Am besten durchgetaktet

    Von Hans von Trotha · 14.03.2013
    Schauspieler Heiner Lauterbach macht Werbung für sein zweites Buch, junge Autoren können sich Nachhilfe geben lassen und viele, viele Besucher drängen sich in den Hallen.
    Leipzig strömt. Massen schieben sich durch Hallen. Dabei gibt es kaum etwas umsonst. Nur viele, viele Worte. Was genau hat man eigentlich davon, wenn man auf der Messe war? Ich versuche, aus Gesichtern (no chance), Haltung (spannend) und Bewegungsgeschwindigkeit (irreführend) abzulesen, ob jemand hier sein muss, zu tun hat oder ob es ihm Spaß macht. Ich habe Buchmessen in unterschiedlichsten Funktionen mitgemacht: einfach so, als Autor mit Buch, als Autor ohne Buch, als Verleger, als Journalist.

    Am Besten ist eine Messe, wenn sie durchgetaktet ist, am Schlimmsten, wenn man in Wahrheit nichts zu tun hat. Das braucht Nerven. Das fühlt sich an wie Geisterfahrer, nur zu Fuß. Und man muss alles daransetzen, nicht erkannt zu werden. Der Verdacht erhärtet sich, dass die Erfahrung in den Messehallen nicht ganz unbekannt ist.

    "Den kenn´ ich aus der Möbelwerbung!", ruft ein Junge vor dem MDR-Stand. Heiner Lauterbach spricht über sein Buch "Man lebt nur zweimal". "Man kommt ins Labern, wenn man so schreibt", berichtet Autor Lauterbach. Deswegen gebe es Lektoren. Es gibt in der Nachbarhalle auch eine "Autorensprechstunde für (angehende) Autoren". Die braucht Lauterbach nicht, denn er lebt nicht nur, sondern schreibt auch schon zum zweiten Mal.

    Ein Großteil der Besucher pflügt durch die Massen und sammelt bekannte Gesichter. Das geht auch ganz gut. Promis blitzen allerorten aus der großen Menge auf. Ihr Anblick bietet Halt in der amorphen Lebendskulptur aus Abertausenden von Ex-Individuen. Sie sind die Bilder zu einer sagenhaften Kakofonie aus Textstellen, Glückwünschen, Danksagungen, Ankündigungen und Pointen. Wieder fällt mir Péter Esterházy ein, dessen neuer Romanheld Esti der Gedanke beschleicht, die Welt könne womöglich ganz aus Wörtern bestehen. Hier auf der Messe ist das nicht nur eine schöne Metapher, sondern auch eine, immerhin vorübergehende, beinharte Erfahrung.

    Alle Blogeinträge von Hans von Trotha:

    Die Messe.Der Blog

    Das Programm von Deutschlandradio Kultur zur Leipziger Buchmesse:

    Sendungsportal Leipziger Buchmesse

    Das Blaue Sofa im Deutschlandradio Kultur