Arno Gruen

Terrorismus und Psychoanalyse

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Der Psychanalytiker Arno Gruen © picture-alliance/ ZB / Karlheinz Schindler
Arno Gruen im Gespräch mit Joachim Scholl · 22.04.2015
"Wider den Terrorismus" heißt das neue Buch des Psychoanalytikers Arno Gruen. Darin zeichnet er Terroristen als hilf- und hoffnungslose Menschen, denen mit Argumenten nicht beizukommen sei. "Die Ideologie kommt nach dem Mörderischen", sagt Gruen.
Bereits nach den Anschlägen des 11. September 2001 hat sich Arno Gruen in einem Buch mit Terror, Extremismus und Gewalt beschäftigt. Unter dem Eindruck des islamistischen Terrors in Syrien, Irak und Afrika hat er jetzt ein neues Buch zum Thema geschrieben: "Wider den Terrorismus" heißt es, und es sucht die Ursachen des Terrorismus in der Psyche der Einzelnen.
Die eigene Hilflosigkeit in "eine Art Grandiosität" transformieren
Terroristen seien Menschen, die in ihrem frühen Leben keine tiefe Bindung erfahren hätten, sagt Arno Gruen. Im Grunde handele es sich bei ihnen um hilflose, gedemütigte Menschen, die ihre Hilflosigkeit in "eine Art Grandiosität" transformierten. Terroristen glaubten, ihr Leben dadurch in den Griff zu bekommen, dass sie über das Leben anderer verfügten, indem sie diese demütigten und töteten, so der Psychoanalytiker.
Mit Argumenten könne man den Terrorismus insofern nicht besiegen, betont Gruen. Denn die Ideologie komme nach dem Mörderischen und sei nur dessen Deckmantel. "Es geht nicht um Logik. Um an solche Menschen ranzukommen, muss man ja rankommen an das, was ihnen Angst macht."
Theater als Terrorismus-Therapie?
Bei seiner Arbeit mit Gewaltverbrechern in Gefängnissen habe er diese Shakespeare-Dramen aufführen lassen. "Diese Menschen, wenn sie mitmachten in Shakespeares Dramen, die waren voller Gewalt, voller Depressionen, voller Verletzungen, voller Leid und Schmerz", so Gruen. "Sie erkannten zum ersten Mal den Schmerz, den sie ihren Opfern zugefügt hatten, und dann konnten sie nicht damit leben und sie versuchten, ihr eigenes Leben zu leben. Und das war dann jedes Mal der Anfang einer Genesung."
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