Aus den Feuilletons

Kuscheln an den letzten kalten Tagen

Whippet-Hund Jimmy und Katze Slim kuscheln auf dem Sofa
Aus Feind wird Freund: Hund und Katze beim Kuscheln © picture alliance / dpa / Rafael Herlich
Von Klaus Pokatzky · 22.03.2018
Der Datenskandal bei Facebook beschäftigt die Feuilletons noch immer - die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" regt eine Digitalgesetzgebung an, die für Transparenz sorgt. Die "NZZ" meint, Trump hätte die Wahl nicht wegen Cambridge Analytica gewonnen. Nur die "taz" schreibt über Männerkuscheln.
"Ohne eine gute handwerkliche Vorbereitung geht es nicht." Das steht im Berliner TAGESSPIEGEL – und könnte auch gut zur Vorbereitung auf die Kulturpresseschau passen. "Es geht darum, mich mit Themen zu umgeben, die vielleicht einen Funken auslösen", sagt der Jazzpianist Michael Wollny im Interview – und wir suchen dann mal die neuesten Funken im Feuilleton.
"Er ist ein aalglatter Typ, dieser Zuckerberg", heißt es in der Tageszeitung TAZ über den Facebook-Gründer. "Mark Zuckerberg verschleiert, was sein Konzern wirklich macht", meint die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG – wo jetzt bekannt wurde, dass "die Daten von fünfzig Millionen Facebook-Nutzern und deren Freunden" an das Unternehmen Cambridge Analytica weitergegeben wurden.

Trump hat nicht wegen Cambridge Analytica gewonnen

"Letztlich sind sich fast alle Experten einig, hat Donald Trump die Wahl nicht wegen Cambridge Analytica gewonnen", beruhigt uns da die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG, "sondern dank einer ganzen Reihe von anderen Faktoren, die seine Kampagne begünstigt haben", schreibt Felix Simon. "Betrachten wir nur den Einfluss von sozialen Netzwerken, muss hier zuallererst die Twitternutzung des Reality-TV-Stars genannt werden.
Twitter, nicht Facebook, sicherte Trump die Aufmerksamkeit der 'Gatekeeper' in den Mainstream-Medien und damit grossen Einfluss auf die Nachrichten-Agenda – ein entscheidendes Element im US-Wahlkampf." Da greifen wir doch noch mal auf die Musikweisheiten des Jazzpianisten Michael Wollny zurück, der in seinem Interview auch sagt: "Es gibt eine Art Atem, der mir sagt, wie lange ein bestimmter Bogen trägt."

Es braucht eine Digitalgesetzgebung, die für Transparenz sorgt

Dann sehen wir mal, wie lange das Thema Facebook noch trägt. "Solange das System Facebook so bleibt, sind Nutzerdaten niemals sicher", führt die TAZ ihre grundsätzliche Skepsis an. "Aufs Daten-Abgrasen komplett verzichten wird Facebook eben nicht können – weil es mit Daten sein Geld verdient", schreibt Arved Clute-Simon. "Daran würde nur eine Digitalgesetzgebung etwas ändern", so die FRANKFURTER ALLGEMEINE, "die das Ziel verfolgte, dass Konzerne wie Facebook für Transparenz sorgen und denselben Regeln im Umgang mit ihren Nutzern folgen wie Unternehmen in allen anderen Branchen auch," fordert Michael Hanfeld.
"Wichtig ist, dass es vor möglichst jeder Aufführung eine neue Spannung gibt", sagt im Interview mit der FRANKFURTER ALLGEMEINEN der Dirigent Christian Thielemann und erhöht die Spannung auf das nächste Thema. "Es geht um das Interview mit Rüdiger Safranski", steht in der WELT – zum Interview, das der Literaturwissenschaftler und Schriftsteller Rüdiger Safranski dem SPIEGEL gegeben hatte.

"Die Welt" is not amused

Darin sagte er unter anderem diesen Satz: "Kulturen sind Brutsysteme, die Menschen in eine bestimmte Façon bringen." Friedrich der Zweite von Preußen hätte da gesagt "Jeder soll nach seiner Façon selig werden." Aber DIE WELT ist not amused. "Die Vorstellung eines kurz vor der Mutation stehenden 'Brutsystems' ist antiintellektuell", watscht Hannah Lühmann den vermeintlich hippen Intellektuellen Safranski ab: "Mit seinen Sätzen dockt er an Sinnfelder an, die neurechtes Denken konstituieren, fortschreiben, legitimieren."
Und damit noch einmal zum Dirigenten Christian Thielemann. "Was Freude bereiten sollte, darf nicht verkrampfen", sagt er im Interview der FRANKFURTER ALLGEMEINEN.
"Wir Männer müssen endlich enger zusammenrücken", fordert die TAZ. "Ihre Chance, mit Ihren besten Freunden das Kuscheln zu üben", erklärt uns Peter Weissenburger für die letzten kalten Tage: "Legen Sie sich einfach zehn Minuten zusammen eingelöffelt auf die Couch, anfänglich wird sich das komisch anfühlen, aber nach einiger Zeit entspannt sich alles."
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