Aus den Feuilletons

Theater mit Flüchtlingen im Nordirak

Flüchtlingslager im Nordirak
In Flüchtlingslagern wie diesem im Nordirak engagiert sich Regisseur Stefan Otteni. © picture alliance/dpa/Foto: Kay Nietfeld
Von Klaus Pokatzky  · 12.06.2017
Der deutsche Regisseur Stefan Otteni hat mit Flüchtlingen ein altes persisches Stück inszeniert und führt dieses nun in Flüchtlingslagern im Nordirak auf. "Es ist Zeit, etwas zurückzugeben", zitiert ihn die "Süddeutsche Zeitung".
"Ich sehe mich als Istanbulerin, aber Berlin ist mein Zuhause."
Das sagt in der Tageszeitung TAZ Hüma Utku, die einst im türkischen Istanbul Psychologie studiert hatte und seit fünf Jahren in Berlin lebt.
"So kann eine Uni-Absolventin in Deutschland einen Taxifahrer heiraten, ohne dass ihre Familie sie dafür verurteilt. In der Türkei wäre das anders",
lobt Hüma Utku ihre neue Heimat – in der allerdings der Taxifahrer zur Generation jener promovierten Soziologen zählen könnte, die einst im Taxigewerbe ein regelmäßiges Einkommen fanden. Das war mal Mode an der Spree.

Theater mit Christen und Muslimen

"Ich lerne nebenbei den Luxus des deutschen Theaters wieder zu schätzen."
Das sagt in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG Stefan Otteni, der im Nordirak mit Flüchtlingen ein altes persisches Stück inszeniert hat und nun in verschiedenen Flüchtlingslagern der Region aufführt.
"Es ist Millimeterarbeit", beschreibt der deutsche Regisseur, wie das ist, wenn er mit Christen und Muslimen ein Stück auf die Bühne stellt:
"Die 25, 26 Leute bei uns in der Gruppe haben womöglich gemerkt, dass der Andere, dem sie vorher misstraut haben, nicht so schlimm ist; dass er auch verletzt und verängstigt ist."
8000 Euro hat Stefan Otteni für sein Projekt durch Crowdfunding gesammelt. Nun will er jedes Jahr für einige Wochen ehrenamtlich in den nordirakischen Kurdengebieten arbeiten.
"Es ist Zeit, etwas zurückzugeben. Theater ist oft wahnsinnig egozentrisch", meint der Regisseur im Interview: "Die Arbeit hier in Kurdistan hilft mir, wieder Bodenhaftung zu bekommen."
So klingt die globale Welt: ein Deutschland, das ein schöner Zufluchtsort ist – Deutsche, die sich in der Welt engagieren. Und wie klingt das?

Aufregung über Bücherliste

"Die ´Süddeutsche Zeitung` stellt die Veröffentlichung der Liste ´Sachbücher des Monats`, die sie bislang gemeinsam mit dem NDR präsentiert hat, ein."
Das lesen wir in der SÜDDEUTSCHEN. "Damit zieht sie die Konsequenz aus der unzureichenden und intransparenten Nominierungspraxis, die dazu geführt hatte, dass das rechtsextreme Buch ´Finis Germania` des Historikers Rolf Peter Sieferle auf die Juni-Liste geraten war."
Das klingt gar nicht gut. Auch der Norddeutsche Rundfunk wird die Liste "bis auf Weiteres" nicht mehr veröffentlichen.
"Eine 25-köpfige Jury aus renommierten Kulturjournalisten und Wissenschaftlern von unter anderem Deutschlandradio, FAZ, Zeit und Spiegel hatte in der Juni-Ausgabe der Empfehlungsliste Sieferles ´Finis Germania` auf Platz 9 gewählt",
heißt es in der TAZ. Das klingt noch schlimmer – ist aber Nonsens.
Die Jury hat die Nominierung inzwischen bedauert. Nicht sie hatte den Band gewählt – sondern nur ein einziger Juror hatte seine Stimmen so gebündelt, dass das Buch in die Bestenliste kam.

Autor schon vorher "auffällig" geworden

"Dieser Juror hat sich inzwischen auch geoutet. Es ist Johannes Saltzwedel vom ´Spiegel`",
erfahren wir von Marc Reichwein in der Tageszeitung DIE WELT. Der Spiegel-Mann wollte "bewusst ein sehr provokantes Buch der Geschichts- und Gegenwartsdeutung zur Diskussion bringen", so zitiert ihn die WELT.
"Es ist in einem Verlag erschienen, der zur organisatorischen Infrastruktur der extremen Rechten gehört",
steht in der SÜDDEUTSCHEN, deren Redakteur Jens Bisky genauso aus der Jury ausgestiegen ist, wie nun auch der Spiegel-Redakteur Johannes Saltzwedel.
"Aufgefallen war der ´Spiegel`-Kritiker schon im März 2016, als er im Rahmen der Bestenliste eine ´besondere Empfehlung` für den Band ´Massendemokratie` von Peter Furth aussprach",
teilt uns Christian Schröder im TAGESSPIEGEL mit: "Publiziert hat das Werk ein anderer rechtsradikaler Kleinverlag."
Wir können kaum erwarten, wie investigativ kritisch der nächste SPIEGEL über seinen Redakteur berichten wird.
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