Auf engstem Raum

Von Christina Selzer · 27.08.2009
Weil die Verbraucher günstiges Fleisch wollen, ist die Massentierhaltung in Deutschland auf dem Vormarsch - mit drastischen Folgen für die Umwelt und für die Anwohner von Agrarfabriken.
Eine Fahrt ins Emsland ist eine Fahrt ins Land der Schweine- und Hähnchenfabriken. Plattes Land, Weiden, Torffelder, Bauernhöfe. Einfamilienhäuser aus dunkelrotem Klinkerstein. Landidylle. Im 5000-Einwohnerort Wesuwe, bei Meppen, in der Nähe der niederländischen Grenze hat Hermann Wester seinen Hof.

Er will ihn zeigen, und über das Thema Massentierhaltung sprechen – stattdessen nennt er es "Intensiv-Tierhaltung". Die Landwirte sind misstrauisch. Am liebsten würden sie das Wort verbieten. Ihrer Meinung nach berichten die Medien zu schlecht über die großen Mastanlagen.

Hermann Wester betreibt seinen Hof als Familienbetrieb. Sein Vater baut ihn auf. Als Flüchtling aus den Ostgebieten bekommt er in den 50er-Jahren eine Siedlerstelle. Das läuft über den "Emslandplan" der Bundesregierung, mit dessen Hilfe sich das rückständige Emsland dem Lebensstandard der Bundesrepublik angleichen soll. Moorgebiete werden mit großen Pflügen umgegraben und landwirtschaftlich nutzbar gemacht. Straßen, Bauernhöfe und Dörfer angelegt, alles entsteht aus dem Nichts.

"Damals bewirtschafteten wir das als Familienbetrieb. Wir hatten fünf Kühe, drei Sauen, Heute haben wir bei 40 ha und 130 ha bewirtschafteter Fläche, 110.000 Masthähnchen, 180 Zuchtsauen im geschlossenen System, das heißt, die Ferkel mästen wir in unserem Betrieb."

Herrmann Wester ist stolz auf sein Lebenswerk. Auch heute ist seine komplette Familie im Betrieb: Ehefrau, Sohn und Schwiegertochter. Vor fünf Jahren wird dann der große Hähnchenmaststall gebaut. Für ihn eine Frage des Überlebens.

"Das ist klar: Nur wachsende Betriebe haben ein Chance, sich über die Jahre zu halten, wie unser Betrieb gewachsen ist. Wenn der Generationswechsel auf dem Betrieb anfällt, ein neuer Betriebsleiter in die Fußstapfen tritt, dann muss dringend etwas geschehen."

Seit Jahren steigt die Anzahl der Mastplätze in Niedersachsen. Von den fast 60 Millionen Stallplätzen in Deutschland stehen hier 32 Millionen. Das heißt, jedes zweite Hähnchen, das auf deutschen Tellern landet, kommt aus Niedersachsen.

Der Hähnchenstall, ein langgezogenes einstöckiges Gebäude ohne Fenster, wie man es hier in der Region oft sieht. Drinnen im Vorraum hängt an der Wand ein Apparat, der alle Daten der Tiere anzeigt, die relevant sind.

"Wir können das Gewicht ablesen, und was sie fressen. Im Stall gibt es Waagen. Jetzt rufe ich ab: Futter. Was haben sie heute gefressen. 132 Gramm müssen sie heute, 47,1 Gramm haben sie schon gefressen. Jetzt gehe ich zurück. Gestern haben sie so viel gefressen. Ich kann den Wasserverbrauch kontrollieren. Also in diesem Stall ist alles in Ordnung."

Mit weißem Schutzanzug geht es in den Stall: 27 Grad, 68 Prozent Luftfeuchtigkeit. Der süßlich schwere Geruch ist nichts für empfindliche Nasen. Eine Halle, 1800 Quadratmeter groß. Künstliches Licht, Massen von Tieren: 34.000 Hähnchen, eine unvorstellbar große Zahl. Sie weichen vor den umher gehenden Menschen zurück. Wer sich jemals eine romantische Vorstellung von Landlust und Leben auf dem Bauernhof gemacht hat – hier wird er sie überdenken müssen.

Bauer Wester bahnt sich einen Weg durch die piepende Masse, ab und zu hebt er ein totes Tier auf, wirft es in eine Schubkarre, die am Rand steht.

"Das ist ja die normale Bestandskontrolle, ein paar Tote findet man, das kann ausgelöst sein durch Stress, die normale Geschichte."

Er ärgert sich immer über negative Berichte im Fernsehen, in denen nur solche Bilder gezeigt werden. Dabei sei das nur ein minimaler Prozentsatz.
Liegt alles im Rahmen. Kann man auf einer Tabelle nachlesen, die an der Wand hängt und in die Mitarbeiter täglich die Zahl der toten Hähnchen eintragen. Totalverluste.

"Hier können Sie sehen, 13 am 27. Tag, am 28. Tag 15. Das ist eine ganz normale Ausfallrate, wie man sie kennt. Die Sterblichkeitsrate ist nichts anders als beim Menschen auch."

So ein Hähnchen wird nicht alt. Nur 42 Tage. Das heißt, in dieser Zeit soll es so schnell wie möglich Fleisch ansetzen. Vor allem die beim deutschen Verbraucher so beliebte Brust wird so groß, dass die Hähnchen in ihren letzten Tagen kaum noch laufen oder aufrecht stehen können. Zeit ist Geld. Die Landwirte müssen mit spitzem Bleistift rechnen.

Aber nicht alle können davon leben. Nach Angaben der Landwirtschaftskammer Niedersachsen schreiben nur etwa zwei Drittel der Betriebe schwarze Zahlen. Futter- und Energiekosten sind gestiegen. Die weniger Erfolgreichen können nicht einmal ihre Ausgaben begleichen und zehren von der Substanz.

Dennoch: Die Landwirtschaftskammer macht immer noch Werbung: Bauern sollen auf Intensivtierhaltung umsteigen. Das wird als Erfolgsweg verkauft. Und wenn mehr produziert wird, als in Deutschland gegessen wird, dann wird das Frischfleisch eben ins Ausland exportiert. Darin kann Hermann Wester nicht Schlechtes sehen.

"Wir haben eine Selbstversorgung von 102 Prozent. Wir exportieren über die Grenzen Deutschlands hinaus. Das ist auch gut so. Hier in der Gegend spielt sich was ab. Wir können auf dem Markt mithalten. Die Nachfrage ist hoch."

Für Landwirt Wester liegt der Fall klar auf der Hand. Der Verbraucher will billiges Fleisch, und er bekommt es.

Herrmann Wester hat auch Mastschweine. Sein Hof gehört allerdings nicht zu den ganz großen Betrieben.
Im sogenannten Abferkelungsabteil: In engen Boxen stehen oder liegen Sauen, die vor wenigen Tagen geferkelt haben. Manche säugen ihren quiekenden Nachwuchs. Eisenbügel an den Seiten sollen dafür sorgen, dass die Ferkel nicht vom Muttertier erdrückt werden. Es kann sich kaum bewegen.

Im nächsten Stall stehen Jungschweine in Boxen. Ohne Tageslicht, aber dafür sehr warm. Mit 28 Tagen kommen sie in den Vormaststall.

"Die Temperatur ist vorgegeben, 26 Grad bei der Einstallung, dann wird die Temperatur runtergefahren. Wir haben Bodenheizung, das ist alles klimatisch gesteuert. Unter Bedingungen, die sind besser als in der Wohnstube."

Nur, wenn es warm ist, fressen sie so viel, dass sie innerhalb weniger Wochen ordentlich zunehmen: Jeden Tag 800 Gramm. Innerhalb von vier Monaten wiegen sie 125 Kilo. Mit zwei Monaten kommen sie in den Maststall. Dort zählt nur noch Fressen. Stroh gibt es nicht, stattdessen nackten Betonboden mit Spalten, durch die die Exkremente fallen können. Auf diese Weise muss ein Landwirt nicht einmal täglich ausmisten.

In den Agrarfabriken geht es darum, schell Fleisch zu produzieren. Ums Verkaufen kümmert sich dann Bernd Terhalle von der Erzeugergemeinschaft, in der sich 400 Landwirte zusammengeschlossen haben. Er verkauft Kälber, Mastschweine und Schlachtbullen, sorgt für Logistik und Transport. Und auch Bernd Terhalle ist stolz auf das, was die Bauern aus seiner Region auf die Beine gestellt haben.

"Wenn Sie sich umsehen: Es war mal das Armenhaus, die Emsländer haben ihre Chance genutzt. Sie haben hier viele kleine Gewerbetreibende. Wir hatten den Nachteil, dass wir schlechte Böden hatten und keinen Weizen anbauen konnten. Nur Hafer und Roggen. Dann ist man über die Tierhaltung dazu gekommen, dass man über Veredelung Geld verdienen konnte."

Veredelung. Für den Laien klingt das Wort seltsam. Gemeint ist: Die Herstellung von Fleisch, von der Mast, über den Schlachthof, bis zum Schnitzel im Supermarkt. In Niedersachsen hat sich dort, wo es eine Konzentration der Großbetriebe gibt, ein kompletter Wirtschaftszweig neu gebildet, der an der Massentierhaltung gut verdient. Beratung, Futtermittel, Schlachthöfe, Tierärzte. Ausrüster für Ställe, Brütereien, die die Küken anliefern, die Fangkolonnen, die die Tiere aus den Ställen holen. Schlachtereien, Frostbetriebe, die gesamte Logistik. Arbeitsplätze und Wirtschaftskraft, dieses Argumente bekommt jeder zu hören, der diese Form der Tierhaltung infrage stellt.

"Wir müssen feststellen, dass deutschlandweit ungefähr 1,8 Millionen neue Schweinehaltungsplätze beantragt sind. Das wäre in Ergänzung zu den 27 Millionen Schweinehaltungsplätzen eine erhebliche Steigerung um sieben Prozent."

Das sagt Reinhild Benning, die Agrarexpertin vom BUND. Denn der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland warnt schon lange vor der Zunahme der Massentierhaltung. Besonders dramatisch ist der Anstieg beim Geflügel. Der derzeitige Bestand von rund 50 Millionen Plätzen für Masthähnchen und 40 Millionen für Legehennen in Deutschland würde sich um rund 30 Prozent erhöhen, wenn alle in den vergangenen drei Jahren beantragten Plätze genehmigt würden. Reinhild Benning vom BUND.

"Hier sind die Märkte gesättigt, daher wollen diese Verarbeitungsindustrien, Molkereien, Schlachtereien in den Export gehen. Sie suchen den Weltmarkt als ihren neuen Absatzmarkt, um sozusagen der Ideologie des Wachstums entsprechen zu können."

Die Folge, warnen die Umweltschützer, ist ein dramatischer Verfall der Erzeugerpreise. Der Präsident der niedersächsischen Landwirtschaftskammer, Johann Arndt Meyer zu Wehdel, selbst Betreiber einer Mastanlage, kennt die Argumente der Gegner und verteidigt die Massentierhaltung, die er selbst selbstverständlich Intensivtierhaltung nennt.

"Unsere Welt ist global, die Verbraucher kaufen global ein. Wenn wir uns die Tierbestände anschauen, dann haben wir in Deutschland kleine Bestände. Ein Bestand von 150 Hühnern ist zwar nett, aber es ist eine Illusion zu glauben, dass wir in den Supermärkten damit auch nur ein Regal füllen können. Das sind die Größenordnungen. Entweder werden wir den Erwartungen und Standards gerecht, auch denen der großen Händlerketten, oder wir sind raus, dann kommt es eben aus Thailand oder Brasilien."

Wolfgang Apel bringen solche Argumente auf die Palme. Der Präsident des deutschen Tierschutzbundes kämpft schon seit Jahren gegen alle Formen der Massentierhaltung. Für ihn ist ein fataler Irrtum, auf Masse zu setzen. Vielversprechender für die Zukunft sind regionale Märkte und biologische Produkte. Dadurch werden kleinere mittelständische Betriebe überleben, und es müssten nicht Großfabriken gebaut werden. Ein Weg für Landwirte wäre zum Beispiel, sich Neuland anzuschließen, dem Verein für tiergerechte und umweltfreundliche Nutztierhaltung.

"Die Neulandbauern sind auch ein Wagnis eingegangen, vor 20 Jahren, als wir Neuland gegründet haben. Da haben wir gewusst, dass wir Verbraucher brauchen. Sie sind da! Allein in Berlin verkaufen die ihre Produkte. Die Landwirte haben ihre Höfe umgebaut, auch alte Höfe, was nicht so einfach war. Und es hat sich gezeigt: Es lohnt sich, man kann davon leben."

200 Betriebe, meist aus Norddeutschland liefern an Neuland.

"Da werden die Tiere artgerecht gehalten, mit Stroh und Auslauf. Das will ich jedem Huhn, Schwein zubilligen."

Johann Arndt Meyer zu Wehdel von der Landwirtschaftskammer behauptet dagegen, moderne Stallanlagen seien viel besser für die Tiere.

"Mir muss keiner mehr mit Stroh kommen. Das ist ein Wahnsinn! Eine Zumutung für die Schweine, bei Hitze in Strohställen. Sie kriegen den Gestank nicht raus. Dazu gehört ein gut klimatisierter Spaltenboden. Dazu gehört im Winter eine gute Heizung und im Sommer gibt es Kühleinrichtungen."

Der Tierschützer Wolfgang Apel hält dagegen: Tragende Sauen haben keinen Platz, stehen in engen Eisenkästen, sie müssen ihren Trieb zum Nestbau unterdrücken.

"Männliche Ferkel werden ohne Betäubung kastriert, man muss ihnen die Zähne abschneiden, damit sie sich nicht verletzen. Daraus entstehen Verhaltensstörungen. Es werden ihnen die Schwänze gekürzt, damit sie sich nicht verletzen. Wenn sie in eine Schweinebox gucken, in dieser Enge, auch den Spaltenböden, da ist die Gefahr hoch, dass sie sich an den Füßen verletzen."

Die Liste der Beschwerden ist lang: Viele Hähnchen haben verkrüppelte Fußballen und humpeln, sterben an Herz-Kreislauferkrankungen oder Leberschäden. Hühner können nicht scharren, picken, laufen. Es gibt im Kunstlicht keinen Tag/Nacht-Wechsel. Für Wolfgang Apel vom Tierschutzbund ist das alles nicht akzeptabel.

"Wenn ich die tierquälerische Intensivtierhaltung sehe, dann sehe ich, dass auf die Bedürfnisse der Tier keine Rücksicht genommen wird. Es handelt sich nur um Material, die Tiere haben keinen Auslauf, kurz vor Mastende können sie nicht mehr stehen, dann ist der Stall so voll. Für jemanden, der sich ein Hühnchen an der Ecke kauft, ist es nicht erkennbar, wie das Hühnchen gelitten hat. Das ist nicht tiergerecht. Ich kämpfe weiter dagegen."

Auch für die Umwelt ergeben sich laut BUND aus der Massentierhaltung große Probleme. Schon jetzt beeinträchtige die Nitratbelastung, hervorgerufen durch Gülle und Dünger, die Gewässer und das Grundwasser, sagt Tilman Uhlenhaut vom BUND Niedersachsen.

"Wir haben hier jährlich 19.000 Tonnen Stickstoffnitratüberschuss, der ins Grundwasser geht. Damit kann die Landesregierung nicht umgehen, aber gleichzeitig werden immer mehr Massentierhaltungen gebaut und werden über Importfutter die Stickstoffe hier reingeholt. Wir haben also auf 59 Prozent der Flächen in Niedersachsen, das sagt sogar das niedersächsische Umweltministerium, schlechtes Wasser."

Dort, wo die Konzentration der Intensivtierhaltung am höchsten ist, sind auch die Folgen schon seit vielen Jahren spürbar.

"Für die Anwohner, vor allem in Niedersachsen, ergibt sich das Problem, dass viel Gülle, Geruchsemissionen, und Staub anfällt."

Da die Großbetriebe immer näher an Wohngebiete heranrücken und damit die Geruchs- und Staubbelästigung zunehmen, gründen sich immer mehr Bürgerinitiativen.
Im idyllischen Ort Etelsen in Niedersachsen, 20 Kilometer von Bremen entfernt, soll zum Beispiel der größte Hähnchenmaststall in Niedersachsen entstehen. Mit 100.000 Mastplätzen.

Einen Stall mit 25.000 Hähnchen gibt es bereits. Die Anwohner kämpfen gegen den neuen Stall und haben eine Bürgerinitiative gegründet. Dazu gehört auch Andrea Arndt, die ein Lied davon singen kann, was es bedeutet, sich im Sommer nicht mehr im eigenen Garten aufhalten zu können.

"Es ist ein süßlicher Geruch, schwer zu beschreiben. Wenn man dichter rangeht, riecht es nach Ammoniak, sehr unangenehm."

Andrea Arndt sitzt bei ihren Nachbarn. Norbert Krüler nickt heftig. Auch er ist genervt.

"Man möchte sich übergeben, es gab Situationen, wo wir im Sommer das Fenster nicht aufmachen konnten, weil die Luken im Stall aufgemacht wurden. Den armen Geschöpfen gönne ich ja die frische Luft. Aber wir mussten dann in de Hitze nachts bei geschlossenem Fenster schlafen."

Vor 15 Jahren, Norbert Krüler und seine Frau Petra ziehen aufs Land, sie haben das Stadtleben satt. Sie wollen Natur, gute Luft. Dass es einmal so kommt, damit rechnen sie damals nicht. Inzwischen sind sie sogar – gezwungenermaßen - Experten in Sachen Hühnermist, erzählt Petra Krüler.

"Wir haben uns anfangs gefragt, woher der Gestank kommt. Vorher konnten wir natürlich keinen Mist unterscheiden. Jetzt kennen wir den Unterschied zwischen Hühner-, Schweine- und Kuhmist. Man findet immer wieder einen Haufen. Die stinken! Und ich kann mir nicht vorstellen, dass das für Boden und Grundwasser gut ist, man weiß ja, dass die Böden gnadenlos überdüngt werden."

Die Krülers und die anderen Mitglieder der Bürgerinitiative machen sich Sorgen, ihre Häuser könnten ihren Wert verlieren, in der Nähe eines Riesenmaststalls mit Gestank und dem An- und Abtransport. Lkws poltern regelmäßig durch die kleinen Dorfstraßen. Das Verkehrsaufkommen wird dann noch höher. Und sie bekommen Staub und Gestank ab:

"Für Geflügelställe gibt es keine zertifizierten Filter. Bei Hühnern haben sie viel mehr Staub und Geruchsemissionen. Es gab auch mal ein Rechenbeispiel der Landwirtschaftskammer. Unterm Strich kam raus, dass es sich für einen Landwirt kaum lohnt, einen teuren Filter einzubauen, weil die Wartungskosten so hoch sind, dass sie seinen Gewinn auffressen."

Zurzeit wird das Antragsverfahren neu überprüft. Deshalb hoffen die Bürger aus Etelsen jetzt doch noch, dass der Kelch an ihnen vorübergehen wird. Doch auch wenn immer mehr Bürgerinitiativen gegen neue Mastanlagen kämpfen - die vielen Neuanträge weisen nicht auf ein grundlegendes Umdenken in der Landwirtschaft hin.

Der Konflikt scheint kaum lösbar zu sein. Auf der einen Seite stehen die Landwirte aus den strukturschwachen Gegenden Niedersachsens, die zu Agrarindustriellen geworden sind und diesen Weg trotzig verteidigen. Auf der anderen Seite Anwohner, Tier- und Umweltschützer, die diese Form der Landwirtschaft für schädlich halten. Dazwischen: der Verbraucher. Das unbekannte Wesen. Eines ist über ihn bekannt: Er ist empfindlich, wenn ihm unschöne Fernsehbilder aus Massentierhaltungen und Schlachthöfen gezeigt werden. Doch über ihn ist auch bekannt, dass er nur wenig Geld für Lebensmittel ausgeben möchte.

In der sogenannten Intensivtierhaltung werden beim Tierschutz lediglich die Mindeststandards eingehalten, räumt auch das niedersächsische Landesamt für Verbraucherschutz ein. Mehr nicht. Wer billiges Fleisch kauft, heißt es dort, fördert die Massenproduktion.