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Syrien
IS bekennt sich zu Anschlagsserie

In Syrien sind bei einer Anschlagsserie dutzende Menschen getötet worden. Sprengsätze detonierten in der Regierungshochburg Tartus, in Homs und einer Ortschaft bei Damaskus sowie in den von Kurden gehaltenen Städten Hassaka und Kamishli. Zu der Bombenserie bekannte sich der IS.

Von Carsten Kühntopp | 05.09.2016
    Syrische Soldaten und Zivilisten zwischen ausgebrannten Bussen und Autos nach einem Bombenanschlag des IS bei Tartus
    Bei einem Doppelanschlag des IS auf einer Brücke bei Tartus in Syrien wurden 35 Menschen getötet. (picture alliance / dpa/ Sana)
    Der Doppelanschlag von Tartus ist typisch - so gehen dschihadistische Terroristen immer wieder vor, ob im Irak oder in Syrien: Zuerst zündete vor den Toren des Küstenorts ein Attentäter an einem Checkpoint seinen im Auto versteckten Sprengsatz. Als dann Menschen herbeieilten, um zu helfen, jagte sich ein weiterer Terrorist in die Luft. Einem Reporter des Staatsfernsehens berichtet ein Überlebender von den Explosionen; der Mann wurde verletzt und kam zur Behandlung ins Krankenhaus:
    "Ich weiß nicht, wie lange es gedauert hat, aber unser Auto fing Feuer, und mithilfe von Passanten habe ich mich und meine Frau aus dem Wagen gerettet."
    Mehrere Dutzend Tote und Verletzte - der Anschlag von Tartus war besonders folgenschwer. Mitten im Stadtzentrum wäre er wohl noch schlimmer gewesen. Safwan Abu Saady, der Gouverneur der Provinz:
    "Man wollte mit den Bomben die Stadt Tartus treffen. Aber die Aufmerksamkeit der syrischen Armee hat dies verhindert. Die Selbstmordattentäter wurden an einem Checkpoint gestellt, der etwa 45 Kilometer vor der Stadt liegt. Dennoch traf es viele Menschen, die unterwegs waren, viele starben."
    "Syrien hat sowas nicht verdient"
    Weitere Attentate wurden in Homs im Zentrum des Landes und in einer Ortschaft unweit von Damaskus verübt. Wie Tartus liegen auch diese Orte in Gebieten, die von der Regierung kontrolliert werden. Und auch dort waren Selbstmordattentäter am Werk. Bemerkenswert: Alle Explosionen ereigneten sich am Morgen, zwischen acht und neun Uhr - vermutlich waren sie also koordiniert. Dazu kamen Anschläge in zwei Städten, die von Kurden gehalten werden: Hassaka und Kamishli.
    Zu der Bombenserie bekannte sich der IS. Erst im Mai waren bei koordinierten Selbstmordanschlägen der Terrororganisation in Tartus und in einer benachbarten Stadt mehr als 160 Menschen ums Leben gekommen.
    Eine Christin, die im Krankenhaus in Tartous versorgt wird, ringt um Worte:
    "Was soll ich sagen? Möge Gott sie dafür bestrafen! Syrien hat sowas nicht verdient. Gott schütze unser Land und uns alle. Ich bete zu Gott, zur Heiligen Maria und zu Jesus und den Propheten, dass sie für uns einen Ausweg finden."
    Gewalt verzehrt Syrien immer wieder
    Doch genau das - ein Pfad in Richtung Frieden - ist derzeit für das Land nach wie vor nicht in Sicht, die Gewalt verzehrt Syrien immer weiter. Im Staatsfernsehen meint Ibrahim al-Mahmoud, ein Strategieexperte, mit Blick auf die Beratungen auf dem G20-Gipfeltreffen in China:
    "Es sind drei Kreise, die das Geschehen in Syrien bestimmen, und zwar der internationale, der regionale und der innersyrische. International ist das Treffen der Präsidenten Obama und Putin klar gescheitert. Die USA und Russland haben sich nicht über eine endgültige politische Lösung für Syrien einigen können."
    Ähnlich düster wird die Situation in Teheran gesehen. Der Sprecher des iranischen Außenministeriums sagte heute, Syrien brauche unbedingt eine diplomatische Lösung. Doch zumindest kurzfristig sei die nicht in Sicht.