Aus den Feuilletons

Von Flüchtlingen, Träumen und einem "Baby-Hitler"

Flüchtlinge demonstrieren vor dem Innenministerium in Berlin und fordern den Familiennachzug.
Flüchtlinge demonstrieren für den Familiennachzug. © picture alliance / Silas Stein/dpa
Von Adelheid Wedel · 23.01.2018
Warum die Migrationsdebatte entideologisiert werden muss, ist in der "Welt" zu lesen. Wie die ungerechte Verteilung des Reichtums beseitigt werden kann, weiß die "taz". Und warum eine Karikatur der "Titanic" Probleme bereiten könnte, steht im "Tagesspiegel".
"Migration ist für sich gesehen unproblematisch – ein Problem sind schlecht gesteuerte Migrationsflüsse", schreiben der Österreich-Amerikaner Felix Marquardt und der Generaldirektor der schwedischen Migrationsbehörde Mikael Robbenvik in der Tageszeitung DIE WELT. Nach Wiederholung bekannter Thesen wie "Migration ist für die Menschheit seit Langem das am weitesten verbreitete Mittel der Emanzipation, Selbstermächtigung, Aufgeklärtheit und Bildung" und der Erkenntnis, "die Abstimmung mit den eigenen Füßen ist die häufigste Wahl überhaupt", geben sie Anregungen, über die man auch hierzulande nachdenken sollte:
"Der Aufbau eines kohärenten, effektiven globalen Migrationsrahmens sollte kein ideologiegetriebenes Unterfangen sein, sondern ein Vorhaben, um mit Datenanalyse Angebot und Nachfrage in Übereinstimmung zu bringen."
Aus diesen und anderen Überlegungen, ausgebreitet in der WELT, leiten sie zwingend die Frage ab:
"Wie lange wollen wir noch zulassen, dass Ideologie der Rationalisierung, die dieses Thema offensichtlich verdient, in die Quere kommt?"

Der Traum von den gerechten Gesellschaft

In der Tageszeitung TAZ macht uns Martin Kaul neugierig. Er schreibt:
"45 superreiche Haushalte in Deutschland besitzen so viel wie die ärmere Hälfte der Bevölkerung. Das ist schlecht – aber wir wissen, was wir dagegen tun können."
Nun sind wir gespannt, was wir dagegen tun können. Kaul träumt von einer Gesellschaft. die "gut und gerecht" ist. Er lobt das Leistungsprinzip, "weil es dazu anhält, etwas zu tun, denn das wird ja belohnt". In die "Idylle" zieht er eine Vermögensobergrenze ein, die nach seinem Vorschlag bei etwa 20 Millionen liegt. In so einem Rahmen zu leben, sei "ein guter Mittelweg. Es ist die Bestenauslese zweier radikaler Entwürfe, und" zwar für eine Welt, in der die Reichen ganz von alleine zu teilen beginnen. Meine Großmutter würde an der Stelle sagen: Eher geht ein Kamel durchs Nadelöhr. Aber der Autor bleibt bei seinem Vorhaben, findet es lediglich von allzu großen Egoisten und dem Bundesverfassungsgericht bedroht, "das manchmal in Vermögensfragen kleinlich sei. Man sollte die ganze Sache ordentlich regeln und sie einfach aufschreiben, im Grundgesetz, und schöne Anwendungsvorschriften erlassen für die Finanzämter. Und dann kann es losgehen", meint Martin Kaul in der TAZ.

Louvre - Streit zwichen Paris und Abu Dhabi

Nun haben wir genug geträumt und landen auf dem Boden der Realität, obgleich der folgende Beitrag in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG eigentlich wie ein Märchen begann. Mitten in der Wüste entstand in Abu Dhabi eine Filiale des Louvre in Paris. Nun aber hören wir von politischem Gerangel und gar, "dass die Machthaber der Vereinigten Arabischen Emirate die politische Kontrolle über das Museum übernommen haben". Mit dem Satz zitiert Jürg Altwegg den Politologen Alexandre Kazerouni. Er drückt den Ärger für den Louvre aus; es habe den Anschein, "als führe die Filiale in Abu Dhabi das Mutterhaus in Paris vor". Der ganze Streit entstand um das für 450 Millionen Dollar ersteigerte Gemälde von Leonardo da Vinci "Salvator Mundi", das zu erwerben dem Louvre das Geld fehlte und das nach Saudi Arabien ging.

"Titanic" und der "Baby-Hitler"

Von einem Ärger, den das Satire-Magazin "Titanic" erreicht, berichtet der TAGESSPIEGEL:
"Eine Karikatur, die das Magazin im vergangenen Oktober auf seiner Website und in sozialen Netzwerken publiziert hat, ruft jetzt die Berliner Staatsanwaltschaft auf den Plan."
Sie ermittelt wegen des Verdachts der öffentlichen Aufforderung zu Straftaten und der Beleidigung. Neben dem Porträt des damaligen österreichischen Außenministers Sebastian Kurz war zu lesen: "Endlich möglich: Baby-Hitler töten." Sollte es zur Gerichtsverhandlung und zum Schuldspruch kommen, wäre eine Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren möglich, berichtet Kurt Sagatz im Tagesspiegel. Unberücksichtigt bleibt dabei zunächst die Fortsetzung des Vorgangs, denn anlässlich seines Deutschlandbesuches beschäftigte sich die "Titanic" erneut mit dem nun österreichischen Bundeskanzler. Titel der neuen Karikatur: "Baby-Hitler kommt heim ins Reich"
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