Anatomie eines unstillbaren Gefühls

An den Ufern der Sehnsucht

54:02 Minuten
Eine Frau blickt auf einem Berg in die Ferne.
Der sehnsüchtige Blick vom Gipfel in die Weite. Liegt dort der Ort des Verlangens? © imago images | Westend61
Von Burkhard Reinartz  · 15.11.2020
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Unerreichbar weit weg und gleichzeitig ganz nah im Herzen regiert die Sehnsucht. Der Philosoph Friedrich Schleiermacher sah in ihr den Urquell des religiösen Gefühls. Dichter und Musiker sprechen von ihr als Motor ihrer schöpferischen Arbeit. Richard Wagner nannte sie eine „unendliche Melodie“.
Jeder Mensch hat geheime und offen ausgesprochene Sehnsüchte. Die Sehnsucht nach Geborgenheit, nach der ewigen Liebe, nach Heimat, nach einer heilen Welt. Sie kann einen in den Himmel heben oder in Abgründe stürzen. Sehnsucht ist ein zwiespältiges Gefühl: Sie wärmt die Seele oder sie verbrennt sie. Manche lieben die Sehnsucht, andere fühlen sich von der Intensität des Gefühls bedroht und wehren es ab. Manche verstricken sich so sehr in ihrem Sehnen, dass es in Sucht umschlägt.
Doch ohne die Schubkraft Sehnsucht schöpfen manche Menschen ihre Möglichkeiten nicht aus. Sehnsüchte helfen einem, dem Leben eine Richtung zu geben und sich Ziele zu stecken. Weshalb Rainer Maria Rilke meinte: „Nicht die sind also zu bedauern, deren Sehnsüchte nicht in Erfüllung gehen, sondern diejenigen, die keine mehr haben.“

An den Ufern der Sehnsucht
Anatomie eines unstillbaren Gefühls
Von Burkhard Reinartz

Regie: der Autor
Es sprachen: Maya Bothe, Angelika Bartsch, Simon Eckert
und Bruno Winzen
Ton und Technik: Angelika Brochhaus und Günther Rose
Redaktion: Klaus Pilger
Produktion: Deutschlandfunk 2011
(Teil 3 am 22.11.2020)

Burkhard Reinartz kommt 1951 in Bentheim, einem Dorf im Emsland, zur Welt. Der diplomierte Sozialwissenschaftler spielt als Musiker in Rock- und Jazz-Punk-Bands, später arbeitet er als bildender Künstler und kommt erst im Jahr 2000 als "Spätberufener" zum Radio. Hier können Sie mehr über den Feature-Autor erfahren. 
Der Freistil-DREIERPACK begann am 8. November mit dem Feature "Stein-Zeit - der Stein, das Leben und die Ewigkeit" aus dem Jahr 2003 – eine ethno-philo-mineralische Reise durch die letzten fünf Millionen Jahre, in der Steine auch akustisch erklingen. Am 15. November folgt "Only the lonely – vom schrecklich schönen Alleinsein" (2009), eine ambivalente Hommage an eine schmerzhaft wohlige Erfahrung. Zum Abschluss dann am 22. November: "An den Ufern der Sehnsucht – Anatomie eines widersprüchlichen Gefühls" aus dem Jahr 2011, unter dem Motto des legendären Songs "Desperado": " Dein Tisch ist mit den wunderbarsten Sachen gedeckt. Aber du willst nur die Dinge, die du nicht bekommen kannst".