Actionfilm ohne überzeugende Actionszenen

Von Susanne Burg · 10.02.2012
Bollywood-Star Shah Rukh Khan spielt den Superbösewicht in "Don 2 - The King is Back". Bei der Berlinale feiert der Film Deutschlandpremiere. Die Erwartungen sind hoch: Es ist der erste indische Film, der flächendeckend in die deutschen Kinos kommt und für ihn flossen deutsche Fördergelder.
"Entspannen Sie sich, Diwan, es ist nicht schwer, Don zu fassen, es ist unmöglich."

Und los geht eine wilde Verfolgungsjagd. Eine von gefühlt drei Dutzend Verfolgungsjagden. Superstar Shah Rukh Khan spielt einen Superbösewicht. Der ist so böse, dass die ganze Welt hinter ihm her ist. Weswegen er auch häufiger mal das Land verlassen muss und schließlich in Berlin landet. Logisch ist das im Detail nicht immer, aber dafür sehr actionreich.

"Das Auto, in dem die beiden unterwegs waren, wurde heute in Berlin gesichtet. Fliegen Sie noch heute da hin."

Das wiederum führt dazu, dass auch das Brandenburger Tor, der Tiergarten und ein U-Bahnhof der Ort wilder Verfolgungsjagden wird und Berlin bei den Drehs im November 2010 Kopf stand - 50 Tage lang.

"Johnny Depp, Brad Pitt – alle zusammen in einen Mixer und dann kommt raus Shah Rukh Khan."

Jetzt – 15 Monate später – ist die Unruhe bei den deutschen Beteiligten groß: Shah Rukh Khan hat Fieber. Und nachdem erst fraglich war, ob er überhaupt nach Berlin kommt, reist er wohl immerhin zur Premiere am Samstag an. Ein bisschen Erleichterung macht sich breit, denn die Erwartungen sind hoch: "Don – The King is Back", ist der erste indische Film, der flächendeckend in die deutschen Kinos kommt – schon am nächsten Donnerstag. Und während er in Indien sehr gut lief, ging es mit den Zuschauerzahlen in Ländern wie Großbritannien und den USA nach dem ersten Wochenende rasant bergab. Das macht auch den deutschen Verleiher, Stefan Holl von Rapid Eye Movies etwas nervös:

"Es gibt diesen Drop, diesen Rückgang von der ersten zur zweiten Woche. Der ließe vermuten, dass eigentlich nur die Fans schauen kommen, aber es darüber hinaus schwer ist, ein nicht Bollywood-affines Publikum zu erreichen, das finde ich, ist jetzt die Frage in Deutschland. Das ist im Moment Kaffeesatzleserei. Aber wissen tun wir es sehr bald, nämlich nächste Woche."

Jahre lang hat sich Berlin darum bemüht, den indischen Superstar für eine Produktion in die Stadt zu bekommen. Zum einen, weil er eben einen Star ist, zum anderen aber auch, weil man sich erhofft hat, dass Scharen indischer Fans nach Berlin pilgern, denn die folgen ihrem Idol überall hin. So war es zumindest bei anderen Filmen.

"Ich finde Don sieht toll aus, Berlin sieht toll aus, in der Mischung ist das natürlich unschlagbar."

Ganz überraschend ist diese Aussage von Kirsten Niehuus nicht, der Chefin des Medienboards Berlin-Brandenburg, hat doch die Filmförderung hat die Produktion immerhin mit einer halben Million Euro unterstützt – und auch der Deutsche Filmförderfonds DFFF war mit von der Partie. Um Geld aus dem DFFF zu bekommen, musste auch ein Deutscher eine mehr oder minder bedeutende Rolle bekommen. Nun stolpert also Florian Lukas als deutscher Polizist etwas hilflos durchs Bild und man wird den Eindruck nicht los, dass dies wirklich nicht mehr als eine reine Alibi-Rolle ist. Ansonsten tauchen im Abspann größtenteils indische Namen auf.

"Ich glaube, das Missverhältnis liegt daran, dass indische Teams etwas anders arbeiten. In Indien ist es so, dass Manpower viel weniger kostet, deshalb will ich ketzerisch sagen, dass ein Job, der in Deutschland von einer Person gemacht wird, in Indien möglicherweise von drei gemacht wird. Weil es weniger kostet."
Das ist eine mögliche Erklärung. Man könnte auch sagen, dass die Deutschen keine besonders gleichberechtigten Partner waren. Und auch das mit der internationalen Premiere auf der Berlinale hat nicht ganz geklappt. "Don 2" ist im Dezember schon in 40 Ländern angelaufen.

Nun bleibt also abzuwarten, wie das deutsche Publikum reagiert. Fans, die klassisches Bollywood-Kino mit viel Romantik und Tanz erwarten, dürften eher enttäuscht sein. "Don 2" ist ein Actionfilm. Allerdings funktioniert ein Actionfilm nur dann, wenn die Actionszenen überzeugen. Und auch das ist leider nicht der Fall.
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