Aus den Feuilletons

Humboldt Forum statt Palast der Republik

Palast der Republik in Berlin
Das Wort "Zweifel" steht in Neon-Buchstaben auf dem Dach des ehemaligen Palastes der Republik in Berlin - aufgenommen am 01.02.2005. © picture alliance/dpa/Foto: Jens Kalaene
Von Arno Orzessek  · 27.09.2017
Auch die "Zeit" fragt sich, warum gerade im Osten die AfD so erfolgreich ist. Ein Grund: Was von der DDR geblieben sei, ist eine Erinnerung an Opfer und Täter und "der Irrglaube, dies sei die ganze Wahrheit". Ein Beispiel dafür sei der Abriss des Palastes der Republik, an den heute nichts mehr erinnere.
In der ZEIT fragt sich Thomas Oberender, der Intendant der Berliner Festspiele, warum die AfD in den neuen Ländern besonders beliebt ist.
In der Unterzeile der Artikels "Die Mauer ist nicht gefallen" heißt es: "Was der Westen einfach nicht versteht: Den Ostdeutschen wurden ihre Identität und ihre Lebensgeschichte geraubt."
Bemerkenswert ist, an welchem Beispiel Oberender belegt, dass dieser Raub immer noch weitergeht.
"Dreißig Jahre nach der Wende baut Deutschland ein Humboldt Forum, um die humboldtsche Vermessung der Welt mit der deutschen Kolonialgeschichte zusammenzudenken. Dafür wurde der Palast der Republik abgerissen, und am gleichen Ort erinnert nun nichts an ihn. Wie reflektiert man diesen innerdeutschen Kolonialismus? Diesen nationalen Dachschaden, dass es bezüglich der Geschichte der DDR nichts mehr gebe, worüber man sich Gedanken machen müsse, außer die Mauertoten und die Stasi? Was von der DDR bleibt, ist eine Erinnerung an Opfer und Täter, an Unrecht und Scheitern und der Irrglaube, dies sei die ganze Wahrheit."
Tja, Twitter hat sein 140-Zeichen-Limit gerade verdoppelt – und auch das beschäftigt die Feuilletons. Wir aber müssen hier wie eh und je nach vier Minuten fertig sein. Da bleibt nur noch Zeit für ein Wort: Tschüss.

Das gesamte Manuskript der Kulturpresseschau als pdf-Datei.

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