Aus den Feuilletons

Kunstsammlung Oetker stellt sich NS-Vergangenheit

Blick auf das Dr. Oetker-Werk in Bielefeld
Das Dr. Oetker-Werk und die Hauptverwaltung in Bielefeld © imago/sepp spiegl
Von Adelheid Wedel · 19.05.2017
Eine Studie hatte 2013 ergeben, dass die Familie und das Unternehmen Dr. Oetker "Stützen der NS-Gesellschaft" waren. Jetzt wolle auch die Kunstsammlung Oetker bei der Aufklärung ihrer Vergangenheit aktiv werden, schreibt die "Frankfurter Allgemeine Zeitung".
"In unserer Familie war die Freiheit das Wichtigste", sagt Juan Martin Guevara im Gespräch mit der Tageszeitung TAZ über sein Leben mit dem älteren Bruder Ernesto "Che" Guevara. Seine Erinnerungen an ihn und an seine Familie hat der jüngste von fünf Geschwister in einem Buch festgehalten, das jetzt bei Klett-Cotta erschienen ist.
"Mein Ziel war es, mit dem Buch Che zu vermenschlichen", sagt Juan Martin Guevara. Er zeichnet das facettenreiche Bild einer eher ungewöhnlichen Familie mit unangepassten Eltern, schreibt die TAZ. Er selbst fasst zusammen:
"Bei uns war man gegen die Kirche, gegen das Militär, gegen die Aristokratie. Man war immer anti."

Literarische Neuerscheinungen

Die TAZ vom Wochenende stellt weitere literarische Neuerscheinungen vor, darunter Lena Goreliks Roman "Mehr Schwarz als Lila" (erschienen bei Rowohlt), zu dem Carsten Otte sagt: "Er stellt moralische Stilfragen für Junge und Alte."
Otte ordnet das Werk der 1981 in Leningrad geborenen und seit 1992 in Deutschland lebenden Autorin dem Genre All-Age-Roman zu und meint damit "Jugendbücher, die auch für Erwachsene interessant sind". Der Suhrkamp Verlag veröffentlichte Kristin Dombeks Essay über Narzissmus unter dem Titel "Die Selbstsucht der anderen".
Darin erfährt man, "dass die Persönlichkeitsstörung eine steile Karriere gemacht hat: Aus einem Krankheitsbild, unter dem laut einer amerikanischen Studie damals weniger als ein Prozent der US-Bevölkerung litten, ist eine umfassende Kritik westlicher Gesellschaften geworden. Promis, Politiker, der eigene Ex – alles Narzissten"!
Selfie ist zum Wort des Jahres geworden und "eine jüngst veröffentlichte Studie belegt, dass unsere Sprache ichbezogener ist als jemals zuvor".

Polnische Regierungs-partei PiS schürt Ausländerhass

Dann lesen wir in der TAZ verwundert über Polen: "Regierungsnahe Medien hetzen gegen deutsche Zeitungseigentümer im Land, um die Repolonisierung voranzutreiben. Immer schön drauf auf Angela Merkel und die Deutschen", heißt es dort. Zitiert werden Titel aus polnischen Zeitschriften wie:
"Schon wieder wollen sie Polen überwachen" oder "Das Ende der eisernen Kanzlerin"? In dieser Art schürt Polens nationalpopulistische Regierungs-partei PiS schon seit Monaten den Ausländerhass im eigenen Land, schreibt Gabriele Lesser in der TAZ und belegt das anhand weiterer Beispiele.

Oetker und seine NS-Vergangenheit

Aus der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG erfahren wir eine Neuigkeit. "Als der Bielefelder Unternehmer Rudolf August Oetker 2007 starb, hinterließ er eine umfangreiche Kunstsammlung" – das dürfte bekannt sein. Einblicke in die belastete Geschichte des Unternehmens im Nationalsozialismus verweigerte der Patriarch bis zu seinem Tod. Der Sohn finanzierte danach eine Studie, in der die Autoren 2013 urteilen:
"Die Familie und die Firma Oetker waren Stützen der NS-Gesellschaft, suchten die Nähe des Regimes und profitierten von dessen Politik."
Nun wird gemeldet, dass die Kunstsammlung Oetker selbst aktiv wird und von sich aus auf die Erben zugeht.
"Damit könnte das Unternehmen, das sich bei der Aufklärung seiner politischen Verstrickungen als Nachzügler ans Werk gemacht hat, eine Vorreiterrolle übernehmen", kommentiert Andreas Rossmann in der FAZ.
Rudolf August Oetker
Unternehmer und Kunstsammler Rudolf August Oetker, hier im August 2004, im starb 2007. © imago/PAN-IMAGES/Nordmann

Ein 80 Jahre alter Roman - so aktuell wie nie

"Schamlose Freude" titelt die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG eine Rezension von Willi Winkler. Die Mehrdeutigkeit dieser beiden Worte erschließt sich über den Inhalt des Romans "Das ist bei uns nicht möglich" von Sinclair Lewis. 1935 erschienen, hat ihn der Aufbau Verlag jetzt wieder aufgelegt. Ein Buch von gestern, "dabei", so schreibt der Rezensent,
"klingt es wie aus der Zeitung von heute, wenn es vom Helden heißt, er habe versprochen, alle reicher zu machen… Sinclair Lewis schildert eine populistische Machtergreifung in den USA".
80 Jahre nach seiner erschreckenden Phantasie ist ein Volkstribun, wie ihn der Autor geschildert hat, tatsächlich an die Macht gekommen. Der Rezensent resümiert:
"Hier ist… Lewis ein großes visionäres Irrsinnsgemälde voller Wahrhaftigkeit gelungen."
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