Andrew Davis beim DSO Berlin

Romantik als Kulisse

Der Dirigent Andrew Davis
Der Dirigent Andrew Davis © Dario Acosta/DSO Berlin
30.04.2017
Jede Sinfonie Gustav Mahlers gibt Rätsel auf – aber die Siebente noch mehr als alle anderen. Das DSO Berlin spielt das abendfüllende Werk jetzt unter Leitung von Andrew Davis.
Was ist in dieser Sinfonie spontan ausbrechendes Gefühl und was nur ironische Kulisse? Jede neue Hörbegegnung mit der 7. Sinfonie Gustav Mahlers kann zu unterschiedlichen Antworten führen. Diejenige des britischen Dirigenten Andrew Davis, der das Deutsche Symphonie-Orchester an diesem Abend leitet, dürfte jedenfalls von hinreichender Lebens- und Dirigiererfahrung gesättigt sein: Davis ist mittlerweile 73 und wird als ausgewiesener Spezialist für neue Klänge Mahler eher aus der Sicht des 20. und 21. Jahrhunderts interpretieren.
Was vielleicht einen umso größeren Reiz mit sich bringt, als der Komponist bei dieser Sinfonie in höchst doppelbödiger Weise mit alten Romantik-Versatzstücken und –Sehnsüchten spielt; sei es in den verfremdeten und immer auch ein wenig alpträumend-irrlichternden Spitzweg-Idyllen der beiden "Nachtmusiken" mit ihren Wächterrufen und rauschenden Brünnlein, sei es in der von Marschaufzügen, Kapellen und schließlich auch noch von Glockengeläut überdröhnten Festwiesen-Szenerie des Finales. Von einem "vorwiegend humoristischen Inhalt", mit dem Mahler das Riesenwerk gegenüber den Verlagen anpries, kann jedenfalls nur momentweise die Rede sein – es sei denn, Mahler meinte hier einen tief schwarzen Humor samt den darunter liegenden Abgründen von sarkastisch weggewischten Leidenserfahrungen und Sehnsüchten. Und genau da wird es ja interessant.
Live aus der Philharmonie Berlin
Gustav Mahler
Sinfonie Nr. 7 e-Moll

Deutsches Symphonie-Orchester Berlin
Leitung: Sir Andrew Davis

Surround Sound - Dolby Digital 5.1