Antaios, Ares, Junge Freiheit

Wie umgehen mit rechten Verlagen auf der Buchmesse?

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Gegen Rassismus und rechtes Gedankengut demonstrieren Teilnehmer einer Kundgebung am 11.10.2017 auf der Buchmesse in Frankfurt am Main (Hessen) vor den Messeständen rechter Verlage. © picture alliance / Boris Roessler/dpa
Ludger Fittkau im Gespräch mit Gesa Ufer · 12.10.2017
Ausladen, einfach aushalten - oder die Auseinandersetzung suchen? Die Präsenz rechter Verlage auf der Buchmesse hat zu Protesten geführt - und zu Diskussionen, wie man mit rechten Tendenzen in der Gesellschaft umgeht. Unser Korrespondent Ludger Fittkau berichtet.
Antaios, Junge Freiheit oder Ares - die Präsenz einiger rechter bis rechtsradikaler Verlage auf der diesjährigen Frankfurter Buchmesse sorgt für Aufregung und Kontroversen: Frankfurts Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD) etwa findet die Entscheidung des Börsenvereins des deutschen Buchhandels falsch, solche Verlage zur Messe zuzulassen.
"Meinungsfreiheit umfasst alle", sagt dagegen Alexander Skipis, der Geschäftsführer des Börsenvereins. Gleichzeitig gehört Skipis aber zu jenen etwa zwei Dutzend Verlagsvertretern und Mitgliedern des Börsenvereins, die am Mittwoch auf der Buchmesse mit Transparenten gegen Rassismus und für Freiheit und Vielfalt demonstrierten.
Unser Korrespondent Ludger Fittkau hält die Haltung des Börsenvereins für richtig. "Das Leitmotiv hier ist ja Pressefreiheit und es ist ein ganz wichtiger Punkt für die Buchmesse hier, Meinungs- und Pressefreiheit zu verteidigen, auch weltweit", sagte er in unserem Programm. "Dann kann man nicht Verlage ausschließen, die bisher noch nicht verboten sind." Insofern müsse man die Anwesenheit dieser Verlage "wohl ertragen", könne aber gleichwohl seinen Protest ausdrücken.

Schwedische Buchmesse hatte rechte Verlage wieder ausgeladen

Eine ähnliche Situation hat es unserem Korrespondenten zufolge vor einigen Wochen bei der schwedischen Buchmesse gegeben. Dort hätten Demonstranten Druck auf den Veranstalter ausgeübt, sodass dieser die rechten Verlage schließlich ausgeladen hätte. "Das hat aber eine unglaubliche Medienöffentlichkeit für diese Verlage gebracht", so Fittkau. "Es war ein Skandal, sie konnten sich als Opfer inszenieren, und das wollte man hier vermeiden."
Kurioserweise ist direkt gegenüber dem Stand des rechtslastigen Antaios-Verlags der Stand der linken Amadeu-Antonio-Stiftung untergebracht, wie unser Korrespondent berichtet. Gespräche fänden allerdings nicht so richtig statt. Fittkau hat mit beiden Seiten gesprochen.
So sagte ihm Matthias Quent von der Amadeu-Antonio-Stiftung: "Ich finde es wichtig, dass es eine Diskussion gibt. Das spiegelt nur das wider, was es auch in der Gesellschaft gibt, und ich finde es gut, dass sich die Buchmesse damit kontrovers auseinandersetzt. Und dass wir überhaupt darüber diskutieren, dass es diese Position gibt, ist aus meiner Sicht schon ein Fortschritt und ein guter Beitrag zur Verteidigung von Demokratie und Menschenrechten."
Für Götz Kubitschek vom Antaios-Verlag hingegen ist die Situation nach eigener Aussage "ein Heidenspaß, weil es eben die ganze Hilflosigkeit des Umgangs des Establishments mit uns auf einen Punkt gebracht hat".

"Wir müssen versuchen, mit denen zu reden"

Wie ein angemessener Umgang mit Rechten möglicherweise aussehen könnte, hat Fittkau bei einer Diskussionsveranstaltung mit französischen Jugendlichen erlebt. Dort hätten zwei junge Französinnen über ihre Erfahrungen mit Mitschülern gesprochen, die dem Front National nahestünden. "Also, die sind schon damit konfrontiert, dass in ihrer Klasse eben Leute offen für den Front National stimmen, dass man sich mit dem auseinandersetzen muss. Das fällt ihnen schwer, das sind oft alte Freunde, aber sie sagen, wir kommen nicht drum herum, wir müssen versuchen, mit denen zu reden."
(uko)
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