Hüllen für Live-Auftritte

Handy-Sperre ermöglicht Konzerte ohne Smartphones

Konzertbesucher filmen die Band mit dem Handy.
Live-Auftritt mit Smartphone in der Handy: Bald ein Bild der Vergangenheit? © Noiseporn / Unsplash
Von Jens Balzer · 18.06.2018
Die Erfindung des Handy war bereits eine großartige Erfindung, doch jetzt kommt die Smartphone-Gespräche-Verhinderungs-Hülle. Einfach weglassen? Das war gestern. Jetzt gibt es dafür ein Asset.
Yondr - so heißt ein ausgesprochen erfolgreiches Start-Up aus San Francisco. Erfolgreich ist es nicht deswegen, weil es eine neue Technologie erfunden und verkauft hat, sondern weil es etwas erfunden hat, womit sich neue Technologien wenigstens kurzzeitig aus dem Leben verbannen lassen: Smartphone-Hüllen, und zwar solche Smartphone-Hüllen, die ein Smartphone-freies Konzerterlebnis ermöglichen.
Die Hüllen sind grau-grün und haben ein Luftpolster, in die man sein Telefon vor dem Konzert hineinstecken muss, und werden dann mit einer Magnet-Pin verschlossen, ähnlich den Pins, mit denen Bekleidungsgeschäfte ihre Ware sichern. Nach dem Konzert dann kann man sich diese Hüllen wieder freischalten lassen, während des Konzerts aber kann der Nutzer sein Telefon nicht gebrauchen. In den USA erfreut sich diese Erfindung bereits wachsender Beliebtheit. Und auch in Deutschland steht jetzt die erste Smartphone-freie Tournee an: die Tour von Jack White im Oktober.

Ein Rezept gegen den hochgereckten Arm

Natürlich könnte man hier fragen, ob es zeitgemäß ist, Handys zu verbannen, wo doch schon Avatare und Hologramme auf den Bühnen unterwegs sind. Eine gute Antwort darauf ist dann natürlich die Gegenfrage, was denn dann der nostalgische Retro-Rock soll, dessen Kundschaft am liebsten Vinyl-Platten hört. Und exakt aus dieser musikalischen Ecke kommt jetzt auch der Künstler, der eine smartphone-freie Tour gibt: Jack White. Bei seinen Konzerten sollen alle Smartphones in diese Yondr-Taschen gesteckt werden müssen. Bekannt sind diese Täschchen allerdings bereits in der Musikbranche, denn bei exklusiven Kleinstkonzerten und Listening Sessions für die Presse ist das schon länger üblich, dass die Journalisten ihre Handys da reinstecken müssen.
Was der Zuschauer aber mit diesem Minisafe für sein Handy bekommt, ist eine Art Ersatz-Freiheit, also die Freiheit des Blicks, denn wenn es um den freien Blick auf die Bühne geht, dann kennt doch wohl jeder die Situation, dass man eben nicht auf die Bühne gucken kann, weil man den hochgereckten Arm irgendeines Menschen vor dem Gesicht hat, der sein Taschentelefon hochhält.

Ein holprige Freiheit

Und für den Künstler oder die Band hilft die Tasche ebenfalls eine Freiheit zu bekommen, die viele auch kaum noch kennen: die Freiheit des Angeblickt-werden-könnens. Ein weiterer Vorreiter des Handy-Verbannens ist der Berliner Club Berghain. Hier war das Fotografieren schon immer verboten, und zwar bereits in der Zeit vor der Handyhülle: Da werden von den Türstehern am Eingang die Fotolinsen mit Klebepunkten verklebt und beim Rausgehen wird kontrolliert, ob die Kleber noch drauf sind, sonst gibt es Hausverbot - ein System, das erstaunlich gut funktioniert.
Doch sicher kann man genau darüber sehr gut diskutieren: Eine neue Restriktion, also das Fotoverbot oder die Spezialhülle, um bei den Leuten den Handy-Gebrauch zu unterbinden, ist doch wohl eine ziemlich holprig erkaufte Freiheit. Aber es ist eine.
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