Aus den Feuilletons

Clinton und sein Polit-Thriller

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Bestsellerautor James Patterson und Ex-Präsident Bill Clinton bei der Vorstellung von "The President is Missing" © picture alliance / Johannes Schmitt-Tegge/dpa
Von Paul Stänner  · 07.06.2018
Bill Clinton und Autor James Patterson haben gemeinsam einen Thriller geschrieben. Die "FAZ" fällt ein klares Urteil: Das Buch sei "unfassbar schlecht" und der Plot so hanebüchen, dass man Mühe habe, die 500 Seiten durchzustehen.
Unser erstes Thema können wir recht einfach erledigen. Ex-Präsident Bill Clinton und Bestseller-Autor James Patterson haben gemeinsam einen Polit-Thriller geschrieben, der jetzt auf Deutsch erscheint. Die FAZ greift auf die Urteilskraft von Kollegen zurück: "Dem Urteil einer großen süddeutschen Zeitung, das Buch sei "unfassbar schlecht", kann man sich nur anschließen."
Der Plot, sagt die FAZ, sei so hanebüchen, dass man Mühe habe, die 500 Seiten durchzustehen. Dafür gäbe es onkelhafte Leitartikel zur Lage des Landes und seiner politischen Unkultur. Die FAZ hätte die Autoren gern gefragt, wie es wirklich um ihr Land stehe, - Zitat:
"... wenn selbst vernunftbegabten Leuten wie ihnen nichts mehr einfällt." Aber weder Patterson noch Clinton stünden für Interviews zur Verfügung.
Sie werden wissen warum.
Wir erfahren, dass schon vor dem offenbar grauenvollen Clinton-Roman sich ungefähr sechs Millionen Deutsche vom Buch abgewandt haben. Das hat der Börsenverein des Deutschen Buchhandels in einer großen Studie ermittelt, aus der eine große Frankfurter Zeitung zitiert.

Menschen für das Buch zurückgewinnen

Buchkäufer machen heute weniger als die Hälfte der Bevölkerung aus. Schuld sei die Elektronik. "Die Flut einstürzender Informationen, die blinkend und piepsend unentwegt Aufmerksamkeit einfordern", - so die FAZ - habe zur Folge, dass es den Menschen "zunehmend schwerer (falle), sich auf eine Sache zu konzentrieren und sich etwa in einen Text zu vertiefen, so wie früher."
Jetzt sammelt der Börsenverein Ideen, um die Menschen für das Buch zurückzugewinnen. Dazu gehörten sogar elektronische Apps, die an Lesezeiten erinnern oder helfen, das maßgeschneiderte Buch zu finden. Die FAZ ist da pragmatisch und puristisch: "... die Chance für das Buch liegt nicht in der digitalen Hinführung, sondern im Abschalten" der Elektronik.
Die Bundesjustizministerin macht auf sich aufmerksam. Sie möchte, dass das Gender-* , mit dem in der gedruckten Sprache die Leser und Leserinnen in einem Wort zusammen gezogen werden, in den Rechtschreibduden aufgenommen wird. Peter Eisenberg erläutert am Beispiel des Begriffs "Wähler der SPD", dass dieses Wort in seiner Grundbedeutung keinerlei Bezug auf ein natürliches Geschlecht nehme. Nun werde aber gefordert zu schreiben "Wähler*innen", sodass das Wort sich auf Wähler und Wählerin und *nen bezieht, also alle möglichen zukünftigen anderen Geschlechter.
Zitat: "Eine solche Geste der Unterwerfung unter eine ideologisch begründete Konzeption von Geschlecht gibt es in keiner Sprache der Erde. Wir sollten alles dafür tun, sie auch dem Deutschen zu ersparen."

Ist gendergerechte Sprache anstrengend?

Die Tageszeitung taz listet zehn knappe Gründe auf, "warum gendergerechte Sprache echt der letzte Müll ist." So fürchtet die taz, – wenn man einmal mit dem Gendern anfängt – "wollen alle anderen unterrepräsentierten oder sonstwie diskriminierten Gruppen am Ende auch Gerechtigkeit. Das wäre wirklich sehr anstrengend." Und überhaupt: "Mal ehrlich, es sieht einfach scheiße aus. Mit diesen ganzen Strichen und Sternchen – wer hat da noch Lust, weiterzulesen?"
Wir lesen ganz Neues aus der Geschlechter-Debatte in der Neuen Zürcher Zeitung. Sie beschäftigt sich mit einem aktuellen Instagram-Trend, dem "Toblerone-Tunnel" – da kann die Schweiz nicht wegschauen. Der "Toblerone-Tunnel" wird von der Autorin folgendermaßen erklärt: "Junge Frauen ... posten Bikinibilder von sich. Genauer gesagt: von der dreieckigen Öffnung direkt unter dem weiblichen Geschlecht. Da, wo die Oberschenkel ansetzen." Uns scheint, der Zweck dieses neuen Trends unter Jungen und Vitalen ist es im Wesentlichen, ein Trend zu sein. "Man kann sich fragen", fragt sich dann die Autorin der NZZ, "warum solche Trends immer nur Frauen erfassen."
Und wir fragen uns, ob ein so geschlechtsspezifisch eindimensional verorteter Tunnel noch der Tunnel ist oder nicht eher die Tunnel. Und ob die Schokolade "Toblerone" mit einem Gender-Sternchen versehen werden muss für alle noch zu entwickelnden Neumischungen.
Das Leben – das können Sie morgen lesen - wird immer komplizierter.
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