Aus den Feuilletons

Der ewige Dandy

Als gewohnt erfolgreicher Verführer agiert Roger Moore als Agent 007 in einer Szene mit Maud Adams in dem James Bond-Film "Octopussy" (1983).
Als gewohnt erfolgreicher Verführer agiert Agent 007 (Roger Moore) in einer Szene mit einem Bondgirl (Maud Adams) in dem James Bond-Film "Octopussy" (1983). © picture alliance / dpa / Goldschmidt
Von Hans von Trotha · 23.05.2017
Mit Roger Moore sei "vielleicht der wahre Bond" gestorben, mutmaßt die "TAZ". Die "SZ" trauert um "den ewigen Dandy" und die "Welt" erfindet gar ein neues, wenn auch arg verunglücktes Wort für den britischen Schauspieler: "Gentlemensch".
"Verraten Sie Europa nicht!", ruft Can Dündar in der ZEIT den Herren Tusk und Juncker zu, die am 25. Mai in Brüssel Präsident Erdogan treffen. "Anlässlich dieses wichtigen Gipfels", schreibt Dündar, "möchte ich an das letzte Treffen der drei erinnern. Es fand am 16. November 2015 in Antalya statt. Erdoğan war als Sieger aus den Wahlen vom 1. November hervorgegangen. Am 10. November hatte die EU den Fortschrittsbericht zur Türkei veröffentlicht, in der die Lage der Menschenrechte und Grundfreiheiten scharf kritisiert wurde. … Die Veröffentlichung des Berichts war auf Junckers Anweisung hin … auf die Zeit nach den Wahlen verschoben worden. … Verehrter Herr Tusk, verehrter Herr Juncker, nach Ihrem Aufschub des Fortschrittsberichts auf Erdoğans Anweisung hin … wurde ich verhaftet. … Es betrübte mich zu sehen, dass Sie bereit sind, Ihre Prinzipien mit Füßen zu treten."
In der TAZ schreibt Doris Akrap an die "Liebe Bundeskanzlerin": "Es geht um die Situation unseres gemeinsamen Bekannten Deniz Yücel … Sie haben immer wieder gesagt, dass Sie alles tun, was in Ihrer Macht steht, damit Deniz freikommt. … Können Sie nicht einfach mal klar sagen: 'Es wird so lange kein Geld fließen, bis Yücel frei ist'? … Einfach, um zu sehen, ob Erdoğan die Gelder aus der EU genauso egal sind wie die Worte der EU? … In den 90er Jahren", schließt Akrap, "gab es eine von Einwanderern kolportierte liebevoll und metaphorisch gemeinte Charakterisierung der Deutschen: 'Immer nur labern, labern. Nix ficken.' Liebe Frau Merkel, wenn Sie nicht wollen, dass man das auch über Sie sagt, sollten Sie handeln."

Trauer um Roger Moore

Ansonsten: Trauer um Roger Moore. "Sein Ruhm", schreibt Andreas Platthaus in der FAZ, "hört auf den Namen Bond. James Bond". Platthaus fügt hinzu: "Dass Moore der Rolle als Bond zu lange treu blieb … ist bekannt". Cosima Lutz zitiert dazu in der WELT, was Moore selbst einst der "Daily Mail" sagte, dass er nämlich 1985 die Rolle aufgegeben habe, weil "man keine Bösewichter mehr finden konnte, die alt und zerbrechlich genug aussahen, um den Eindruck zu erwecken, dass sie von mir umgehauen werden könnten." Cosima Lutz erfindet, wahrscheinlich sogar aus Verehrung für den Verstorbenen dann noch das arg verunglückte Wort "Gentlemensch".
"Den ewigen Dandy" nennt ihn Gerhard Matzig in der SÜDDEUTSCHEN, und Lorenz Horn findet in der TAZ: "Mit Roger Moore stirbt … vielleicht der wahre Bond. Aber der Titel seines ersten Bond-Abenteuers trifft es vielleicht ganz gut: 'Live and Let Die'."
Dem könnte man jetzt im Manuskript ein Emoji hinzufügen: das, das so schön heult, zum Beispiel. Davon ist aber abzuraten. Überhaupt ist von Emojis abzuraten. Carolina Schwarz erzählt in der TAZ eine Geschichte aus Israel, in der Emojis, genau: "ein Peace-Zeichen, tanzende Frauen, ein blauer Schweif, ein Eichhörnchen und eine Sektflasche" einen Vermieter laut Richterspruch glauben lassen mussten, dass die Abesenderin das in Frage stehende Haus mieten wollte. "Der Richter entschied: Mit den Emojis sei die Interessentin zwar keinen rechtsgültigen Vertrag eingegangen, doch die tanzende Frau und eine Sektflasche bekunden eindeutiges Interesse und Euphorie."

"Schöner weinen" mit der TV-Serie "This Is Us"

Also Vorsicht mit den Dingern, auch mit dem der so schön heult. Dabei würde das gut zu Katharina Riehls Lobeshymne auf die Fernsehserie "This Is Us" in der SÜDDEUTSCHEN passen. Titel: "Schöner weinen". Die Serie, schreibt Riehl "erreicht ein Massenpublikum, weil die Autoren den Umgang mit Kitsch meisterhaft beherrschen". Und offenbar bekommen wir hier das Quantum Trost, dessen wir so dringend bedürfen: "Die Serie", so Riehl, "hält ihren Zuschauern eine Schulter hin, an die sie sich kuscheln können."
In der FAZ schwärmt Oliver Jungen: "Die Serie … sieht wie eine Seifenoper aus. Erzählerisch aber ist sie vom Feinsten … eine Emotionenbewirtschaftung der Extraklasse, die man sich gefallen lässt, wenn etwas so Warmherziges so wenig peinlich daherkommt".
Katharina Riehl zitiert noch einen hübschen Satz aus der "New York Times": "This Is US zu schauen sei, wie mit einem nassgeweinten Kissen verprügelt zu werden".
Wenn es das als Emoji gäbe – das würde ich verwenden. So oft wie möglich. Auch jetzt.
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