Aufgewachsen am Set

Von Camilla Hildebrandt · 03.02.2010
Peter Jackson ist für seine Verfilmung von "Herr der Ringe" bekannt geworden, nun erzählt der Neuseeländer in dem Film "In meinem Himmel" die Geschichte eines ermordeten jungen Mädchens, das aus dem Jenseits ihre Familie beobachtet. Im Mittelpunkt: die erst 15-jährige Saoirse Ronan.
"Action! - Mein Name ist Salmon, wie der Fisch - and go! - Vorname: Susie..."

"Ich hatte schon Angst, bevor ich das Skript gelesen habe, genauso wie meine Mutter und mein Vater, als wir hörten, dass es ein Film von Peter Jackson ist über ein Mädchen, das umgebracht wird."

"...Just slowly push in - Ich war 14 Jahre, als ich ermordet wurde, am 6. Dezember 1973..."

"Vor allem ich als junges Mädchen: Würde meine Karriere irgendeinen Nutzen aus diesem Projekt ziehen, auch wenn es ein großartiger Regisseur ist? Aber dann haben wir das Drehbuch gelesen. Der Mord selbst kommt darin gar nicht vor!"

Saoirse Ronan sitzt aufrecht im Hotelsessel und trinkt eine Tasse Tee. Die blonden, langen Haare hat sie zu einem Dutt hochgesteckt, ihre blauen, leuchtenden Augen nur durch ein wenig Lidschatten betont. Der Tumult um ihre Person draußen vor der Tür interessiert sie kaum. Lieber erzählt sie von den Dreharbeiten mit Regisseur Peter Jackson:

"Das war natürlich eine Reise, Susie zu entdecken und zu verstehen. Etwas, was mir dabei besonders geholfen hat, mehr als alles andere, war, dass wir in 'rolling resets' gedreht haben..."

"And cut - Yeay, this was great!"

"Ich hatte schon davon gehört, dass Peter das oft macht, das heißt, dass er nicht nach einer Szene sofort stoppt, wir zurück zum Anfang gehen, er mir ein paar Angaben macht und wir noch mal neu anfangen. Sondern wir sind da dringeblieben in der Situation. Das hat mir sehr geholfen."

Susie wird auf dem Nachhauseweg von einem Nachbarn in ein Versteck gelockt und getötet. Die 14-Jährige findet sich in einer Art Vorhof des Himmels wieder. Von dort aus muss sie schmerzlich mit ansehen, wie ihre Familie mit dieser Tatsache umgeht. Zu akzeptieren, dass sie nie wieder in ihr Erdenleben zurückkann, fällt Susie sehr schwer.

Ein Leben nach dem Tod - ja, das kann sich Saoirse Ronan schon vorstellen:

"Wir wissen es natürlich nicht, aber es macht Sinn, dass unsere Energie, die so voller Kraft ist, irgendwo anders hingeht und nicht einfach nur so verschwindet und sich auflöst. Also, ich glaube, wo immer wir auch sind, das ist groß genug, auf dass wir alle reinpassen. Wenn es das ist, was wir Himmel nennen, dann glaube ich daran."

"Wir haben Sie nicht gefunden, Mrs. Salmon, es tut mir sehr leid..."

Saoirse - natürlich sprechen die meisten ihren Namen falsch aus, sagt die junge, schmale Frau mit dem feinen, blassen Teint lächelnd. Er stammt aus ihrer Heimat Irland und bedeutet Freiheit. Ob er zu ihr passt? Na klar:

"Es ist ein großartiger Name für mich, denn ich bin Schauspielerin. Und da hast du in gewisser Weise die Möglichkeit, vor dir selbst eine kurze Weile zu flüchten und jemanden Neues zu entdecken. Und deswegen finde ich, dass der Name perfekt ist, er reflektiert, was ich tue und wie ich als Mensch bin, und noch dazu klingt er gut, natürlich nur, wenn ihn die Leute richtig aussprechen."

Mit ihrem Vater, dem Schauspieler Paul Ronan, war Saoirse - die als Einzelkind aufwuchs - als Baby zum ersten Mal mit am Filmset:

"Daran kann ich mich natürlich nicht erinnern, aber ich nehme mal an, dass es geholfen hat, denn die Schauspielerei war später nie etwas Alien-artiges für mich."

"Oh Mist, blöde Bücher... So viel lese ich ja gar nicht, also doch ... Susie, was machst du am Samstag?"

Mit neun Jahren steht sie dann zum ersten Mal selbst vor der Kamera. Es folgen kleine TV-Rollen, zum Beispiel in der irischen Fernsehserie "The Clinic":

"Ich habe nie Unterricht genommen, ich nehme mal an, ich habe es einfach während des Spielens gelernt, und ich lerne natürlich immer weiter."

2007 die große Chance: eine Nebenrolle in Joe Wrights Buch-Verfilmung "Abbitte". Die damals 13-jährige Saoirse Ronan wird für ihre Darstellung für den Oscar nominiert:

"Es fühlte sich nicht so an, dass es mir zu viel gewesen wäre, aber es hätte zu viel werden können, wenn ich wirklich einen Oscar gewonnen hätte. Aber so war ich froh, dass es nur eine Nominierung war, denn ich war gerade mal 13, als das alles passierte, das war verrückt genug!"

Abgesehen davon betrachte sie sich sowieso nicht als Star, sagt Saoirse ernsthaft, auch wenn ihr Gesicht nun zahlreiche Plakate ziere:

"Natürlich haben sich dadurch einige Sachen verändert, die Leute nehmen mich mehr wahr, sie haben höhere Ansprüche an dich. Aber ich tue immer noch dieselben Sachen."

Und dazu gehört vor allem, mit ihren Eltern und Freunden viel Zeit in ihrem Haus in der Wildnis - wie sie es nennt - zu verbringen, das heißt zuhause in Irland. Das Leben dort hole sie immer wieder auf den Boden zurück. Hollywood sei in diesen Momenten ganz weit weg:

"Mein Vater kannte die einzelnen Teile, konnte sie aber nicht zusammenfügen - Kannst du es nicht einfach sein lassen? - Komm raus, du Feigling!"

Service:
Der neue Film von Peter Jackson, "In meinem Himmel" (offizielle Seite zum Film), mit der irischen Darstellerin Saoirse Ronan in der Hauptrolle, kommt am 18. Februar in die Kinos.