Aktionskünstler Pjotr Pawlenski

Putin-Kritiker beantragt Asyl in Frankreich

Der russische Aktionskünstler Pjotr Pawlenski protestiert mit zugenähtem Mund im Juli 2012 vor der St. Petersburger Kazan Kathedrale gegen die Verhaftung von Pussy Riot.
Der russische Aktionskünstler Pjotr Pawlenski (hier mit zugenähtem Mund) beantragt Asyl in Frankreich. © Imago/Eastnews
Wladimir Velminski im Gespräch mit Stephan Karkowsky · 16.01.2017
Der russische Künstler Pjotr Pawlenski neigt zu spektakulären Aktionen und greift beständig das Putin-Regime an. Nun könnte es sein, dass der russische Staat den Kampf für sich entschieden hat, Pawlenski hat einen Asylantrag in Frankreich gestellt.
Wer an den russischen Künstler Pjotr Pawlenski denkt, hat sofort ein Bild vor Augen: Der nackte Pawlenski hockt schutzlos auf dem Roten Platz in Moskau und nagelt seinen Hodensack auf das Pflaster. Seine Kunst ist kompromisslos, radikal und regierungskritisch: Als Stachel im Fleisch des Putin-Regimes wollte er Russland eigentlich nie verlassen. Doch nun bleibt ihm möglicherweise keine andere Wahl: Pawlenski hat einen Asylantrag in Frankreich gestellt. Er befindet sich bereits in Paris.
Als Grund nannte Pawlenski eine Anzeige gegen ihn in Russland, in der ihm "agressive Handlungen sexuellen Charakters" vorgeworfen würden. Der Paragraph 132 des russischen Strafgesetzbuchs sieht dafür Freiheitsstrafen von bis zu zehn Jahren vor.

Eine Schauspielerin hat Pawlenski angezeigt

Seit dem Herbst habe eine Schauspielerin um ihn und seine Partnerin Oksana Shalygina geworben, sagt Pawlenski. Ihre offen gelebte freie Beziehung sei ihnen nun zum Verhängnis geworden, die Frau habe sie angezeigt. Daraufhin seien sie beide festgenommen und verhört worden. Gegenüber Deutschlandradio Kultur sagte Pawlenski, dass die Alternative zum Exil eine drohende Lagerhaft gewesen wäre:
"Meine Freundin Oksana und ich gehen mit einer schmutzigen Strafe in die Arbeitslager und versuchen Mitinhaftierte zu überzeugen, dass wir unschuldige Opfer einer operativen Zersetzungsmaßnahme sind. Und unsere Kinder haben ein Treffen mit der Schule des Lebens in den Kinderheimen. Die technokratische Antwort der Macht auf unsere Ablehnung der Ehe und des Bildungssystems. Der zweite Weg, der uns klar gemacht wurde ist, ins Exil zu gehen."

Noch gibt es keine Anklage

Für seine Überzeugungen war Pawlenski in der Vergangenheit auch ins Gefängnis gegangen, zuletzt weil er eine Tür des russischen Geheimdienstes angezündet hatte. Jetzt schreibt er in einer Stellungnahme, dass er "unter keinen Umständen" ins Lager gehen werde, für etwas, das er nicht getan habe: "Ich gebe zu, dass dem Apparat dieser Zug gelungen ist."
Ob Pawlenski nun in Frankreich bleibt, ist aber noch unklar. Sein deutscher Verleger, Wladimir Velminski, sagte im Deutschlandradio Kultur, Pawlenski gebe sich nicht geschlagen, das letzte Wort sei noch nicht gesprochen. Noch gebe es nämlich keine Anklage, sondern nur die Anzeige.
Pjotr Pawlenski nagelte 2013 seinen Hodensack auf dem Roten Platz fest.
Pjotr Pawlenski nagelte 2013 seinen Hodensack auf dem Roten Platz fest.© imago/Eastnews
Im Oktober hatte Pawlenski im Interview mit Deutschlandradio Kultur gesagt:
"Man darf nicht zulassen, dass die Angst einen selber ergreift. Denn wenn man wirklich unter dem Schatten der Angst lebt, dann verwandelt man sich selber in einen Polizisten, der sich selbst kontrolliert. Und das darf nicht passieren."
(vel/ahe)
Mehr zum Thema