Aufstieg und Fall eines Adelsgeschlechts

Von Christian Berndt · 07.03.2013
Die Staufer haben eine ganze Epoche geprägt. Über familiäre Bindungen und politische Intrigen schafften sie es an die Spitze des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation. Vor 875 Jahren wurde Konrad III. der erste "staufische" König.
Am Anfang waren sie ein vornehmes, aber kleines Adelsgeschlecht in Schwaben. Der große Aufstieg der Staufer begann im 11. Jahrhundert. Zum Dank für seine Treue ernannte der salische Kaiser Heinrich IV. den Staufer Friedrich zum Herzog von Schwaben und gab ihm darüber hinaus die Hand seiner Tochter – die Verwandtschaft mit dem Kaiserhaus ließ die Staufer in die höchste Liga aufsteigen. Mit dem Tod Kaiser Lothars 1137 kam ihre Stunde – durch einen Putsch. Vor der offiziellen Königswahl traf sich eine Gruppe Fürsten in Koblenz, um den aussichtsreichsten Kandidaten, den Welfen Heinrich den Stolzen, zu verhindern und stattdessen den Staufer Konrad zu wählen. Die Welfen waren eines der mächtigsten Adelshäuser im Reich, und Heinrich war den Chroniken zufolge allzu machtvoll aufgetreten:

"Von allen Anwesenden wurde Herzog Friedrichs Bruder Konrad als Nachfolger gefordert, und er wurde zum König erhoben. Zum Erfolg des Vorgehens trug bei, dass sich Herzog Heinrich wegen seines Stolzes fast bei allen verhasst gemacht hatte."

Am 7. März 1138 wurde der Staufer als Konrad III. zum König des römisch-deutschen Reiches gewählt. Vor allem die Kirchenfürsten hatten diesen Putsch unterstützt, weil Konrad als papstfreundlich galt. Das war kurz nach Ende des Investiturstreits ein Argument, denn unter den salischen Vorgängern war der Dauerkonflikt zwischen Kaiser und Papst eskaliert. Die Kaiser sahen sich in der Nachfolge römischer Cäsaren als sakrale Herrscher des Abendlandes, die Päpste beanspruchten dagegen für sich den obersten Rang in der Christenheit – so erhielt jeder deutsche König erst den Kaisertitel, wenn er in Rom vom Papst gekrönt worden war. Konrad III. suchte erfolgreich den Ausgleich mit der Kurie, erfolglos allerdings agierte er gegenüber den Welfen – nach seiner Wahl entzog er Heinrich dem Stolzen dessen Herzogtümer, das Ergebnis waren jahrelange Kämpfe. In einer Chronik heißt es:

"Die Zeiten dieses Königs waren über alle Maßen traurig. Ungünstige Witterung, Hunger und ständiger Mangel, verschiedene Kriegswirren herrschten unter ihm. Er selbst war ein kriegerischer und tapferer Mann und bewies Eifer, wie es sich für einen König gebührt. Aber durch ein gewisses Verhängnis begann das Gemeinwesen unter ihm zu zerfallen."

Der Konsens mit den Welfen gelang erst nach Konrads Tod seinem Neffen Friedrich Barbarossa. Die Fürsten wählten ihn im Jahr 1152 zum König, weil er mit den Welfen verwandt war und somit Versöhnung erwarten ließ. Überhaupt wurde eine Politik des Ausgleichs mit den deutschen Fürsten zum Markenzeichen Barbarossas, von Konfrontation dagegen war sein Verhältnis zum Papst bestimmt. Wie vormals die Salier sah er sich als von Gott eingesetzter alleiniger Herrscher des Abendlandes. Aber mit diesen Ansprüchen provozierte Barbarossa nicht nur den Papst, sondern auch andere europäische Mächte. Der Sekretär des Erzbischofs von Canterbury wetterte:

"Wer hat die Deutschen zu Richtern über die Nationen gesetzt? Wer hat diese rohen und heftigen Menschen ermächtigt, willkürlich einen Herrn über die Häupter der Menschenkinder zu setzen?"

Barbarossa überschätzte seine Möglichkeiten, im Machtkampf mit dem Papst musste er schließlich dessen Autorität demütig anerkennen. Aber als charismatischer Herrscher ging Barbarossa in die Geschichte ein, ebenso wie sein schillernder Neffe Friedrich II. Der in Sizilien geborene, hoch gebildete Stauferkaiser reformierte wegweisend die Machtstrukturen des Reiches, förderte Wissenschaft und Künstler wie Walter von der Vogelweide. Auch Friedrich II. hielt an der Idee eines abendländischen Kaisertums fest. Am Ende seiner Herrschaft aber war dieses Kaisertum – auch wegen der erfolglosen Machtkämpfe mit dem Papst - weiter geschwächt.

Mit dem frühen Tod seines Sohnes Konrad IV. 1254 endete die Stauferherrschaft, es begann die kaiserlose Phase des Interregnums. Schon bald setzte die beinahe kultische Verehrung der Stauferdynastie ein, und es entstanden Legenden, wie die vom schlafenden Barbarossa im Kyffhäuser. Im 19. Jahrhundert schließlich wurden die Staufer zum nationalen Vorbild für die Reichsgründung stilisiert. Prägend für diese dauerhafte Verklärung wirkte der Geschichtsschreiber und Bischof Otto von Freising. Er verfasste schon zu Lebzeiten des Kaisers eine Biografie über Barbarossa – und porträtierte damit seinen eigenen Neffen:

"Ich bin mir bewusst, Du Zierde der Kaiser und Könige, wenn ich nun versuche, die Herrlichkeit Deiner Taten zu schildern, dann muss infolge der Häufung Deiner Siege meine Darstellung der Fülle des Stoffs erliegen."