Barbara Sichterman über die RAF

Aber da war mehr

Demonstranten gegen den Kernkraftwerksbau in Brokdorf stehen mit Transparenten vor dem Baugelände, das mit Stacheldrahtzaun und Polizeiaufgebot abgesichert ist. Aufgenommen am 13. November 1976.
Auch die Anti-Atomkraftbewegung war Teil der 1970er Jahre. © picture-alliance / dpa / Dieter Klar
Barbara Sichtermann im Gespräch mit Winfried Sträter · 18.10.2017
„Mehr Demokratie wagen“ hatte Bundeskanzler Willy Brandt 1969 gefordert. Und das prägte die 70er-Jahre: gesellschaftliche Aufbrüche, politische und soziale Bewegungen. Barbara Sichtermann ärgert sich darüber, dass man beim Blick zurück immer noch wie gebannt auf die RAF starrt.
Es war ein großes Jahrzehnt der Demokratisierung in der Bundesrepublik.
"Die Debatten um Gewalt waren in den 70er-Jahren noch weniger tabuisiert als heute."
Die Gewaltfrage war von der RAF okkupiert, die sich als militärischer Arm der linken Bewegung begriff. Dass es darum ging, die Kultur, die Art, wie wir miteinander leben, zu erneuern wurde übersehen.
"Das war der große Irrtum der RAF, dass sie glaubte, da wäre ein Feld zu besetzen und man müsste wie Mao so eine Art Partisanenkrieg beginnen. Das war verrückt."

Weit entfernt von einer Partisanenbewegung

Die linke Bewegung in ihrer Breite dagegen sei auf einem ganz anderen Trip gewesen.
"Das waren die Hausbesetzer, die Anti-AKW-Bewegung, die Frauenbewegung, Bürgerinitiativen, die Ökobewegung. Das war weit entfernt von einer Partisanenbewegung mit einer Knarre."
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