Bayreuther Festspiele

Gelungener Neustart am Grünen Hügel

07:11 Minuten
Auf der Bühne ist eine Kneipensituation mit ausgelassen-fröhlichen Männern zu sehen - während der Oper "Der Fliegende Holländer".
Gegen den Strich gebürstete Inszenierung - Der Chor aus "Der fliegende Holländer" in einer Kneipenszene. © Bayreuther Festspiele / Enrico Nawrath
Moderation: Britta Bürger · 25.07.2021
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Die Bayreuther Festspiele starteten außergewöhnlich: Zum ersten Mal in der Geschichte des Festivals stand mit Oksana Lyniv eine Frau am Dirigentenpult. Sie wusste trotz erschwerter Bedingungen und sichtlicher Nervosität zu überzeugen.
Die Dirigentin Oksana Lyniv hat beim Auftakt der diesjährigen Bayreuther Festspiele Geschichte geschrieben. Zum ersten Mal übernahm eine Frau in der 145-jährigen Geschichte des Festivals die Verantwortung am Dirigentenpult. Und das durchaus überzeugend, sagt Opernkritiker Jürgen Liebing, auch wenn ihr die Nervosität anzusehen gewesen sei.
Es habe auch ein paar verständliche Koordinationsschwierigkeiten gegeben, da die Sängerinnen und Sänger des Festspielchors coronabedingt in Plastikkabinen mit Kopfhörern und Mikrofon agieren mussten.

Erstmals dirigiert eine Frau in Bayreuth

Oksana Lyniv ist drei Jahre lang Chefdirigentin am Opernhaus Graz gewesen. Zuvor hatte sie auch an der Bayerischen Staatsoper, der Württembergischen Staatsoper und der Deutschen Oper in Berlin dirigiert. Für den "Fliegenden Holländer" stand sie schon 2017 in Barcelona am Pult.

Seit August 2017 ist Lyniv künstlerische Leiterin des von ihr gegründeten internationalen Kulturfestivals LvivMozArt in Lemberg. Im selben Jahr gründete sie das ukrainische Jugendsymphonieorchester, in dem musikalisch hochbegabte Kinder und Jugendliche aus allen Teilen des Landes musizieren.
Die ukrainische Dirigentin Oksana Lyniv in Aktion. 
Die ukrainische Dirigentin Oksana Lyniv:© picture-alliance / dpa - Ronald Wittek

Die Aufführung ist gelungen, aber verbesserungswürdig

Dmitri Tcherniakovs Neuinszenierung von Wagners "Der fliegende Holländer" fand unser Kritiker Jürgen Liebing nicht ganz überzeugend. Er habe nichts gegen schöne Regie-Ideen, aber Tcherniakov habe letztlich eine ganz andere Geschichte erzählt als Richard Wagner. Psychologisch sei das nicht uninteressant, aber es passe nun mal nicht immer, wenn man "gegen den Strich" bürstet.
Der Regisseur und sein Team hätten entsprechend am Schluss etliche Buhs aus dem Publikum zu Hören bekommen und es habe sogar einige Buhs für den Chor gegeben. Diese findet Liebing aber kaum nachvollziehbar.
"Es ist insgesamt eine gelungene Aufführung, die sich sicherlich noch verbessern wird. Das ist bei vielen Inszenierungen in Bayreuth der Fall, die werden besser, wenn weiter daran gearbeitet wird."

Weitreichende Corona-Auflagen am Grünen Hügel

Keine Begrüßung der Premierengäste vor dem Festspielhaus und kein Staatsempfang im Neuen Schloss, und auch nur 911 Besucher bei der Premiere statt eines immer ausverkauften Saals mit 2000 Gästen: An mangelndem Interesse lag dies nicht, sondern an den umfangreichen Corona-Einschränkungen [AUDIO] , die die Bayreuther Festspiele als Auflage erfüllen müssen. Die Opernbegeisterten müssen einiges auf sich nehmen:

Vor dem Besuch muss ein Registrierungsprozess mit dem Nachweis entweder eines vollständigen Impfschutzes, eines negativen tagesaktuellen PCR- oder Antigentests oder einer Genesung nach einer Corona-Infektion durchlaufen werden.
Auf dem Festspielgelände sind FFP2-Masken Pflicht. Es ist nicht erlaubt, Sitzkissen mitzubringen - und das trotz der notorisch harten Sitzen in Bayreuth. Die Garderobe ist geschlossen und der Aufenthalt im Foyer ist nicht gestattet. Außerdem sind die Besuchertoiletten geschlossen. Dafür gibt es Sanitäranlagen im Außenbereich.

Bayreuther Festspiele
Bis 25. August 2021

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