Aus den Feuilletons

Düstere Prognose für die arabische Welt

Das vom US-Verteidigungsministerium am 11.3.2003 veröffentlichte Foto zeigt die Superbombe MOAB (Massive Ordnance Air Blast) vor einem Test auf dem Eglin-Luftwaffenstützpunkt in Florida (Archivfoto).
Ein Exemplar der Superbombe MOAB auf dem Eglin-Luftwaffenstützpunkt im US-Bundesstaat Florida. © DB DOD/DOD dpa picture alliance
Von Arno Orzessek · 26.04.2017
Wussten Sie, dass mit der Abkürzung MOAB nicht "mother of all bombs" gemeint ist? Die Wochenzeitung "Die Zeit" klärt über den tatsächlichen Sinn auf. Um das Foto einer MOAB herum entwirft ein Islamwissenschaftler ein düsteres Szenario der arabischen Welt im Jahr 2027.
"So könnte es kommen",
titelt die Wochenzeitung DIE ZEIT über dem Foto einer herabstürzenden MOAB. Seit die amerikanischen Streitkräfte jüngst ein Exemplar über Afghanistan abgeworfen haben, wissen es viele: MOAB ist der Name der sprengkraftstärksten konventionellen Fliegerbombe im US-Arsenal, praktisch das dickste Ding nächst der Atom-Bombe.
Zumeist wird MOAB folkloristisch als "mother of all bombs", Mutter aller Bomben, ausbuchstabiert. Tatsächlich aber steht die Abkürzung für "Massive Ordnance Air Blast", also etwa Mächtige Luft-Explosions-Waffe. So viel aus gegebenem Anlass zur Waffenkunde. Nun zur Sache selbst.
Um das MOAB-Foto herum entwirft der Islam-Wissenschaftler Wilfried Buchta ein Szenario der arabischen Welt im Jahr 2027. Buchtas Prophezeiungen in der ZEIT sind kompetent, detailreich und frustrierend finster. Hier sein – absehbar desillusionierendes – Resümee:
"Auch 2027 blieb die gesamte Region im Kreislauf von Chaos und Terrorismus gefangen. Die Krisenfolgen, sprich Flüchtlingsströme und Terrorexport der Dschihadisten, bedrohten immer stärker auch die innenpolitische Stabilität und den gesellschaftlichen Frieden in den Kernstaaten der EU."

Die Zukunft Europas

Blättern wir weiter in der ZEIT. Unter dem Titel "Nicht ohne meine Nation" hält der Gesellschaftsforscher Wolfgang Streeck den Deutschen vor: Sie seien in Europa die einzigen, die ihre nationale Identität aufgeben wollen. Streeck distanziert sich ausdrücklich von Jürgen Habermas, der Europa eine transnationale Zukunft wünscht, und hält fest:
"Die europäischen Nationalstaaten sind […] historisch-gesellschaftliche Artefakte, die in ihrer jeweiligen Einzigartigkeit anerkannt werdenwollen. […] Europa wird nicht dadurch geeint, dass es die Außenpolitik zwischen seinen Mitgliedstaaten in die Innenpolitik eines europäischen Superstaats überführt; im Gegenteil wird es dadurch gespalten."
Soweit der Nationen-Freund Streeck in der ZEIT.

Orthografie für WhatsApp-User

"Was ist deutsch?" fragt die Tageszeitung DIE WELT. Und antwortet klipp und klar: "Große Buchstaben am Wortanfang". Gemeint sind natürlich Wortsorten wie Substantive und Eigennamen. Mathias Heine erklärt die historischen Hintergründe der Großschreibung. Genauer gesagt, er paraphrasiert die Erkenntnisse des Sprachwissenschaftler Hans-Georg Müller, der das Buch "Vom Majuskelgebrauch im Deutschen" verfasst hat. Müllers Werk ist eine Habilitationsschrift – und soweit Trockenheit abfärben kann, färbt sie auf Heine ab. Wir zitieren:
"Der Linguist unterscheidet zwischen der Auszeichnungsfunktion, mit der man in Majuskeln gesetzte Wörter oder Passagen innerhalb eines Textes hervorhebt, und der Initialisierungsfunktion am Anfang von bestimmten Wortklassen, am Satzbeginn und in Anredepronomen. Nur die Initialisierungsfunktion ist durch orthografische Regeln normiert."
Und nun in unseren Worten: Wenn Sie whatsappen "Ich brauche Deine Antwort noch HEUTE", tun Sie genau das, was einst während der Ausdifferenzierung in Groß- und Kleinbuchstaben zur regellos-individuellen Großschreibung geführt hat: Sie heischen um Aufmerksamkeit!
Wenn Sie dagegen das Wort Antwort groß schreiben, gehören Sie zu den Wenigen, die auch beim Whatsappen an ordentliche Orthographie denken.

Von Tätern lernen

Wir denken ans Aufhören, empfehlen Ihnen aber vorher noch das Interview der TAGESZEITUNG mit dem französischen Schriftsteller Jonathan Littell. Der Autor des Nazi-Täter-Romans "Die Wohlgesinnten" konzentriert sich auch in seinem Film-Debüt "Wrong Elements" über die ugandische Rebellenbewegung Lord’s Resistance Army auf die Täter. Littells Begründung:
"Man kann [von Opfern] in gewisser Weise nichts […] lernen."
So ist er, der Jonathan Littell! Wir halten uns indessen an das Weltbild der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG. Für die SZ ist unsere Erde - so proklamiert sie es per Überschrift - ein "Planet des heiteren Irrsinns."
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