Ausstellung über "Ocean Liners" in London

Wie die Ozeandampfer die Welt prägten

Undatiertes Bild des 1912 vor der kanadischen Küste gesunkenen Luxusdampfers "Titantic"
Sicherlich der bekannteste Luxusliner aus der Ära der Ozeanschiffe: Die Titanic, die als unsinkbar galt und schon bei ihrer Jungfernfahrt sank © dpa / picture alliance / epa PA
Von Friedbert Meurer  · 03.02.2018
Mehrere Tage dauerte die Überfahrt nach New York mit einem luxuriösen "Ocean Liner". Und die Europäer lieferten sich ein Wettrennen, wer das schönste und schnellste Schiff bauen konnte. Eine Ausstellung in London erzählt nun Geschichten aus einer längst vergangenen Ära.
Das Schiffshorn der Queen Mary ertönt, im größten Raum der Ausstellung ist sogar ein Swimmingpool nachgebildet. In ihm schwimmen oder sonnen sich am Beckenrand elegante Frauenfiguren, die die neueste Bademode tragen, einen für damalige Verhältnisse gewagten Zweiteiler etwa.
Der nachgebaute Swimming Pool der Queen Mary mit exquisiter Bademode in der Ausstellung "Ocean Liners" im "Victoria and Albert Museum" in London 
Der nachgebaute Swimming Pool der Queen Mary mit exquisiter Bademode in der Ausstellung "Ocean Liners" im "Victoria and Albert Museum" in London © Deutschlandradio/ Friedbert Meurer
"Luxus pur" war das Motto vieler Ozeanriesen. Zum Ballsaal in der Queen Mary führte eine breit geschwungene Holztreppe hinab. Auch sie ist nachgebildet, mit Figuren, die Mode aus den 20er- und 30er- Jahren tragen.

Ein eigenes Lied für die "Queen Mary"

"Somewhere at Sea", "Irgendwo auf dem Meer" - das Lied wurde eigens zum Stapellauf der Queen Mary komponiert. Die Treppe war ein Muss, damit die Damen der Ersten Klasse in ihren kostbaren Kleidern mit angemessenem Schwung theatralisch den Saal betreten konnten. Marlene Dietrich ist auch dabei mit einem grauen Kostüm von Dior. Die Schauspielerin fuhr häufiger mit dem Schiff über den Atlantik, Linienflüge gab es damals noch kaum.
Das Dior-Kostüm der Passagierin Marlene Dietrich und die Koffer des britischen Ex-Königs Edwards VIII in der Ausstellung "Ocean Liners" im "Victoria and Albert Museum" in London  
Das Dior-Kostüm der Passagierin Marlene Dietrich und die Koffer des britischen Ex-Königs Edwards VIII in der Ausstellung "Ocean Liners" im "Victoria and Albert Museum" in London © Deutschlandradio/ Friedbert Meurer
"Wir zeigen, wie international die Geschichte der Ozeanriesen ist", erläutert Kuratorin Ghislaine Wood vom Victoria & Albert Museum. "Sie sind ein Prisma, durch die wir die politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen des 19. und 20. Jahrhunderts betrachten. Die Ozeandampfer haben die moderne Welt mitgeprägt."
Die wichtigsten Staaten lieferten sich insbesondere zwischen den beiden Weltkriegen einen Wettlauf um die besten, schönsten und schnellsten Schiffe. Großbritannien mit der "Queen Mary" und später "Queen Elisabeth 2", deren 70er-Jahre-Chic gezeigt wird. Frankreich mit der "Ile de France", Deutschland mit der "Bremen". Sie gewann 1929 das Blaue Band als schnellstes Schiff auf der Transatlantikroute nach New York. "Das Blaue Band steht typisch für den Wettlauf. Die Schiffe werden schneller und luxuriöser, um mehr Marktanteile zu erobern, vor allem bei den reicheren Passagieren."

Mit 100 Koffern über den Atlantik

Der abgedankte britische König Edward VIII. und seine Frau Wallis Simpson reisten mit gleich 100 Koffern der gleichen französischen Marke "Maison Goyard" über den Atlantik. Die Reedereien investierten ein Vermögen in Design und Inneneinrichtung. Die Titanic hatte da Maßstäbe gesetzt. Ein Highlight der Ausstellung ist eine wertvolle geschnitzte Holzpaneel aus dem Unglückschiff. Über die Leinwand flimmert dazu passend die dramatische Szene, in der Kate Winslet alias Rose auf einer dieser Paneelen im eisigen Wasser überlebt.
Das geschnitzte Wandpaneel aus Holz trieb nach dem Untergang der Titanic im Wasser in der Ausstellung "Ocean Liners" im "Victoria and Albert Museum" in London
Das geschnitzte Wandpaneel aus Holz trieb nach dem Untergang der Titanic im Wasser in der Ausstellung "Ocean Liners" im "Victoria and Albert Museum" in London© Deutschlandradio/ Friedbert Meurer
Die Planke ist eine Leihgabe aus Halifax, wo sich die meisten Exponate aus der Titanic befinden. Erstaunlicherweise wurde die Begeisterung für die Dampferfahrt über den Atlantik oder auch zu den Kolonien nach Asien und Afrika von der Katastrophe wenig getrübt. "Das war die wichtigste Art und Weise, wie man nach Amerika oder Europa reiste. Es gab ja auch noch viele andere Schiffsdesaster."

Heute: Kreuzfahrtschiffe statt Ocean Liner

Die britische "Lusitania" wurde 1915 von einem deutschen U-Boot versenkt, die "Wilhelm Gustlow" 1945 von einem russischen. 1956 sank die "Andrea Doria". Die Ozeanschiffe wurden gezielt auch militärisch benutzt, die "Queen Mary" zum Beispiel im Krieg grau angestrichen.
Mit den Linienflügen zwischen den USA und Europa ging das Zeitalter der klassischen Ozeanriesen zu Ende. Stattdessen boomen jetzt die Kreuzfahrtschiffe, die aber keine Linien bedienen und auch nicht die Eleganz der berühmten Vorgängerschiffe besitzen, die heute für so viel Nostalgie sorgen.

Die Ausstellung "Ocean Liners: Speed and Style" im Victoria and Albert Museum in London ist noch zu sehen bis zum 17. Juni 2018.

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