Architekt Jan Kleihues

"Museen sind die Königsdisziplin"

Architekt Jan Kleihues
Der Architekt Jan Kleihues im Mai 2016 in Berlin. © picture alliance/dpa/Foto: Paul Zinken
Jan Kleihues im Gespräch mit Susanne Führer  · 23.06.2017
Sein wohl bekanntestes und bisher größtes Projekt ist der Neubau des Bundesnachrichtendienstes mitten in Berlin. Doch der Architekt Jan Kleihues hat nicht nur in der deutschen Hauptstadt viele Spuren hinterlassen.
Sein wohl bekanntestes und bisher größtes Projekt ist der Neubau des Bundesnachrichtendienstes mitten in Berlin. Doch der Architekt Jan Kleihues hat nicht nur in der deutschen Hauptstadt viele Spuren hinterlassen. Jan Kleihues hat Hotels, Wohnhäuser, Bürogebäude und Kaufhäuser gebaut. Und natürlich hofft er, dass diese Bauten Bestand haben werden.
"Sie müssen ja als Architekt versuchen, diese Moden, die es gibt zu ignorieren, was sehr schwierig ist. Man ist jedes Mal davon überzeugt, dass man ein zeitloses Gebäude dahin gestellt hat. Und ich behaupte, dass es uns auch meistens gelingt, aber es gibt dann manchmal das eine oder andere Gebäude, wo man schon sieht an ein paar Details, das ist dann und dann entstanden und das ist dann schade."

Vater und Sohn als Bürogemeinschaft

Studiert hat Kleihues an der heutigen Universität der Künste. Er arbeitete bei Peter Eisenman in New York und Rafael Moneo in Madrid, bevor er sich in Berlin selbständig machte. Schließlich tat er sich mit seinem Vater, dem inzwischen verstorbenen Josef Paul Kleihues, in den Räumen einer ehemaligen Müllverladestation zusammen. Das Geheimnis des guten Miteinanders sei gewesen, dass sie kein einziges Projekt gemeinsam geplant hätten.
Derzeit ist Jan Kleihues an zwei Museumsbauten beteiligt: Sein Büro unterstützt die Realisierung des norwegischen Nationalmuseum für Kunst, Architektur und Design in Oslo, das der Architekt Klaus Schuwerk entworfen hat. Außerdem wird gerade das Industriemuseum im italienischen Brescia nach einer Vorlage von Kleihues und Schuwerk gebaut.*
"Ich glaube, Museen sind die Königsdisziplin oder zumindest ist das eine Bauaufgabe, die jeder gerne machen möchte, weil sie bei so einem Projekt natürlich losgelöst von vielen Zwängen, die ich beispielsweise im Bürobau habe, wo es um ein ein-Meter-35-Raster geht und um 5-Meter-50 tiefe Büros und dahinter ein ein-Meter-80-Flur und so weiter. Da sind eigentlich viele Dinge ziemlich festgelegt und Museen bieten eine ganz andere Freiheit. Manche Architekten, ich will jetzt nicht darauf kommen, würden sagen, Museum ist das Eine, Kirche das Andere. Das muss man mal gebaut haben. Und dann kann man eigentlich in Rente gehen, sozusagen. Das ist eine große Herausforderung und das macht unglaublich viel Spaß."

"Der wichtigste Raum ist die Küche"

Und welcher Raum ist der wichtigste in einer Wohnung? Ganz klar: "Die Küche!"
"Die Küche - das sagt jeder, aber bei mir stimmt das. Das ist wirklich der Raum, in dem ich mich nicht nur aufhalte, um da zu essen oder um mich zu unterhalten, sondern absurderweise, obwohl ich ein sehr schönes Arbeitszimmer habe, sitze ich auch immer am Küchentisch. Also bei mir ist das jetzt keine Küche und kein Küchentisch, sondern es ist ein großer Raum, in dem auch der Esstisch steht und sich die Küche befindet. Da arbeite ich auch. Ich esse gerne, ich esse viel, und vor allem regelmäßig. Also wer mich kennt, der weiß, zwischen 13 und 14 Uhr gibt es keinen Termin."
Weshalb schade ist, dass das Innere der BND-Zentrale der Öffentlichkeit verborgen bleibt und wie es um die Kaffeekultur in seinem Büro steht, darüber hat sich Jan Kleihues mit Susanne Führer unterhalten.

Jan Kleihues macht im Rahmen des "Tags der Architektur" am kommenden Samstag eine Führung um das Berliner BND-Gebäude. Am Sonntag lädt er in sein Büro ein, eine ehemalige Müllverladestation - Helmholtzstraße 42, 10587 Berlin. Link zum Tag der Architektur: https://www.tag-der-architektur.de/


*In einer vorigen Version wurde die Projektverantwortung von Klaus Schuwerk nicht im Detail genannt.
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