Ausstellung "Blockade" in Katar

Politische Kunst im Golfstaat

Ausstellung in Katar
Die Künstlerin Ghada Al Khader vor Kunstwerken in der Ausstellung "Le Blockade" in Katar. © Deutschlandfunk Kultur/Susanne Burg
Susanne Burg im Gespräch mit Stephan Karkowsky · 05.12.2017
Seit Juni gibt es eine Blockade gegen Katar, die von Saudi-Arabien, Bahrain, den Vereinigten Arabischen Emiraten und Ägypten angeführt wird. Dem Golfstaat wird unter anderem die Finanzierung von Terrorgruppen vorgeworfen. Jetzt ist dazu die Ausstellung "Blockade" zu sehen gewesen.
In Doha, der Hauptstadt von Katar, hat gerade das Ajyal Youth Film Festival stattgefunden, ein Film-Festival für Kinder und Jugendliche. Im Rahmen des Festivals ist auch die Multimedia-Ausstellung "Blockade" gezeigt worden, die sich künstlerisch mit der Blockade des arabischen Golfstaats Katar auseinandergesetzt hat.
So wurden viele Cartoons gezeigt und Werke, die nach der Blockade geschaffen wurden und über soziale Medien verbreitet wurden, sagte Kulturkritikerin Susanne Burg im Deutschlandfunk Kultur. Zum Teil sollen es auch große virale Hits im Internet gewesen sein, die jetzt in einer Galerie im sogenannten "Katara Cultural Village" zu sehen waren.

Referenzen zur politischen Situation

Viele Cartoons und Werke hätten auch direkte Referenzen zur politischen Situation gehabt, sagte Susanne Burg.
"Ein Bild zum Beispiel heißt 'Academy Awards', also Oscarverleihung, man sieht vier Männer, die Oscar-Statuen in den Händen halten – darunter sind auf arabisch verschiedene Kommentare geschrieben. Der Kurator der Ausstellung, Abdulaziz Yousef, hat sie mir beschrieben. Die Trophäe für den besten Bösewicht bekommen die Vereinigten Arabischen Emirate, sagt er, die des besten Helfers bekommen die Saudis, der beste Komparse geht an Bahrain und die besten Komiker an Ägypten. Man merkt schon hier, das ist eine sehr die katarische Perspektive, die die Bilder zeigen."

Der Kurator Abdulaziz Yousef arbeitet selbst auch als Karikaturist für eine katarische Zeitung – und von ihm wurden in der Ausstellung vier Arbeiten gezeigt. Auf einer sah man eine Art Superhelden, mit Superman-Zeichen und katarischem weißen Gewand drüber – drauf stand übersetzt: mein Stamm ist Katar.
Ausstellung "Le Blockade" in Katar
Abdulaziz Yousef, Künstler und Kurator der Ausstellung "Le Blockade" © Deutschlandfunk Kultur/Susanne Burg
So habe es während der Blockade bei Twitter viele Hashtags gegeben, in denen Katar verbal angegriffen wurde, erklärte Abdulaziz Yousef im Interview. Viele hätten die Katarer auseinandertreiben wollen und sagten, es gäbe unterschiedliche Völker.
Abdulaziz Yousef: "Die Katarer haben dann drauf reagiert und wir haben unsere Nachnamen dann in Katar umgeändert."

Plakativ, aber ganz schön

Ein anderes Werk war von der Künstlerin Ghada Al Khater, das etwas plakativ, aber dabei auch ganz schön gewesen sei, sagte Susanne Burg. Zu sehen war ein großes Labyrinth mit dem Titel "Labyrinth der Verhandlungen", so Susanne Burg.
"Und die Künstlerin Ghada Al Khater hat mir die arabische Doppeldeutigkeit erklärt: Sie hat sich der Kufi-Schreibweise bedient, einer der ältesten kalligraphischen Formen der arabischen Schrift – und das Wort 'Verhandlungen' dargestellt. Es sieht aus wie ein Labyrinth, eine Anspielung darauf, wie lange sich diese Verhandlungen nun schon hinziehen."

Eine wirklich kritische Auseinandersetzung mit der eigenen Haltung Katars fand in der Ausstellung aber nicht statt, sagte Susanne Burg. Trotzdem sei es interessant gewesen zu sehen, wie die Katarer selbst ihre Position wahrnehmen würden.
Ausstellung "Le Blockade" in Katar
Video "The Maze of Negotiations" von der Künstlerin Ghada Al Khader in der Ausstellung "Le Blockade"© Deutschlandfunk Kultur/Susanne Burg
"Sie sind ja bislang von Konflikten verschont geblieben. Es ist ja eine unglaublich reiche Nation. Ein kleiner Staat mit knapp drei Millionen Einwohnern und einem der höchsten Pro-Kopf-Einkommen der Welt. Man macht Geschäfte mit der ganzen Welt, und auch politische Geschäfte."

Das tägliche Leben in Katar

Heute wisse auch jeder noch genau, wo er oder sie war, als die Nachrichten im Sommer kamen. Zuerst hätten viele gedacht, es sei ein Witz und nach einer Woche wäre die Blockade wieder vorbei. Im täglichen Leben würde man heute wenig davon mitbekommen. Teilweise habe die Blockade sogar zu einem wirtschaftlichen Boom geführt, fasste Susanne Burg die aktuelle Situation zusammen.

Weitere Informationen zum Ajyal Youth Film Festival finden Sie auf der Homepage.

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