3D-Streifen sorgen für die Millionen

Von Jürgen König · 15.12.2010
"Avatar", "Harry Potter" und "Alice in Wonderland" zogen in diesem Jahr viele Besucher in die Kinos - und spülten damit das meiste Geld in die Kinokassen. Die Bilanz des Filmjahres fällt positiv aus und auch für 2011 kündigen sich weitere 3D-Hochkaräter an.
114,3 Millionen Menschen haben sich in Deutschland zwischen dem 1. Januar und dem 12. Dezember 2010 eine Kinokarte gekauft – und gaben dafür gut 847 Millionen Euro aus. Das sind fast 17 Prozent weniger Besucher als im Rekordjahr 2009, der Umsatz aber fiel nur um vier Prozent geringer aus – weil die Kinos bei den 3D-Filmen höhere Preise ansetzen konnten.

Vor allem das brachte den Umsatz, etwa der 3D-Film "Avatar", der allein – durch gut 11 Millionen Besucher - über 114 Millionen Euro einspielte. "Harry Potter und die Heiligtümer des Todes - Teil 1" brachte 35 Millionen Euro ein, "Alice im Wunderland" 28 Millionen. Erfolgreichster deutscher Film: das Roadmovie "Friendship!" von Markus Goller, 1,5 Millionen Besucher wollten Matthias Schweighöfer und Friedrich Mücke sehen, über zehn Millionen Euro flossen hier in die Kinokassen.

Alles in allem ist man zufrieden mit dem Filmjahr 2010 und freut sich noch mehr auf 2011, wenn besonders viele neue deutsche Filme in die Kinos kommen. Johannes Klingsporn, Geschäftsführer des Verbandes der Filmverleiher:

"Das ist eine Entwicklung, die sich jetzt so seit 15 Jahren so langsam entwickelt hat, dass junge Leute in die Branche reinkommen, dass diese jungen Leute Interesse haben an neuen Geschichten, und dass diese jungen Leute sich auch messen wollen an dem Erfolg an der Kasse und nicht nur – in Anführungszeichen – an den Erfolgen auf Festivals und ähnliches mehr. Sondern: der Film soll auch von möglichst vielen Menschen gesehen werden."

Ist also die Zeit des hohen künstlerischen Anspruchs im Kino vorbei? Matthias Schweighöfer, der im nächsten Jahr mit "What a man!" seinen ersten eigenen Film zeigen wird, er meint: ja.

"!Also es wird immer mehr natürlich auch Unterhaltung. Von den deutschen Filmen, was wirklich am stärksten funktioniert, sind ja die Familienfilme oder die Komödien, die einfach Massen wirklich ins Kino ziehen... so ne Sachen wie, nehmen wir als Beispiel "What a man!" – die so einer Gesellschaft einen Spiegel vorlegen, wo man sagt... oh Gott, stimmt, das ist ja meine Beziehung oder wat ha ick denn da jemacht, stimmt: der spricht ja da genau Sachen an... das sind so Leute... zieht Leute natürlich bestimmt ins Kino, immer Stoffe, die halt einen auch so vom Alltag mal wegnehmen.

Also ich glaube, zur heutigen Zeit, wo viele Leute viel Stress haben und auch halt wirklich... alle immer so nach vorne und die Gesellschaft ist so schnell... ist Kino halt wie ein kurzer Urlaubsmoment. Das hat damit glaub ich zu tun... Stoffe, die einen ins Kino locken, wo man weiß, oahhh... mal kurz... zwei Stunden Freiheit von mir, von Arbeit, von privaten Sorgen – wie andere Leute zum Beispiel eben auch mal zur Massage gehen.""

Dem Unterhaltungsbedürfnis des Publikums kommt die Entwicklung des digitalen Kinos entgegen. In ihm sieht Johannes Klingsporn vom Verband der Filmverleiher die größten Chancen und Herausforderungen der nächsten Jahre – für die Filmemacher und die Kinobetreiber.

"Also zum einen ist es ganz wichtig, dass das Kino seine analoge Nische verlässt. Weil mit dieser Technologisierung, mit der Digitalisierung des Kinos, auch mit 3D – das Kino der Ort sein muss, in dem es die beste Technik gibt. Im Bereich des Bildes, aber eben auch im Bereich des Tones. Und vor dem Hintergrund ist 3D auch kreativ. Was Neues mit einem Zusatznutzen. Das hilft uns insgesamt, weil es das Kino spannend macht.

Das heißt aber nicht, dass die Zukunft der Kino-Filmproduktionen 3D-Produktionen sind. Weil nicht jede Geschichte braucht 3D. Aber ich glaube, dass diese Digitalisierung dazu führt, dass sich alle Kinos, die sich umrüsten, auch in diesen digitalen Welten bewegen müssen, das ist im Augenblick in vielen Kinos noch nicht der Fall. Viele unserer Zuschauer sind im Web 2.0, sind auf Facebook und auf anderen Plattformen, und da müssen wir mit lokalen Angeboten auch vertreten sein, und deshalb ist die Digitalisierung der Projektion eigentlich so ein Schub für die Digitalisierung sämtlicher Abläufe im Kino."

Auch im nächsten Jahr werden große 3D-Produktionen ins Kino kommen: der neue Film von Wim Wenders, "Pina" – eine Hommage an die Tänzerin und Choreographin Pina Bausch; Stephen Spielbergs Verfilmung der "Abenteuer von Tim und Struppi", der zweite Teil von "Harry Potter und die Heiligtümer des Todes", der vierte Teil von "Fluch der Karibik". Auch ein Wiedersehen mit deutschem Filmpersonal wird es geben in Fortsetzungen der Filmreihen "Männerherzen", "Keinohrhasen" oder auch der "Vorstadtkrokodile".

Fazit: Viel Aufbruch also in der Szene – nun müssen die Leute nur noch ins Kino kommen, damit der erträumte Umsatz von einer Milliarde Euro endlich erreicht wird.
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