Aus den Feuilletons

Ikea-Prospekt für Ultraorthodoxe in Israel

Eine Gruppe Ultraorthodoxer in Israel.
Für Israels ultraorthodoxe Gemeinde hat Ikea einen speziellen Prospekt herausgebracht. © dpa/picture alliance/epa Olivier Fitoussi-Flash90
Von Gregor Sander · 23.02.2017
Werbung ohne Frauen: Im Extraheft von Ikea für die ultraorthodoxe Gemeinde in Israel sind nur Männer zu sehen. Das brachte dem schwedischen Möbelhaus den größten Ärger seit dem Ende des Billy-Regals ein, erfahren wir in der "SZ".
"So viel Ärger hat Ikea nicht mehr gehabt, seit es 'Billy' vom Markt nehmen wollte."
Wird in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG genüsslich festgestellt. In Israel wurde ein Extra-Werbeheft für die ultraorthodoxe Gemeinde herausgegeben, denn die legt nun einmal Wert auf die Trennung der Geschlechter, offensichtlich selbst im Möbelkatalog. Aber:
"Sie macht etwa zehn Prozent der Einwohner Israels aus, die Klippan-Nachfrage der Kippaträger ist für Ikea also nicht unbedeutend. Folglich sieht man im entsprechenden Katalog nur Bärtige, die in der Küche hantieren. Die das Sofakissen richten. Die verträumt am (religiös erbaulich bestückten) Bücherregal lehnen. Die also das Heimchen am Herd mimen in einer vom Weibe befreiten Wohnwelt."
Da weiß die Feministin eigentlich nicht, ob sie nun lachen oder weinen soll und der aufgeklärte Hausmann, schwankt mit ihr. Aber die die Kiefernholzkönige aus Schweden haben schon eingelenkt, wie die SZ weiß:
"Inzwischen hat sich das Unternehmen entschuldigt und versprochen, künftig mehr Frauen im Wohnambiente zu berücksichtigen."

Moderate Töne aus dem Iran

Während große Teile der Weltbevölkerung an der Politik Donald Trumps verzweifeln, kommt eine mäßigende Stimme ausgerechnet aus dem Iran. Mahmud Doulatabadi ist einer der bedeutendsten Schriftsteller des Landes und er stellt im Interview mit der SZ fest:
"Es ist ja nicht zu vermuten, dass ein Land wie die Vereinigten Staaten einer Person gehorcht, die seinen Belangen genauso schaden könnte wie jenen von Ländern wie Iran. Ich habe von Anfang an gesagt, dass die entscheidenden Kräfte in Amerika die Sache realistischer sehen als Trump. Sie werden ihren Einfluss geltend machen."
Auch vom Amerikaboykott hält der Schriftsteller nichts. Asghar Farhadi etwa, der Regisseur des Oscar-nominierten Filmes "The Salesman" hatte angekündigt, nicht in die USA reisen zu wollen, selbst wenn er ein Visum bekäme. Mahmud Doulatabadi meint dazu:
"Man sollte versuchen, einen Dialog zu entwickeln, solange es geht, aber sich in sozialen und kulturellen Fragen nicht in eine Gereiztheit hineinsteigern. Ich bin ohnehin gegen Boykotte. Ein Boykott ist immer die einfachste Reaktion. Man sollte sich reifer verhalten."

Sorge um das "Gewebe der Gemeinschaft"

Cora Stephan hingegen fordert in der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG den Streit:
"Wer Streit vermeidet, erntet nicht Frieden."
Unter dieser Überschrift stellt Stephan Folgendes fest:
"In Wirklichkeit hat Politik immer mit harten Interessengegensätzen zu tun, und es kommt nicht darauf an, den Konflikt auszuschalten, sondern ihm eine Form zu geben, die das Gewebe der Gemeinschaft nicht zerstört."
Und die Autorin vom "Handbuch des Krieges" bittet darum die Regeln bei allen Konfliktparteien zu beachten, denn so Cora Stepahn:
"Man schreibt auch schon mal 'Danke, liebe Antifa' in einer Qualitätszeitung, freut sich im Netz über den Tod eines 'rechtspopulistischen' Journalisten, verweigert dem politischen Gegner Tagungsorte und wünscht bei Twitter die Ermordung des neuen amerikanischen Präsidenten. Auffallend, dass der Hass all derjenigen, die Frieden und Konsens anstreben, ihnen selbst gar nicht mehr auffällt."

Ludwigshafen-Tatort ohne Drehbuch

Ulrike Folkerts spielt seit 1989 die Kommissarin Lena Odenthal. Doch in der am Sonntag ausgestrahlten Folge des Ludwigshafener Tatorts, war auch für sie alles neu. Es gab nämlich kein Drehbuch.
"Am Anfang hat sie spürbar mit der Idee gefremdelt",
erzählt Regisseur Axel Ranisch in der SZ:
"Ulrike hatte Vorbehalte, weil man in langen Impro-Szenen hin und wieder aus der Rolle fällt und sie befürchtete, ich könnte damit nicht vertrauensvoll umgehen. Nach einer Drehwoche aber haben alle angefangen, die Freiheit zu genießen."
Mit Improvisation, Herzblut und Humor auf Tätersuche - Axel Ranisch inszeniert den
Dreharbeiten zum "Tatort - Babbeldasch": Regisseur Axel Ranisch, links, mit Ulrike Folkerts und Peter Espeloer.© SWR/Martin Furch
Der Regisseur, der sich lieber Spielleiter nennt, dreht übrigens immer ohne Drehbuch.
"Durch die Improvisation kriegt man mehr Alltagshumor und Lebendigkeit in den Film", sagt Ranisch. "Mein Problem mit dem herkömmlichen Fernsehfilm ist, dass die Kamera vor lauter Aufbauen, Ausleuchten und Proben erst eingeschaltet wird, wenn alles tot ist."
Und das will natürlich selbst bei einem Tatort niemand!
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