Adventskalender - 16. Türchen

Die Schuld der Söhne

Von Hans Heimendahl · 16.12.2015
Jan Koneffke erzählt in seinem Roman "Ein Sonntagskind" die Geschichte seines eigenen Vaters und verbindet darin Kriegs- und Nachkriegszeit. Das Buch ist ein Generationenporträt, das den Umgang der Nachgeborenen mit der Schuld aus der Nazizeit beleuchtet.
Konrad Kannmacher, die Hauptfigur von Jan Koneffkes Roman "Ein Sonntagskind", wird als junger Mann ein Kriegsheld wider Willen. Eigentlich ein Feigling, bewährt er sich als junger Soldat in gefährliche Kommandos, schießt in bedrängten Situationen um sich und wird sogar mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet. Er überlebt und wird geplagt von seinem schlechten Gewissen, zum einen seinem nazikritischen Vater gegenüber, der dagegen war, dass sein Sohn in den Krieg ging, aber vor allem sich selbst gegenüber.
Er kann sich nicht verzeihen, so feige gewesen zu sein, nicht gegen die herrschende Ideologie aufzubegehren. Die Schuld, die er als Soldat auf sich geladen hat, bestimmt seinen Lebensweg. Er wird Lehrer, schließlich ein linker Philosophieprofessor, der in den 70er Jahren sogar Terroristen unterstützt, aber auch das wieder wider Willen. Jan Koneffke liefert mit der Biographie Konrad Kannmachers, in der er den Lebensweg seines Vaters verarbeitet, ein Generationenporträt, in dessen Mittelpunkt der Umgang der Nachgeborenen mit der Schuld steht.

Jan Koneffkes: Ein Sonntagskind
Verlag Galiani, Berlin 2015
592 Seiten, 24,99 Euro

Adventskalender 2015
Redakteurinnen und Redakteure von Deutschlandradio Kultur haben auch dieses Jahr wieder einen sehr persönlichen Adventskalender gebastelt. Jeden Tag wird ein Türchen mit Buchgeschenktipps geöffnet: Klassiker und Comics, Sachbücher und Ratgeber, Kinderbücher und Kunstbände oder Hörbücher. Allen ist dabei eins gemein: Sie wurden mit Herzblut ausgesucht und sollen Lust machen aufs Lesen, aufs Hören und aufs Schenken!

Mehr zum Thema