Arbeit und Beruf

Was tun bei Frust im Job?

Ein Mann sitzt abends in einem Büro an einem vollen Schreibtisch und arbeitet in Berlin.
Arbeitsverdichtung, Überstunden, zu wenig Lob: Wenn der Job krank zu machen droht © picture-alliance / dpa / Wolfram Steinberg
Moderation: Gisela Steinhauer · 25.11.2017
Jeder fünfte Arbeitnehmer hat innerlich gekündigt. Das schadet den Unternehmen ebenso wie der Gesundheit der Angestellten. Die Psychologin und Karriereberaterin Madeleine Leitner erklärt "Im Gespräch", was Arbeitnehmer selbst ändern können.
Jeder fünfte Arbeitnehmer interessiert sich nicht mehr für seinen Job und tut nur noch das Nötigste, so das Ergebnis einer wissenschaftlichen Studie der Initiative Gesundheit und Arbeit (iga) aus dem Jahr 2016.

Folgen von Depression bis Burnout

Die Hauptgründe liegen in der mangelnden Unternehmenskultur: Schwächen im Führungsverhalten, fehlende Mitbestimmung und Wertschätzung, ungelöste Konflikte, aber auch wachsende Arbeitsverdichtung, Zeit- und Konkurrenzdruck.
Die Folge: Die Unzufriedenheit kann zu Depressionen führen, zu Sucht, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Burnout. Schätzungen zufolge kostet die innere Kündigung allein in Deutschland bis zu 105 Milliarden Euro im Jahr.

Was kann man selbst ändern?

"Viele meiner Klienten glauben, in einem ganz falschen Beruf gelandet zu sein", sagt die Diplom-Psychologin und Karriereberaterin Madeleine Leitner. "Bei genauer Betrachtung waren nur etwa drei von hundert meiner Klienten wirklich im falschen Beruf gelandet. Die meisten Menschen überschätzen den Veränderungsbedarf."
Oft seien gar keine großen Schritte nötig. Man könne unter Umständen durchaus in dem alten Job bleiben und seine Zufriedenheit trotzdem deutlich erhöhen. Dafür müsse man aber ergründen, woher die Unzufriedenheit rührt.

Tipp Nr. 1: Tagebuch führen

Madeleine Leitner rät dazu, in einem ersten Schritt jeden Abend Tagebuch zu führen, um das Problem einzugrenzen: "Wann bin ich unzufrieden? Warum? Lässt sich da ein bestimmtes Muster erkennen? Liegt die Unzufriedenheit an einer bestimmten Person?" Und – ganz wichtig: "Könnte es sein, dass es etwas mit mir zu tun hat?"
Ihre Beobachtung: Die Berufswelt sei generell härter geworden, Mitarbeiter würden zunehmend als austauschbar angesehen, als Kapital. Menschlichkeit und Loyalität seien immer seltener zu finden. Dies mache besonders auch Frauen zu schaffen.
"Frauen, die in eine Führungsposition aufrücken, kommen oft in eine reine Männerwelt und wissen nicht, wie es da zugeht. Das macht sie zu leichteren Opfern. Es ist ja kein faires Spiel. Viele Chefs lernen in Schulungen, wie man andere systematisch manipuliert oder fertigmacht. Zum Beispiel so:
1. Man setzt unrealistische Ziele.
2. Werden die Ziele nicht erreicht, schreibt man eine Abmahnung.
3. Man erhöht den Druck, sucht Fehler. So kann man jeden mürbe machen."
Ihre Mahnung: "Jobs sollten an Menschen angepasst werden – nicht umgekehrt!"

Frust im Job – Was kann man selber ändern? Darüber diskutiert Gisela Steinhauer heute von 9 Uhr 05 bis 11 Uhr mit Madeleine Leitner. Hörerinnen und Hörer können sich beteiligen unter der Telefonnummer 0800 2254 2254, per E-Mail unter gespraech@deutschlandfunkkultur.de – sowie auf Facebook und Twitter.

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