Aktion gegen Sexismus in Frankreich

Die gescheiterte Abwimmel-Nummer

Mann und Frau stehen Rücken an Rücken und kommunizieren mit Smartphones
Ein Bot antwortet unter der Nummer der Hotline zum Beispiel: "Wenn eine Frau Nein sagt, dann meint sie das auch!" © imago/Ikon Images
Barbara Kostolnik im Gespräch mit Max Oppel · 01.11.2017
Wollte eine Frau in Frankreich einen Mann loswerden, der sie wegen ihrer Handy-Nummer bedrängte, so konnte sie ihn mit einer unverdächtigen Nummer abspeisen, unter der Aktivistinnen eine Hotline geschaltet hatten. Doch die am Freitag gestartete Kampagne hatte unangenehme Folgen für die Betreiber.
In Frankreich schalteten Aktivistinnen am vergangenen Freitag eine Hotline, die Frauen helfen sollte, allzu lästige Verehrer abzuschütteln: Wenn ein Mann zu hartnäckig nach der Telefonnummer verlangte, konnten die Frauen diese Nummer herausgeben, eine unverdächtige französische Handynummer.
Am anderen Ende der Handynummer war ein Bot - schickten die Männer eine Nachricht an die Nummer, wurde ihnen automatisch per SMS mitgeteilt, dass sie sich gerade falsch verhalten hatten. ARD-Korrespondentin Barbara Kostolnik in Paris beschreibt das so:
"Die Antwort lautete dann in etwa so: 'Hallo, wenn Sie diese SMS lesen, dann, weil sich eine Frau wegen Ihres Verhaltens nicht wohlfühlt. Es ist ja auch nicht so kompliziert: Wenn eine Frau Nein sagt, dann meint sie das auch! Bitte respektieren Sie künftig Frauen und ihre Entscheidungen! Danke!' Und das ist ziemlich häufig verschickt worden."

"Die üblichen Maskulinisten"

Doch die Aktion gegen Belästigung von Frauen im Alltag musste nach nur ein paar Tagen eingestellt werden, weil Gegner eine konzertierte Aktion dagegen starteten - die die Betreiber teuer zu stehen kam. Die Nummer wurde oft genutzt, allerdings nicht nur von Frauen, sondern auch von Trollen und Hatern:
"Die üblichen Maskulinisten. Die haben sich auf einer Website über ein Forum zusammengetan und 16.000 SMS ausgelöst",
sagt Kostolnik. Die Betreiber hätten sogar auch Morddrohungen erhalten.
16.000 SMS - "das hat die Organisatoren – ein Mann und eine Frau – überrollt und sie sehr viel Geld gekostet. Darum haben sie sich entschlossen, die Nummer vorübergehend einzustellen."
Über eine Crowdfunding-Aktion versuchten sie nun, an Geld zu kommen, erzählt Kostolnik.

#VerpfeifdeinSchwein anstatt #Metoo

Neben dem auch in Deutschland gebräuchlichen Twitter-Kürzel #Metoo sei in Frankreich vor allem das Kürzel #balancetonporc (sinngemäß "Verpfeif dein Schwein") populär.
"Sehr viele Frauen haben auf Facebook und Twitter davon berichtet. Gerade auch wieder eine Bekannte von mir hat gesagt: Ich zeige jetzt meinen ehemaligen Vorgesetzten an und hat den Namen auch genannt: Also name it und shame it, weil auch in Frankreich jetzt langsam durchsickert, es sind nicht die Frauen, die sich schämen sollen, sondern es sind die Männer, die sich schämen sollen. Also man versucht das zu drehen - und das ist das Wichtige daran."
(cosa)
Mehr zum Thema