Ausstellung "Giacometti-Nauman" in Frankfurt

Der beschädigte Mensch als Kunstwerk

Ausstellungsansicht der Schau "Giacometti-Nauman" in der SCHIRN KUNSTHALLE FRANKFURT
Skulpturen der Künstler Giacometti und Nauman in der Frankfurter Schirn © © Schirn Kunsthalle Frankfurt, 2016, Foto: Norbert Miguletz
Von Rudolf Schmitz · 28.10.2016
Der Bildhauer Alberto Giacometti ist bekannt für seine grotesk gelängten, ausgemergelten Figuren. Bruce Nauman steht für grelle Neon-Kunst. Eine Schau der Frankfurter Kunsthalle Schirn zeigt überraschende Parallelen zwischen den beiden bedeutenden Künstlern.
Sie sind sich nie begegnet. Als der Schweizer Künstler Alberto Giacometti 1966 starb, begann der Amerikaner Bruce Nauman grade mit seinem Werk. Doch jetzt kommt es in der Schirn Kunsthalle Frankfurt zu einer unerwarteten Begegnung. Und wenn man dort die ausgemergelten, gelängten Figuren von Giacometti im Dialog mit den Studiovideos von Bruce Nauman sieht, in denen er in seinem Atelier herumtigert, sich wippend gegen eine Raumecke presst oder seinen Körper in seltsamen Verrenkungen gegen die Wand drückt, dann erscheint diese Begegnung zweier unterschiedlicher Künstler plausibel. Beide beschäftigen sich mit der menschlichen Figur im Raum, mit der Absurdität menschlicher Verfassung.

Etwas mehr Geheimnis hätte der Ausstellung gutgetan

Auch das Fragmentarische ist ein großes gemeinsames Thema: Nase, Hand, Kopf bei Giacometti, Hände und aus Wachs geformte Köpfe bei Nauman. Die Einzelgänger Alberto Giacometti und Bruce Nauman waren beide zentral für die Entwicklung der Skulptur, in deren Zentrum der beschädigte, gescheiterte, unheroische Mensch steht.
Die Plausibilität dieser Ausstellung mit insgesamt über 70 Werken ist allerdings auch ihre Schwachstelle: zu viel Erklärung, zu viel Vergleich, zu offensichtliche Parallelen. Etwas mehr Geheimnis, etwas mehr unerklärbarer Rest hätte der ansonsten originellen Frankfurter Schau gutgetan.
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