Aus den Feuilletons

"Donald Trump ist ein antiamerikanischer Präsident"

US-Präsident Donald Trump gestikuliert während eines Treffens mit Managern im Weißen Haus.
"Die Proteste gegen Trump müssen patriotisch sein und bleiben", meint "Welt"-Autor Hannes Stein. © AFP / SAUL LOEB
Von Paul Stänner · 12.02.2017
"Welt"-Autor Hannes Stein fordert zum Protest gegen den US-Präsidenten auf: "Gegen Donald Trump sollten in erster Linie jene Europäer auf die Straße gehen, die Amerika lieben." Der Republikaner sei antiamerikanisch.
Die Ära Peymann ist zu Ende, die Ära Trump noch nicht. So dumm kann es zugehen auf der Welt.
Die WELT aus Berlin hat einen Trump-Versteher zum Kommentar eingeladen. Roger Köppel, Chefredakteur der Zürcher Weltwoche und Nationalrat der Schweizer Volkspartei möchte uns Trump näher bringen, indem er seine Gegner verdammt: Eine neue Achtundsechziger-Bewegung sei das nicht. Köppel: "Die Achtundsechziger verkörperten Frische und Kraft, weil ihre Anliegen an der Zeit waren." Dass ein sehr Konservativer wie Köppel sich für die 68er begeistern kann, scheint uns ein sehr alternatives Geschichtsverständnis zu sein.
Heute, sagt Köppel, sei es ganz anders. Gegen Trump mobilisieren sich, behauptet er, "die aggressiven Trauermärsche von gestern, die satten Legionen des Status quo, denen die Wähler und die Felle davonschwimmen, jaulen auf. (sic!) Ergraute Polit- und Showbusiness-Eminenzen trotten neben junglinken Weltfremdakademikern und durchgeknallten Pussy-Feministinnen einher."
Noch wuchtiger hätte selbst die Showbusiness-Eminenz Donald Trump nicht tweeten können. Apropos Tweet: Köppel macht den Medien-Kollegen den Vorwurf, sich aufzuregen, weil Trump sich tweetend aufrege. Er dürfe das.
Natürlich darf Trump twittern, sagt dieser Kollege vom Deutschlandradio, aber Köppel hat wohl nicht gelesen, in welcher Weise Trump sich aufregt, zum Beispiel über "sogenannte Richter", die seinen Anweisungen nicht folgen wollen. Das macht dann schon einen Unterschied.
Schließlich fragt Köppel nach Trumps Motiven und antwortet sich – Zitat: "dass wir es mit einem Präsidenten zu tun haben könnten, der seinen Wählerauftrag, in erster Linie dem eigenen Land zu dienen, ernst nimmt. Das sind doch erst mal gar nicht so schlechten Aussichten", meint der Schweizer Köppel.
Hannes Stein, ein Amerikaner in der WELT, sieht sehr wohl, dass sich nach den Frauen- und Einwandererprotesten eine außerparlamentarische Opposition formiere, eine neue APO. Deren Erfolg hänge davon ab, dass es ihr gelinge, Brücken zu den amerikanischen Konservativen zu schlagen und nicht in linksradikalen Zirkeln zu versauern. Und ganz wesentlich, Zitat Stein: "Die Proteste gegen Trump müssen patriotisch sein und bleiben." In diesem Sinn geht auch seine Bitte nach Übersee: "Gegen Donald Trump sollten in erster Linie jene Europäer auf die Straße gehen, die Amerika lieben. Denn Donald Trump ist ein antiamerikanischer Präsident."
"Peymann fällt eine Lesart für die Gegenwart schwer"
Das sind dann wohl doch eher schlechte Aussichten. Claus Peymann verlässt nach 18 Jahren das Berliner Ensemble. Und gönnt sich zum Abschied den "Prinzen von Homburg" von Heinrich von Kleist. Simon Strauss entdeckt in der FAZ, dass sich Peymann weniger für die Verzweiflung der Jugend als für die Gefasstheit des Alters interessiere.
Ist das der Grund, fragen wir uns, dass Simon seine Sympathien vom Prinzen weg immer dichter an den alten Fürsten herangerückt fühlt? Der seine Herrscher-Vernunft gegen das leichtfertige Bauchgefühl des jugendlichen Helden verteidigen muss? Soll das der alte Peymann sein?
In der SÜDDEUTSCHEN jedoch scheint Lothar Müller, Peymann falle "eine Lesart für die Gegenwart schwer". Wir übersetzen: da ist keine und lesen weiter. Müller fällt auf, "dass die Verssprache Kleists weitgehend widerstandslos dahingleitet, ohne zum Instrument zu werden."
Ganz im Gegenteil findet Eckhard Fuhr in der WELT, der sonst an dieser Stelle von seinem Hund erzählt, Peymann habe fern aller politischen Nutzanwendung nichts anderes getan, "als genau in den Text Kleists hineinzuhören und dieses grandiose Sprachkunstwerk zum Klingen zu bringen."
Der eine hört so, der andere hört so.
Eckhard Fuhr glaubt, dies seien die Aussichten "wie das Theater weiterleben kann, auch ohne Männer wie ihn (also: Peymann). Mit Dichtkunst und Schauspielkunst natürlich."
So schlau wäre sein Hund auch gewesen.
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