"Affären à la Carte"

15.07.2009
Vier Paare und zwei Singles treffen sich zu einem Abendessen und loten zwischen Käse und Rotwein die Untiefen menschlicher Beziehungen aus. Der Abend führt zu allerlei Turbulenzen und Gefühlschaos, doch ein Jahr später treffen sich alle wieder.
Ein Abendessen mit Freunden in Paris. Die Stadt ist im Fieber, denn wie immer an diesem Tag wird die Fete de la Musique auf den Straßen gefeiert. Gastgeber wie Eingeladene sind davon angesteckt. Man weiß nicht, wer kommt, wer wen mitbringt, und die Zeit für die Vorbereitungen ist knapp. ML - Marie Laurence, die Karrierefrau (Karin Viard) - wird auch diesen Abend nicht ungenutzt verstreichen lassen, während ihr Ehemann Piotr (Dany Boon) offensichtlich gerade genussvoll eine Auszeit zelebriert.

Vier Paare und zwei Singles versammeln sich schließlich am Tisch, im Kopf alles andere als Entspannung, sondern den Ehestreit von vorhin im Auto, Trennungsgelüste oder geheime Verliebtheiten. Es sind nicht die Singles, die an diesem Abend in neue Amouren stürzen, das wäre zu simpel, schließlich bietet Danièle Thompsons Boulevardstück das typisch französische Arrangement, bei dem zwischen Käse und Rotwein ironische Spitzen und dramatische Auftritte die Tiefen und Untiefen menschlicher Beziehungen ausloten, durchaus mit mehr als einem Körnchen Wahrheit.

Für die Darstellung des wer, wann mit wem brauchte man einen ganzen Stammbaum. Am Ende sind die Beziehungen von Leuten, die eigentlich alles haben, um glücklich zu sein, gründlich verkorkst.

Dass das Zusehen diesmal mehr Freunde macht als sonst, liegt an der Komplexität der Figuren, vor allem aber an einem dramaturgischen Kunstgriff. Das Karussell auch dieses französischen Beziehungsfilms dreht zwar immer dieselben Runden, aber diesmal geht es weiter.

Ein Jahr später und etliche Beziehungsturbulenzen weiter, sieht man sich wieder an einem 21. Juli bei ML am Tisch. Das Überraschende ist, dass die beiden Abende raffiniert verschränkt werden, so dass für den Zuschauer Glücksblasen platzen, bevor die Beteiligten überhaupt das Drama kommen sehen. Das gibt dem Ganzen ungewöhnlichen Reiz und schöne Ironie.

Frankreich 2009. Regie: Danièle Thompson. Darsteller: Karin Viard, Dany Boon, Marina Fois, Patrick Bruel, Emmanuelle Seigner. 100 Minuten, o.A.

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