Aus den Feuilletons

Richtige Strategien für den Frieden

Fritz Pleitgen
Fritz Pleitgen wird 80. Der Journalist hat sich für Entspannungspolitik eingesetzt. © imago/ biky
Von Adelheit Wedel · 21.03.2018
Der Kandidat für die Humboldt-Forum-Intendanz steht bei der "FAZ" im Focus. "Die Welt" erkennt die Quelle des Islamismus und einen Weg für friedliche Multikulti-Gesellschaften. Zum 80.Geburtstag von Fritz Pleitgen gratuliert auch der "Tagesspiegel".
"Ich stehe hinter ihm als Stiftungsratsvorsitzende und als Kulturstaatsministerin",
sagt Monika Grütters im Interview in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG zum Vorschlag, Hartmut Dorgerloh, den Generaldirektor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, zum Intendanten des Humboldtforums in Berlin zu berufen.
"Wir brauchen eine Person", sagt sie, "die die Vision des Humboldtforums weiterentwickelt und die Identität des Hauses maßgeblich mitbestimmt." Aufgabe des Intendanten werde es künftig sein, "dass Deutschland aus seiner Selbstbezüglichkeit heraustritt und sich als Partner in der Welt empfiehlt."
Im Augenblick erlebe man überall den Zerfall alter Ordnungen, Gewissheiten und Weltbilder. Diese neue Unbehaustheit führe zu kollektiven Ängsten. Grütters Hoffnung ist, dass das Forum solche Ängste abbauen kann, "indem man" – wie sie sagt – spielerisch fremde Kulturen kennenlernt und zugleich die eigene Kultur besser begreift."
Dann habe das Haus seinen Auftrag erfüllt.

Zwischen Macht und Religion unterscheiden

Über einen "Dialog mit den Falschen" klagt Alice Schwarzer in der Tageszeitung DIE WELT. Es geht um die Frage, ob der Islam zu Deutschland gehöre oder nicht. Aus der Politik kommen dazu unterschiedliche Meinungen, Ja von Kanzlerin Angela Merkel, nein von Innenminister Horst Seehofer. Alice Schwarzer entwickelt hierzu eine klare Haltung:
"Hier und jetzt geht es um die Islamisten," sagt sie. "Es geht nicht um unterschiedliche "Religionen", sondern um unterschiedliche Weltsichten: hier Demokratie – da Gottes-staat. Der Islamismus missbraucht den Islam für seine politische Machtstrategie. Eine Demokratie müsste also an der Seite der aufgeklärten, friedlichen MuslimInnen stehen."

Die Politik redet mit den Falschen

Mit der Machtergreifung von Ajatollah Khomeini im Iran 1979 sei der Islamismus wieder erwacht und habe seinen Siegeszug in die Welt angetreten bis ins Innerste der europäischen Metropolen, so Schwarzer. Als "Brutstätten des Islamismus" outet sie orthodoxe bis radikale Moscheen und Islamverbände. Doch es seien leider vor allem diese Kräfte, mit denen Kirchen und Politik in Deutschland seit Jahrzehnten einen "Dialog" führten.
"Einen falschen Dialog, geprägt von einer falschen Toleranz. Statt mit der Mehrheit der aufgeklärten Musliminnen das Gespräch zu suchen und Strategien zu entwickeln, sprechen sie mit der Minderheit der orthodoxen bis islamistischen Ideologen."

Verletzte Menschenrechte

Die Tageszeitung TAZ meldet einen Erfolg für türkische Journalisten.
"Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte entschied: Mehmet Altan und Sahin Alpay saßen zu Unrecht in Untersuchungshaft. Kritik an der Regierung dürfe nicht im Gefängnis enden."
Damit habe der Straßburger Gerichtshof an diesem Dienstag "erstmals die Türkei wegen Maßnahmen nach dem Putschversuch von 2016 verurteilt," kommentiert Christian Rath.

Keine Experimente erwünscht

Als "Erosion in München" bezeichnet DIE WELT die Tatsache, dass Matthias Lilienthal angekündigt hat, 2020 als Intendant der Münchner Kammerspiele aufzuhören. Das sei jetzt eine "Flucht in den Opfermythos", kommentiert Matthias Heine und setzt - man muss schon sagen spöttisch - hinzu:
"Die Selbstinszenierung als ruppiges Neuköllner Genie, das den bayerischen CSU-Spießern zu experimentell und multikultig war, wird man Lilienthal in der Heimat gern abkaufen."

Der Jubilar befriedet die Welt

"Mit Gerd Ruge und dem inzwischen verstorbenen Klaus Bednarz zählt Fritz Pleitgen zu den großen ARD-Reportern, die den Blick von mehr als einer Generation von Zuschauern auf Osteuropa und Amerika mitbestimmt haben, "
schreibt Michael Hanfeld in der FAZ in seiner Gratulation zum 80. Geburtstag des Journalisten an diesem Mittwoch. Kurt Sagatz würdigt den Jubilar im TAGESSPIEGEL nicht nur als entscheidenden Befürworter des Ereignis- und Informationskanals Phoenix, er hebt auch Pleitgens Einsatz für Entspannungspolitik hervor und referiert:
"Um die Spannungen abzubauen, sollte der Westen auf Moskau zugehen, rät Fritz Pleitgen und empfiehlt, ein gleichberechtigtes Verhältnis mit Russland herzustellen."
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