Auf die Presse! Konzert am Brandenburger Tor

Ein Zeichen für die Pressefreiheit

Demonstranten protestieren am 03.05.2017 in Berlin vor dem Brandenburger Tor bei einer Aktion von Amnesty International und Reporter ohne Grenzen der Initiative Free Deniz für Presse- und Meinungsfreiheit in der Türkei und die Freilassung inhaftierter Journalisten.
Rocken für die Redefreiheit: Das taten etwa 1000 Menschen im Herzen Berlins bei trüb-grauem Wetter © dpa / picture alliance / Maurizio Gambarini
Von Anja Nehls · 04.05.2017
Anlässlich des Tages der Pressefreiheit gab es am Mittwoch ein Konzert am Brandenburger Tor. Viele Musiker waren gekommen, unter ihnen Peter Licht und die Antilopen Gang. Allen ging es um den Journalisten Deniz Yücel und seine mehr als 100 Kollegen, die in der Türkei in Haft sind.
Yasmin Tabatabai singt auf der Bühne am Brandenburger Tor ein persisches Liebeslied aus ihrer Heimat. Es handelt von der Blume aus Stein, die ohne Liebe erkaltet und versteinert. Gewidmet ist das Lied allen Journalisten, die im Iran im Gefängnis sitzen.
Denn der gestrige Mittwoch ist der internationale Tag der Pressefreiheit. Veranstaltet werden die Kundgebung und das Konzert von der Initiative Free Deniz mit Unterstützung von Amnesty International und der Organisation Reporter ohne Grenzen. Es geht um Solidarität mit Deniz Yücel, dem Korrespondenten der Welt, der seit fast drei Monaten in der Türkei in Haft sitzt. Es geht aber auch um seine über 100 ebenfalls in der Türkei inhaftierten Kollegen und Journalisten in anderen Ländern, die bedroht oder unter Druck gesetzt werden, sagt Ivo Bozic vom Veranstalter:
"Erstens wollen wir Druck auf Erdogan nochmal aufbauen, dass er Deniz und die anderen endlich frei lässt, aber zum zweiten wollen wir auch Druck auf die Bundesregierung machen, dass sie ihren Druck auf Erdogan erhöht und drittes wollen wir ganz einfach auch deniz den Rücken stärken und hoffen, dass das Konzert bis in seine Zelle dringt, damit er merkt, dass wir ihn nicht vergessen und um ihn zu stärken und damit er das gut durchsteht die schwere Zeit."

Gesicht zeigen für eine freie Presse

Über ein Dutzend Redner, Journalisten und Künstler wollen an diesem Abend Gesicht zeigen für eine freie Presse, nicht nur Yasmin Tabatabai, sondern auch The Notwist, Christiane Rösinger, Kreidler, Die Liga der gewöhnlichen Gentlemen oder Peter Licht - für den ein Auftritt hier eine Selbstverständlichkeit ist.
"Weil ich mich als einen politischen Sänger empfinde, eigentlich seit meiner ersten Platte und vor Jahren hatte ich mit Deniz Yücel ein Interview, was irgendwie eine eindrucksvolle Sache war und was dann auch irgendwo mit dem Brandenburger Tor zu tun hat und als dann so die Anfrage kam und die Bitte hier zu singen, da habe ich mich irgendwie gefreut."
Genauso wie die Band Antilopen Gang, die als eine der ersten zugesagt hatte, selbstverständlich wie alle Künstler hier ohne Gage:
"Im Endeffekt spielen wir die Lieder, die wir auch sonst spielen und die haben auch am Rande was mit diesen Themen zu tun."

"Pressefreiheit ist die DNA jeder Demokratie"

Ob Pizza auch die Pressefreiheit rettet (wie sich die Antilopen Gang das in einem Song vorstellt), bleibt zweifelhaft – um dafür zu kämpfen waren jedenfalls über 1000 Menschen schon am frühen Abend zum Brandenburger Tor gekommen:
"Eins der grundlegenden demokratischen Rechte dieser Welt. Und wenn es uns nicht wichtig ist, wem dann? - Ja, weil wir Pressefreiheit lieben, über alles, das ist die dritte Macht sozusagen, die Balance sozusagen zwischen allen anderen, wenn man dafür nichts tut, dann ist man ja verloren. – Ja Gesellschaften ohne Pressefreiheit, die funktionieren auch nicht richtig, da ist Willkür möglich. – Ohne eine freie Pressehaben wir ja keine Chance mehr an Informationen zu kommen, die nicht vorgefiltert sind und die Auswahl möchte ich selber treffen."
Auch Journalisten wie Carolin Emcke, Peter Kloeppel von RTL, Oliver Welke und Dietmar Wischmeyer von der heute show oder Carmen Miosga und Ingo Zamperoni von der Tageschau kommen live oder per Videobotschaft auf die Bühne, genauso wie Udo Lindenberg, der das Thema des Abends nochmal zusammenfasst:
"Presse-, Meinungs-, und Redefreiheit ist die DNA jeder Demokratie. Erdogan tritt die Menschenrechte gerade mit Füßen und sein Land zurück ins Mittelalter, vor den Augen der ganzen Welt. Gerade in diesen riskanten Zeiten mit Kamikaze-Regenten überall auf der Welt brauchen kritische Journalisten eine sehr starke Stimme. Die Einschränkung der Pressefreiheit ist der Beginn der Zerstörung der Demokratie. Ohne uns. Euer Udo."
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