Auf Spurensuche in Australien

29.06.2012
Ludwig Leichhardt gilt als einer der großen Abenteurer des 19. Jahrhunderts. Mit seinem Pioniergeist und Forscherdrang ging er in die Geschichte ein. Der Cottbuser Autor und Musiker Kai-Uwe Kohlschmidt ging dem Expeditionswissenschaftler nach, durchquerte Australien und dokumentiert seinen Weg in "Wanderer Zwischen Den Welten".
"'Was tun sie da?'
'Ein L für Ludwig und noch ein L für Leichhardt: Ich hinterlasse meine Initialen.'
'Für wen, folgt uns jemand?'
'Man kann nie wissen.'"

Der Zoologe, Botaniker und Geologe Ludwig Leichhardt erforscht Mitte des 19. Jahrhunderts das für Europäer noch unbekannte Australien. Bei seiner dritten großen Expedition ist er unter mysteriösen Umständen verschollen. Zurück bleiben Legenden, Reiseberichte, Tagebucheinträge.

"13. Mai 1848. Alles wächst mir diesmal zu. Das Wetter ist uns günstig. Die Flüsse gut gefüllt vom Regen der letzten Wochen. Überqueren heute den 147. Breitengrad. Die Wildnis ist jetzt absolut, da unberührt. Terra incognita australis - das unbekannte Südland."

160 Jahre nach seinem Verschwinden begibt sich Kai-Uwe Kohlschmidt - Rundfunk-Autor und Musiker der Ex-DDR-Band Sandow - mit dem Hörspiel "Wanderer zwischen den Welten" auf eine Spurensuche nach Ludwig Leichhardt - mit einer eigenen Expedition. Zusammen mit dem bildenden Künstler Peter Adler und der Klangkünstlerin Jane Ullman.

"Wir fliegen über die Simpson Wüste. Der Ort seines ungewissen Schicksals. Sie wirkt wie ein großer vernarbter Rücken eines seltsamen Tieres. Gleichmäßige, geschwungene, ungeheure Sanddünen. Das älteste Gebirge der Welt, umgeben von einer sanften Weiblichkeit."

Kai-Uwe Kohlschmidt verwebt die Handlungsstränge zu vielschichtigen Hörbildern. Die subtil eingesetzte Musik und die raumfassende Atmosphäre machen dieses Hörspiel zu einer spannenden Gratwanderung zwischen Vergangenheit und Gegenwart, Fiktion und Realität, Natur und Zivilisation. Die Sprache: poetische Autoren-Fiktionen und nüchterne Reise-Realitäten.

"Durch die Unermesslichkeit einer quecksilbergrünen und abgestorbenen Vegetation auf dem Weg zum östlichen Rand des Nichts, an dem Leichhardts letzte Spuren anfangen sich zu verlieren. Dämmerung. Wir halten.

'Peter kannst du mal den Rekorder mit aus dem Auto bringen.'

Doch Krabat schrie: 'Wo ist Xvantja? Was gibst du mir wenn ich es verrate? Hast du nicht schon alles und willst noch mehr?'

Der Graf lächelte spöttisch..."

Ludwig Leichhardts Mutter war selbst als Sorbin Teil einer kulturellen Minderheit in Ostdeutschland. So treffen in diesem Hörspiel sorbische Mythengestalten auf Sagen der Aborigines - der Spreewald auf die Simpson Wüste. "Wanderer zwischen den Welten" ist ein gelungenes Spiel mit Identitäten und Kulturräumen. Die Figur Ludwig Leichhardt wird dabei zum Sinnbild für Wissensdurst und Forscherdrang: Kein rastloser Läufer, kein zielloser Spaziergänger, sondern ein Wanderer mit Mission, der mit Charisma und Überzeugung Spuren für die Nachwelt hinterlässt.

"Allein ein Traum hatte mich geschickt. Alles zu finden. Zu suchen. Zwischen den Unmöglichkeiten. In der Zeit der Füße. Wanderer zwischen den Welten. Um niemals tot zu sein. Denn heute, da ich ein Traum bin, weiß ich: tot war ich niemals."

Besprochen von Andi Hörmann

Kai-Uwe Kohlschmidt: Ludwig Leichhardt - Wanderer Zwischen Den Welten
Verlag: Major Label, Jena 2012,
56 Minuten, 10 Euro
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