B-Movie "Kung Fury"

Trash-Hommage an die 80er-Jahre

Der amerikanische Popstar David Hasselhoff präsentiert sich lächelnd mit einem gelben Regenschirm im türkisen Anzug.
Popstar und 80er-Legende David Hasselhoff singt den Titelsong von "Kung Fury" © picture-alliance / dpa /
Von Nico Rau · 28.04.2015
Mit 630.000 Dollar hat die Crowd den Trashfilm "Kung Fury" finanziert, Ende Mai soll er auf YouTube starten - eine Hommage an 80er-Jahre-Cop-Movies mit Fish-Skateboards, Dinosauriern und Nazis - leuchtendes Beispiel für das B-Movie-Genre.
"He is a Kung Fu Renegade Cop. Now he must defeat the most evil Kung Fu Master in the world – Adolf Hitler aka Kung Führer." Kung Fury: "Hitler is the worst criminal of all time. I need to kill him!"
Schon der Trailer ist ein Feuerwerk des Wahnsinns: Der Held Kung Fury ist eine 80er-Jahre Bruce Lee Kopie mit Lederjacke, Chucks und Stirnband. Er fliegt wahlweise mit einem roten Lamborghini durch die Gegend, oder lässt sich mit einem C64 in die Vergangenheit hacken. Dazu gesellen sich Wikinger, der Donnergott Thor und Hitler als Oberbösewicht-Kung-Führer. Und damit hat der Schwede David Sandberg eigentlich alle die Zutaten für einen Trashfilm zusammengerührt, die Filmemacher und Filmwissenschaftler Daniel Kulle aufführt:
"Ein Trashfilm ist gekennzeichnet dadurch, dass es unglaublich inkohärente Filme sind. Es sind Filme in denen die einzelnen Bestandteile gar nicht so richtig zusammenpassen wollen. Gerade dadurch ergibt sich ein unglaublich absurdes Moment in den Filmen, fast schon surrealistisches Moment, dadurch dass beispielsweise einfach das Schauspiel viel zu hölzern ist für die Funktion, die es übernehmen soll."
Der Werbefilmer David Sandberg wollte sein Lieblingsjahrzehnt – die 80er-Jahre – wieder zum Leben erwecken. Schmiss den Job, zog zu seinen Eltern, drehte und produzierte die ersten Szenen mit 5000 Dollar Budget im Alleingang.
Trailer "Kung Fury":Programmierer: "Oh no!" Kung Fury: "I went too far back in time. This is the goddamn Viking age. I am a cop. From the future. I need your help."
Mehr Geld als vorgesehen
Mit seinem Trailer begeisterte er die Netzgemeinde. Durch Crowdfunding sammelte Sandberg mehr Geld ein, als er ursprünglich anvisiert hatte. Das Projekt nimmt deshalb ganz neue Dimensionen an. Mittlerweile helfen ihm fast 100 Designer, Schauspieler und Visual Effect Artists. Und David Hasselhoff singt den Titelsong. Das Musikvideo dazu hat ebenfalls Sandberg gedreht.
Mancher Fan sorgt sich jetzt, dass der Film zu gut wird, um noch Trash zu sein. Doch Kung Fury ist in erster Linie ein Projekt, das von der Leidenschaft des Machers getrieben wird. Sandberg hat seine Vision durchgezogen, auch wenn seine Möglichkeiten anfangs sehr begrenzt waren. Damit steht der Schwede in der Tradition berühmter Trashfilmer wie die US-Amerikaner Roger Corman oder Ed Wood.
Daniel Kulle:"Finanzierungswege bei Trashfilmen oder B-Movies sind sowieso alle sehr ungewöhnlich gewesen. Das kenne ich aus den 50er-Jahren wo Ed Wood tatsächlich Filme produzieren konnte, die von einem Schlachthaus finanziert wurden oder von einer Baptisten-Gemeinde. Also auch damals gab es schon gewisse Formen Alternativen der Finanzierung zu suchen und damit Filme zu drehen, die im normalen Hollywoodrahmen nicht produzierbar waren."
Ed Wood hoffte auf eine große Karriere in Hollywood, aber genoss keinen guten Ruf. Das hielt ihn nicht davon ab, seine Filme zu realisieren. Der Science Fiction Film "Plan 9 from outer space" aus dem Jahr 1959 ist Kult.
Einspieler "Plan 9 from outer space": "What happened, Jeff?" "I saw a flyinger saucer." "Saucer? You mean the kind of up there?" "It was shaped like a huge cigar."
Enthusiasmus eines Ed Wood
Bei diesem Machwerk stimmt überhaupt nichts: Seltsame Dialoge, untalentierte Schauspieler, schlechte gemachte Pappkulissen und eine unlogische Handlung. Einer der Schauspieler – Bela Lugosi – starb während der Dreharbeiten. Ed Wood schnitt daraufhin einfach Probeaufnahmen aus einem anderen Film mit Lugosi in sein Werk. Für die restlichen Szenen engagierte er ein Double – den Chiropraktiker seiner Frau. Obwohl der Lugosi nicht entfernt ähnlich sah. Filmwissenschaftler Daniel Kulle:
"Wenn Sie einen Filmemacher wie Ed Wood nehmen, der mit unglaublich geringen Mitteln unglaublich enthusiastisch in den 50er-Jahren Filme gemacht hat. Dann ist denk ich dieser Enthusiasmus, den dieser Mensch damals gehabt hat, das Wichtige und das, was man diesen Filmen ansieht. Das sind Filme, die unglaublich schlecht sind, die an allen Ecken und Enden scheitern, aber den Spaß, den er damals beim Filmdreh gehabt hat, den merkt man ihm an."
Trashfilme leben von einer eigenen Ästhetik. Sie unterlaufen gängige Erwartungen, weil sich ihre Macher nicht um Normen und Konventionen scheren. Das macht sie für Fans interessant. Doch reicht es aus, einen miesen Film zu drehen? Neben "Kung Fury" warten derzeit noch weitere Trashfilme auf ihre Realisierung. Das deutsche Projekt "Goblin 2" – eine Hommage an den Trash-Film "Troll 2" – hat schon das Geld über Crowdfunding eingetrieben. Den Weg wollen auch die Macher von "Alientampon" gehen. In dem Film lässt – nun ja – ein kontaminierter Tampon eine Frau zum Monster mutieren. Wo sind die Grenzen des Trashs? Darüber entscheidet allein der Zuschauer.
Daniel Kulle: "Es gibt auch unglaublich schlechte Filme, die einfach nur langweilig sind. Denen einfach das Skurrile fehlt, denen das Inkohärente fehlt. Filme, die absichtlich darauf zielen Trash zu sein und das vielleicht noch mit einem großen Budget, das geht sehr schnell schief. Letztendlich habe ich als Zuschauer aber immer noch die Möglichkeit, das Ganze deswegen als Trash zu sehen."
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