Arturo Pérez-Reverte: "Der Preis, den man zahlt"

Gutaussehend, jung, skrupellos

Cover des Romans "Der Preis, den man zahlt" vor dem Hintergrund einer Landschaftsaufnahme in Spanien
Arturo Pérez-Reverte Roman ist ein schlichtes, aber nicht geringes Vergnügen, findet Katharina Döbler © Insel-Verlag / imago
Von Katharina Döbler · 30.09.2017
Der freiberufliche Spion Lorenzo Falcó hat Stil – und keine Prinzipien. Das macht ihn zum perfekten Söldner für seine Auftraggeber. Die schicken ihn in den spanischen Bürgerkrieg. Ein unterhaltsamer und politisch unkorrekter Roman, meint unsere Kritikerin.
Der spanische Erfolgsautor Arturo Pérez-Reverte hat mit seinem neuesten Roman einen Helden geschaffen, der demnächst in mehreren Büchern auftreten wird: Der freiberufliche Spion und Waffenhändler Lorenzo Falcó, der während des Spanischen Bürgerkriegs für die Seite der rechtsgerichteten Putschisten arbeitet.
Das Buch beginnt damit, dass dieser gutaussehende junge Mann im Zug von Paris nach Barcelona eine Agentin der republikanischen Gegenpartei identifiziert und ihrem Mörder preisgibt. Auftrag erfüllt.

Ein post-moralischer Held

Damit ist Falcó von Anfang an als einer der typischen post-moralischen Helden der populären Gegenwartsliteratur etabliert: einer, der nach einen Kodex, aber ohne ethische Prinzipien handelt, ein stilvoller Nihilist, getrieben von der Gier nach Sex, Geld, Genuss und Nervenkitzel. Im Gegensatz zu James Bond und dessen amerikanischen Kollegen nimmt er keineswegs für sich in Anspruch, auf der Seite der Guten zu sein: Er ist ein Söldner, sonst nichts.
Nachdem die Dame im Zug von einem Helfer erledigt wurde, besteht Falcós neuer Auftrag darin, José Antonio Primo de Rivera höchstpersönlich, den Gründer der Falange, aus dem Gefängnis im republikanischen Alicante zu befreien. Das Ganze ist als Guerilla-Aktion im Feindesland geplant, unterstützt von der deutschen Kriegsmarine.

Zugleich altmodisch-realistisch und cyberschnell

Nun wurde Primo de Rivera bekanntlich nie befreit, sondern im November 1936 hingerichtet – und zierte von da an sämtliche Heldendenkmäler Franco-Spaniens. Pérez-Reverte macht das faschistische Idol einfach zum Aufhänger seiner bunten, bösen, comichaften Geschichte, ausgeschmückt mit tollen Lichteffekten, düsteren Schauplätzen und Nebenfiguren mit geringer Lebenserwartung. Neben Falcó (dem der Faschismus völlig egal ist) besteht sie im Wesentlichen aus einer sportlichen blonden Deutschen und einer Palastintrige.
Pérez-Reverte sei wie Punk, schrieb ein spanischer Kritiker dazu: mit drei Akkorden schaffe er einen Ohrwurm. In der Tat ist es ein schlichtes, aber nicht geringes Vergnügen, dieses Buch zu lesen: Es ist zugleich altmodisch-realistisch und cyberschnell, vermischt Erwartetes mit Unwahrscheinlichem und gebärdet sich mit Gusto politisch unkorrekt. Die Guten und die Bösen auf beiden Seiten der Front werden übrigens gerecht verteilt: Gute gibt es gar nicht, nur ein paar Tapfere, die übrigen sind alle irgendwie Schweinehunde – oder Frauen, genregemäß schön und undurchsichtig.

Arturo Pérez-Reverte: "Der Preis, den man zahlt"
aus dem Spanischen von Petra Zickmann
Insel Verlag, Berlin 2017
295 Seiten, 22 Euro

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