Liedermacher und Schauspieler Klaus Hoffmann

Die andere Seite des Seins

37:59 Minuten
Der Sänger Klaus Hoffmann steht im Grünen und blickt in die Kamera. Er trägt ein blaues Jackett.
Singend zur "Menschwerdung": Klaus Hoffmann. © picture alliance / dpa / Britta Pedersen
Moderation: Katrin Heise · 25.03.2022
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Klaus Hoffmann ist Schauspieler und schreibt Bücher. Aber vor allem ist er Sänger. Immer wieder besingt er seine Heimatstadt Berlin, in eher leisen und melancholischen Liedern. Musik, das ist für ihn auch die Suche nach sich selbst.
Der Krieg: Klaus Hoffmann fühlt sich ohnmächtig. Was gerade in der Ukraine passiert: Es erinnert ihn an seine Kindheit im Westberlin der Nachkriegszeit, an die Ängste und die Einsamkeit, die er durchlebte, nachdem sein Vater früh verstorben war.
Gegen die Ohnmacht singt Klaus Hoffmann an – bei einem Benefizkonzert in Berlin, es soll Menschen in der Ukraine und Geflüchtete unterstützen. Dabei weiß der Liedermacher, der mehr als 400 Songs geschrieben hat, dass diese nicht viel verändern können. Aber sie können vielleicht trösten.

Zeitgeist und „Alibilieder“

Liedermacher wurde Klaus Hoffmann in den 1970er-Jahren, als das noch eine sehr politische Kunstform war. Seine ersten Songs „waren noch ohne Klugheit geschrieben“, räumt er ein, „Alibilieder“, die dem Zeitgeist verhaftet waren. Dem fühlte er sich bald fremd. In seinen Liedern ging und geht er seither auf die Suche nach der anderen Seite des Seins, Hoffmann lotet Angst und Wut aus, wie auch die Lust auf das Leben.
„Ich war melancholisch, aber voller Mut“, erinnert sich Hoffmann an die frühen Jahre, als er mit seinen Liedern noch durch Berliner Kneipen tingelte. Dabei verlor er sein Kindheitsziel nicht aus den Augen: Schauspieler werden. Am Max-Reinhardt-Seminar lernte er das Schauspiel, beworben hatte er sich mit einer Improvisation als Schiffbrüchiger auf einem Floß – „die Rolle meines Lebens“, sagt er heute.
Als Schauspieler schaffte Hoffmann denn auch den Durchbruch: Die Rolle des Edgar Wibeau in der Verfilmung der „neuen Leiden des jungen W.“ von Ulrich Plenzdorf 1976 brachte ihm Goldene Kamera und Bambi ein. Doch trotz dieses Erfolgs blieb er Liedermacher, denn die Suche nach sich selbst, „die Menschwerdung“, sei für ihn im Lied direkter möglich als auf der Bühne oder vor der Kamera, sagt er.

Mut zum Pathos

Dabei interpretiert Hoffmann nicht nur eigene Texte, sondern immer wieder auch Lieder des großen belgischen Chansonniers Jacques Brel in deutscher Übersetzung. An Brel begeistere ihn dessen Feuer, so Hoffmann, der Mut zum Pathos. Den er sich auch selbst zu eigen gemacht habe.
Von den Chansonniers aus dem französischen Sprachraum könne man auch etwas Anderes lernen: als Sänger in Würde zu altern. Wie etwa Charles Aznavour, der noch mit 94 Jahren auf der Bühne stand.
Klaus Hoffmann wird in diesen Tagen 71, und er selbst höre seiner Stimme das Alter an, sagt er. Doch das gefällt ihm.
(pag)
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