Aus den Feuilletons

Über das Verhältnis von Medien und Terrorismus

Arbeitgeberpräsident Hanns Martin Schleyer wurde am 05.09.1977 in Köln von RAF-Mitgliedern entführt, drei Polizisten und der Fahrer starben bei der Geiselnahme. Schleyer wurde am 19.10.1977 im Kofferraum eines Autos in der elsäßischen Stadt Mühlhausen ermordet aufgefunden.
Entführung von Hanns Martin Schleyer 1977 © dpa
Von Hans von Trotha · 17.10.2017
Nach der Entführung des Arbeitgeberpräsidenten Hanns Martin Schleyer 1977 durch die RAF, gelangten erstmals Videos davon in die Tagesschau. Die Inszenierung des Schreckens sei bis heute Teil einer gezielten Kommunikationsstrategie von Terroristen, schreibt die "NZZ".
Gemma Pörzgen geht in der NZZ der "Inszenierung des Schreckens" nach, damals wie heute. "Die Erinnerung an den Terrorismus der RAF wirft" ihrer Meinung nach "Fragen zum heutigen Verhältnis von Medien und Terrorismus auf". Auch sie geht von der Schleyer-Entführung aus: "Nach einer kurzen Nachrichtensperre gelangten nicht nur ... Fotos, sondern auch erstmals mehrere Videos an die Öffentlichkeit, die den entführten Schleyer in seinem Versteck zeigten. Sie gehören", so Pörzgen, "bis heute zur Ikonografie des deutschen Terrorismus. Zehn Tage nach der Entführung Schleyers ... strahlte die Tagesschau erstmals Ausschnitte eines solchen Videos aus. ... Im Rückblick werten Experten diese VHS-Aufnahmen als `Quantensprung in der Geschichte der terroristischen Kommunikation'."
"Mit Blick auf den medialen Umgang mit dem Terrorismus", fährt Gemma Pörzgen fort, "ist vor allem problematisch, dass die Visualisierung von Informationsinhalten in Zukunft noch weiter zunehmen wird. In Online-Medien sind es vor allem interessant bebilderte Beiträge und Videos, die bei den Nutzern die meisten Klicks und damit die grösste Reichweite erzielen. Dabei ist gerade die visuelle Kommunikation des IS und anderer Terrorgruppen schon heute besonders erfolgreich."
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