "Kameramann" vermeiden kann. Diese greift seiner Ansicht nach einfach zu kurz:
"Das hat den Ursprung, dass viele Kollegen die Kamera schlichtweg als Apparat gar nicht führen, sondern die haben Operatoren, die die Kamera führen. Wir haben ja ganz was anderes noch zu tun außer dem praktischen Ausführen der Bild-Cadrage. Es geht um die gesamte Dramaturgie des Filmes, es geht vor allem um das Licht des Films – es geht natürlich auch um die technische Umsetzung des Films. Und da empfinden ich und viele andere auch in Deutschland uns eben eher als Autoren und damit eher als Direktoren dieses Departments und nicht so sehr als Kameraleute."
Seine Zusammenarbeit mit Regisseuren wie Dominik Graf oder Stefan Ruzowitzky hat Filme hervorgebracht, die dem Zuschauer auch optisch im Gedächtnis bleiben – und ihm selbst den deutschen Kamerapreis eingebracht. Ob er dabei eine eigene Bildsprache entwickelt hat, vermag er nicht zu sagen – wichtig ist ihm aber immer sich darüber bewusst zu sein, wie die Erzähldichte und die Darstellung von Figuren und Ereignissen von der Bildgestaltung abhängen:
"Letztendlich sind Bilderwelten nichts anderes als kleine Zaubereien. Sie wollen in uns etwas ansprechen wie Empathie. Und das geht nicht dadurch, dass ich einen Zettel hochhalte, auf dem steht 'hab jetzt Gefühl!', sondern es ist eine Kette von Überlegungen darüber, wie etwas wirkt."

Als Runner bei den Eltern angefangen

Mit der Welt der darstellenden Künste ist Benedict Neuenfels frühzeitig über seine Eltern in Kontakt gekommen. Als Sohn von Elisabeth Trissenaar und Hans Neuenfels, war er schon als Kind viel in Theatern und an Filmsets unterwegs:
"Ich fand das immer wahnsinnig, tolle Leute. Ich war schon als Kind mit bei irgendwelchen Partys und schlief dann da natürlich immer ein. Aber die waren alle wahnsinnig nett und ich mochte diese ganze Truppe. Sie waren alle etwas exzentrisch, aber das mag man als Kind dann auch. Dann konnte man wildere Sachen machen, ab und zu mal länger aufbleiben ... aber ansonsten hat meine Mutter versucht, das ganz ordentlich hinzukriegen. ( ... ) In den Sommerferien habe ich dann angefangen bei meinen Eltern zu arbeiten, als Runner, und angefangen Filme zu drehen – so kam ich dann dazu – und ich fand die Leute so toll. Die Filmleute fand ich irre. ( ... ) Und da hab ich mir dann gesagt, das will ich auch machen."
Das Theater selber gefiel ihm allerdings anfangs gar nicht besonders:
"Das fand ich alles furchtbar. Grade so mit 12, 13, 14 fand ich das Theater schrecklich. Ich fand's schrecklich zu einer Premiere von Schiller zu müssen, fand die Texte furchtbar, fand alles total gekünstelt. Ich liebte Bud Spencer, Terence Hill und James Bond und war überhaupt nicht auf dieser Ecke."
Filmausschnitt aus "Styx", der auf der Berlinale 2018 läuft.
Filmausschnitt aus "Styx" von Wolfgang Fischer, der auf der Berlinale 2018 läuft.© Benedict Neuenfels

Unerwartete Konfrontation mit Flucht und Verzweiflung

Jetzt ist Neuenfels auf der Berlinale mit "Styx" zu sehen: ein Film von Wolfgang Fischer über die unerwartete Konfrontation mit Flucht und Verzweiflung.
"Wolfgang (Fischer) hat vor sieben Jahren angefangen mit dem Projekt, ich bin vor fünf Jahren dazu gestoßen. ( ... ) Unser Problem war, dass dann die Lampedusa-Krise etc. kam, dass wir in der Vorbereitung vor der Herausforderung standen, welche Bilder oder welche Dramatisierung finden wir denn eigentlich noch dazu? Ich habe Sachen gesehen von Reportern, von Flüchtlingen selber, die ihren Weg fotografiert haben, ( ... ) das zieht einem natürlich die Schuhe aus. Da kann ich ja nicht mit. Da bin ich nur ein Betrachter."
So kamen sie auf die Idee, eine Notärztin (gespielt von Susanne Wolf) in eine Situation geraten zu lassen, die sie nicht mehr bewältigen kann, in diesem Fall auf hoher See auf ein Leck geschlagenes Flüchtlingsboot zu treffen. Der Film soll hierzulande noch in diesem Jahr in die Kinos kommen und wurde auch bereits ins Ausland verkauft, unter anderem nach China.
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