Autor und Kabarettist Frank Goosen

Warum man dem Fußball auf ewig verfallen kann

Das Bild zeigt eine Aufnahme vom Spiel der ersten Bundesliga zwischen Eintracht Frankfurt und RB Leipzig am 20.05.2017 in der Commerzbank-Arena in Frankfurt. Die Zuschauer halten Fanschals für das DFB-Pokalfinale von eintracht Frankfurt gegen Borussia Dortmund hoch.
Fanschals für das DFB-Pokalfinale in Berlin, hochgehalten beim Spiel zwischen Eintracht Frankfurt und RB Leipzig. © dpa / picture alliance / Revierfoto
Moderation: Ute Welty · 27.05.2017
Fußball im Ruhrgebiet – das ist für viele Menschen Ausweis der lokalen Identität, sagt der Autor und Kabarettist Frank Goosen. Vor dem DFB-Pokalfinale kritisiert er steigende Eintrittspreise im Profi-Geschäft: Der Fußball müsse zugunsten der wahren Fans verteidigt werden.
Der Autor und Kabarettist Frank Goosen kennt die Seele der Menschen im Ruhrgebiet, insbesondere die Schwingungen und Erregungen der Fußball-Fans. Diese Welt schaut heute auf das Highlight des DFB-Pokalfinales zwischen Eintracht Frankfurt und Borussia Dortmund in Berlin.

Wirtschaftlich betrachtet hat sich im Ruhrgebiet in den letzten Jahrzehnten sehr viel verändert – der Fußball scheint da eher eine verlässliche Konstante zu sein. Frank Goosens Einschätzung im Deutschlandfunk Kultur:
"Wenn ich es einmal hochtrabend sage, bedeutet der Fußball im Ruhrgebiet vor allem ein wichtiges Distinktionsmerkmal. Das heißt, wir wachsen ja global immer mehr zusammen, auch hier in der Region - wir begreifen uns schon als eine Region: das Ruhrgebiet. Gleichzeitig müssen sich die Leute aber auch immer ihrer eigenen, lokalen Identität versichern. Und dabei hilft der Fußball sehr."
Die lokale Identität muss dann auch an vielen Tagen des Jahres in der Großregion gelebt werden – das läuft nicht immer ganz konfliktfrei ab, meint der Bochumer Goosen:
"So geht es hier vielen, die als Bochumer morgens auf die Arbeit kommen. Sie haben rechts einen Schalker, links einen Dortmunder. Die haben es nicht leicht und werden oft ein bisschen vernatzt."

Der erste Stadionbesuch mit dem Vater kann prägend sein

Eine Zukunft als Fußballfan beruhe oft auf einer emotionalen Erfahrung, meint Goosen, zum Beispiel dem ersten Stadionbesuch an der Hand des Vaters:
"In jungen Jahren kann der erste Stadionbesuch einen schon sehr emotional umgraben. Und wenn das dann auch noch mit einem positiven Ende einhergeht, also die Mannschaft gewinnt, dann ist man oftmals diesem Sport und diesem Gemeinschaftserlebnis Fußball im Stadion auf ewig verfallen."

Goosen lehnt Helene Fischers Auftritt beim DFB-Pokalfinale ab

In der Halbzeitpause des heutigen DFB-Finales wird die Sängerin Helene Fischer auftreten. Goosen lehnt dieses Showereignis in der Welt des Fußballs komplett ab:
"Ich lehne das ab und werde mir das nicht angucken. Weil ich Sorge habe, mich dann stoß- und schwallartig zu übergeben. Und da wir bei mir zu Hause in meinem umgebauten Fußballkeller gucken, müsste ich das dann auch selber wieder sauber machen. Da fängt es dann an, wirklich grottig zu werden. Wenn der Fußball so weiter macht, dann werden irgendwann die Leute sagen: 'Nein, damit will ich nichts mehr zu tun haben.' Ich bin leider total pessimistisch: Dieser Schwachsinn wird immer weiter gehen."

Kritik an steigenden Eintrittspreisen im Profi-Fußball

Goosen kritisiert auch die zunehmend profitorientierten Entwicklungen im Profil-Fußball:
"Steigende Eintrittspreise führen dazu, dass immer weniger Leute ins Stadion gehen, die dann wirklich da hingehören. Wobei man sagen muss, dass wir in Deutschland noch halbwegs auf der Insel der Seligen leben, wenn man es etwa mit England vergleicht. Da gilt es, das auch weiter zu verteidigen, dass Leute, die nicht so viel Geld haben, die aber meistens die Stimmung machen im Stadion, sich das auch weiterhin leisten können. Da sind wir gerade, glaube ich, zur Zeit an einem ziemlichen Wendepunkt." (ue)
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